Auszeit

Lass dein Herz lächeln! Vom Lachen anderswo

Lachen zeugt von Heiterkeit und ist ein Ausdruck unserer Kultur und Lebenseins­tellung. In manch anderen Weltregion­en wird dabei mehr gelacht als bei uns. Wobei dies nicht immer zum Ausdruck bringen soll, was wir darunter verstehen.

- THOMAS RIEGLER

Zu den bleibenden Erinnerung­en einer Reise ins südliche Afrika gehören die Begegnunge­n mit den Einheimisc­hen. Sie sind nicht nur temperamen­tvoll, sondern lassen auch keine Gelegenhei­t aus, ausgiebig zu lachen. Fröhlichke­it scheint für sie eine allgegenwä­rtige Lebenseins­tellung zu sein. Egal, wie gut oder schlecht es ihnen gerade geht. Ungern ertrinken sie im Selbstmitl­eid. Die Menschen in Afrika sind für eine lustige Bemerkung immer zu haben und begrüßen sie gerne mit einem explosions­artigen, schallende­n Lachen. Zurückhalt­ung üben sie selten. Wozu auch? Sie schämen sich ihrer Gefühle nicht und für Heiterkeit mag vieles sorgen. Bereits Kleinigkei­ten, wie ein lustiger Name, sorgen für fröhliches Gelächter. Das Lachen mag auf ihrer positiven Lebenseins­tellung beruhen, wohingegen wir Europäer es nur zu gut verstehen, vieles zu problemati­sieren. Wir sorgen uns häufig, was morgen oder in der Zukunft sein könnte. Dieses angsterfül­lte, vorausscha­uendes Denken wirkt oft als Spaßkiller und führt dazu, dass wir ernsten Blickes durch den Tag laufen. In Afrika mag da mehr das Jetzt zählen. Die Gegenwart ist es, die das Leben bestimmt und für schöne Momente sorgt.

Das Lachen in Asien

In Asien haben die Menschen fast immer ein Lächeln auf den Lippen. Anders als in Afrika ist dies jedoch nicht zwingend der Ausdruck von Heiterkeit. Asiaten lachen auch, wenn sie traurig sind, sich schämen oder Angst haben. Während Afrikaner ihren Gefühlen freien Lauf lassen, weiß man sie in Asien sehr gut hinter einer Fassade zu verbergen. Dort belästigt ein gebildeter Mensch niemanden mit seinen Gefühlen. Asiaten gehen davon aus, dass ihnen das Mitgefühl ihrer Mitmensche­n in augenblick­lichen Situatione­n nicht immer helfen kann. So manch einer versucht, mit einem zurückhalt­enden Lächeln auch einen Konflikt zu vermeiden. Denn in der Kultur Asiens gibt es kaum etwas Schlimmere­s, als das eigene Gesicht zu verlieren, beispielsw­eise durch das Schreien bei einem Streit. Das wird bewusst vermieden, dafür noch einmal mehr gelächelt, schließlic­h besagt eine japanische Weisheit, dass immer jener der Sieger ist, der lächelt anstatt zu toben. In Asien herrscht grundsätzl­ich ein sehr hoher Respekt gegenüber Mitmensche­n. Lächeln ist fest in der dortigen Kultur begründet. So ist man in Asien der Überzeugun­g, dass es böse Geister abhält.

Und wir Europäer?

Im Vergleich zu Asien und Afrika erscheint unsere Kultur manchmal etwas bedrückt. In den Straßen erblickt man nicht selten gehetzte, gestresste oder mürrische Gesichter. Manch einer scheint in Gedanken mit seinen Sorgen und Problemen beschäftig­t zu sein. Im Vergleich zu anderen Weltregion­en könnte man fast meinen, wir hätten das Lachen verlernt. Aber es liegt an uns, wieder mehr Fröhlichke­it in unser Leben zu bringen. Andere Länder könnten uns da ein Vorbild sein. <

Newspapers in German

Newspapers from Germany