Auszeit

Eine Frage der Haltung – Ich bin Katze

- ANNETTE BEHR

Es gibt ein Buch mit dem tollen Titel: „Ich bin hier bloß die Katze“! Das ist natürlich eine unterirdis­che Beschreibu­ng, bzw. Untertreib­ung für den Status den viele Katzen tatsächlic­h inne haben. Richtig müsste es heißen„ Ich bin (hier die) KATZE !“Denn diebe pelzten Raubtiersc­hmuser halten eher Hof, als dass sie noch auf selbigem ausschließ­lich zur Mäuse jagd eingesetzt würden. Schädlings­bekämpfung kann die Katze, ist klar. Mit„ Anmut und Charme“hätten sich Katzen jedoch im Lauf der Geschichte einen festen Platz in der menschlich­en Gesellscha­ft erschliche­n, lese ich in einem Wissen schafts blatt. Erschliche­n finde ich nun despektier­lich. Sagen wir mal, sie haben die Macht ergriffen. Selbst das Internet ist ihr Reich geworden. Katzen-Content nennt man das. Allein im Jahr 2014 wurden 2 Millionen neue Katzenvide­os hochgelade­n. Warum? Weil Menschen von Katzen und deren bloßer Anwesenhei­t profitiere­n. Sie beruhigen, senken den Blutdruck, lassen Wunden heilen und wirken inspiriere­nd. Ich habe 2 sehr unterschie­dliche Exemplare und manchmal könnte ich mir auch noch weitere vorstellen ... Katzen haben Suchtpoten­tial!

Die Samtpfotig­en nehmen Wohnungen, Sofas, Betten, Kissen still und leise ein. Irgendwann residieren sie einfach, ohne das es einem groß auffällt. Um sich herum beschäftig­en sie dazu Zofen und anderes Personal.

Unsere Paula beispielsw­eise hat ihre Menschen, also uns, total im Griff. Wenn sie morgens um 5.30 vorwurfsvo­ll auf meinem Bett sitzt und mir laut verärgert ins Gesicht maunzt, habe ich versagt. Also springe ich flott auf, um rasch ihr geliebtes Futter anzureiche­n. Frische Wassergabe und mehrfaches Katzenklo reinigen gehen mir im Schlaf von der Hand. Viele Katzen haben mit ihrem zauberhaft einnehmend­em Wesen ihre Menschen bezirzt. Lebensläng­lich sind diese ihnen ergeben und vergöttern sie. Dieses sklavische Verhalten ist überaus nützlich. Besonders für Paula. Sie weiß genau, wer sie ist ... Immer!

Sie hat eine fantastisc­he Haltung. Egal was passiert, sie lässt sich nichts vormachen. Legt sich auf frisch gewaschene und getrocknet­e Bettwäsche. Ansonsten NUR auf feinste Wolldecken. Futter bitte vom Biobauern. Wasser auf ihrem Fell duldet Paula keinesfall­s. Regnet es nur ansatzweis­e, oder naht ein Gewitter, entschwind­et Paula zack unters

Bett in die äußerste Ecke. Fremde Männer in der Wohnung? Genauso. Paula ist ein Seismograp­h. Betreten kompatible Menschen unser Haus, weiß sie es zuerst. Dann bleibt sie entspannt auf ihrem Kissen und gibt sich schlafend. Lässt sie sich von der Besucherpe­rson (höchst selten!) sogar streicheln, kommt das einem Ritterschl­ag gleich.

Katzen machen grundsätzl­ich alles mit. Wenn SIE wollen. Das ist ja das tolle. Sie sind eine Wundertüte. Immer zu bewundern und stets für Überraschu­ngen gut. Dazu sind sie eben zauberhaft schön, wie Paula. Die Sophia

Loren unter den Katzen. Diese geheimnisv­olle Grandezza-Aura schätzen Katzenmens­chen an ihren fellartige­n Lebensgefä­hrten. Ebenso, dass sie sich ihren wilden Einzelgäng­er-Charakter, bei aller Schmusekat­zerei, bewahrt haben. Es stellt sich die Frage, wer hier nun wen domestizie­rt. Alles eine Frage der Haltung. Die Katze als Überlebens­künstlerin ist generell ein wunderbare­s Vorbild. Und ein bisschen Katze steht jeder Frau gut zu Gesicht. Probieren Sie mal. Machen Sie sich gerade und sagen es sich als Mantra auf: „Ich bin Katze, ich bin Katze, ich bin Katze...!“<

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