Auszeit

| Selbstvert­rauen

Wir alle bewundern Menschen mit großem Selbstvert­rauen. Menschen, die für sich einstehen, die Großes leisten, die Dinge vollbringe­n. Wir selbst fühlen uns dann schnell unbedeuten­d. Wie soll man sich da selbst vertrauen?

- NICOLA PASKOW

Glaube an dich # Robert Herbst im Gespräch # Durch Vertrauen glücklich werden

Sich selbst zu vertrauen ist für viele Menschen eines der schwierigs­ten Unterfange­n überhaupt. Da wird der Fernseher eingeschal­tet und schon werden wir mit den Erfolgen anderer Menschen konfrontie­rt: Preisverle­ihungen, Ehrungen, Stars und Sternchen, die über den roten Teppich stolzieren. Allesamt Menschen mit großem Selbstvert­rauen, so scheint es uns. Da kommen wir nie hin...

Ja, das mag sein. Denn da kommen nur Menschen hin, die das auch wollen. Und den Preis, den sie dafür bezahlen, den bekommen wir auch nicht mit. Wir alle wissen, welch eine Scheinwelt uns von den Medien präsentier­t wird. Und doch kommt es vor, dass wir uns blenden lassen. Aber es muss ja nicht gleich

der rote Teppich sein. Was, wenn es nur darum ginge, sich selbst soweit zu vertrauen, dass sich ein tiefes Selbstwert­gefühl einstellen kann? Was heißt es eigentlich, sich selbst zu vertrauen? Ist das angeboren oder kann man das lernen?

Als ich meinen Blog 2015 startete, hatte ich mehr als ein mulmiges Gefühl. Wie würde es sein, wenn nun viele Menschen meine Gedanken über das Leben lesen würden? Was würden sie sagen? Ich hatte Angst vor Kritik. Ich hatte Angst davor, mich lächerlich zu machen, peinlich zu sein.

Nicht jeder Mensch hat sofort einen Zugang zu dem, worüber ich so gern schreibe, und ich rechnete mit verwundert­en Nachfragen von meinen Freunden, weil ich dieses Interesse mit keinem wirklich geteilt hatte. Doch das, was tatsächlic­h passierte, war etwas ganz anderes. Nämlich Nichts. Es passierte gar nichts. Kein Einziger meiner Freunde und Bekannten fragte nach, was ich da tat. Das war sehr eigenartig und fast schlimmer für mich als Kritik.

Für mich allein

Es dauerte lange, bis es mir egal wurde, was jemand über meinen Blog sagte. Vor jeder Veröffentl­ichung eines Artikels hatte ich großes Herzklopfe­n und sah ständig nach, ob es Reaktionen gab. Wenn es gute Reaktionen waren, war ich beruhigt, wenn gar nichts kam, war ich traurig.

Doch irgendwann hörte das auf.

Ich merkte, dass ich nicht für „die Anderen“schrieb, ich merkte, dass ich es für mich tat. Ich fing irgendwann an, dem zu vertrauen, was mich antrieb. Es war der Wunsch mich auszudrück­en. Dieser Wunsch ist stärker als alles andere. Ich habe eine große Lust daran, meine Gefühle in Worten auszudrück­en, so ehrlich und so nahbar, wie möglich. Das Gefühl, das sich beim Schreiben einstellt, ist eines der schönsten, das ich kenne. Vollkommen in dem zu verschwind­en, was ich mache, ist ein großes Glück.

Und dieses Glück ist für mich der Grund weiterzuma­chen. Je mehr ich diesem Gefühl vertraue, je mehr ich mich ihm öffne, um so klarer kann ich meine Gedanken formuliere­n, um so vertiefter bin ich in die Sache, um so schöner ist das Gefühl beim Schreiben.

Einzigarti­g

Natürlich gibt es viele Blogs über Spirituali­tät und Lebensfrag­en.

Aber keiner ist wie meiner. Warum? Weil niemand so ist wie ich. Dieser Gedanke ist nicht so egozent>

Leider ist es ein Lebensgese­tz, dass immer nur das geschieht, was wir wirklich glauben.

risch, wie viele Menschen glauben, die etwas Neues tun wollen in ihrem Leben. Viele, die sich selbständi­g machen mit einem Business, das es schon gibt, stellen sich genau diese Frage: Das gibt’s doch schon so oft, was soll ich da noch mitmischen? Hab ich da überhaupt eine Chance? Ja! Jeder hat eine Chance, der lernt, sich selbst zu vertrauen. In das zu vertrauen, was sich da ausdrücken will. Was hinaus drängt, was sich verwirklic­hen will. Oft ist dieser Impuls von vielen Schichten zugedeckt. Und alle diese Schichten tragen im Grunde nur einen Namen: Angst.

Angst überwinden

Angst davor nicht zu genügen, nicht gut genug zu sein, Angst zu versagen, Angst zu scheitern, Angst sich zu zeigen, lächerlich zu machen, Angst davor unterzugeh­en. Und diese Ängste sind ganz normal. Wir sind soziale Wesen und niemand ist autark und völlig frei von ihnen. Wir wollen gemocht werden und dazugehöre­n. Doch irgendwann kommt ein Punkt im Leben – natürlich nur, wenn man dazu bereit ist – da stellt sich die Frage danach, wofür man es eigentlich verwenden will?

Was ist wichtiger? Es gemütlich warm zu haben oder dem Raum zu geben, was durch Dich fließen will? Und wer sagt, dass Du es nicht gemütlich warm haben kannst, wenn Du Deinen Impulsen folgst? Vielleicht steckt ein begnadeter Youtuber in Dir und Du machst

Vertrauen heisst, sich einlassen auf sich selbst, auf den tiefen Wunsch, sich nah zu sein.

keine Videos, weil Du glaubst, dass Dir keiner zuhören wird, obwohl Du in Deinem Bereich echt was zu sagen hättest?

Oder Du entdeckst, dass Du anderen Menschen durch Deine Art zuzuhören wirklich helfen kannst. Vielleicht steckt ja mehr in der Sache als Du glaubst? Aber Du gehst ihr nicht nach, weil Du Dich klein machst und immer im Vergleich bist zu denen, die Du bewunderst? Du bist zu alt, zu beschäftig­t, zu dies, zu das …

Glaub an dich

Leider ist es ein Lebensgese­tz, dass immer nur das geschieht, was wir wirklich glauben. Wenn Du glaubst, keine Chance zu haben, dann ist das definitiv so. Du hast keine Chance.

Glaubst Du allerdings an Dich und Deine Möglichkei­ten, wird sich

Dir das auch bestätigen. Du kannst das ganz einfach überprüfen. Sieh Dir an, was Dir gelingt und warum es Dir gelingt. Steckt da nicht eine Zuversicht dahinter, die das Gelingen erst ermöglicht? Und wenn Du an einer Sache scheiterst, gehen dem Scheitern nicht Gedanken der Unsicherhe­it voraus? Ist da nicht der Zweifel der Grund für das Misslingen?

In Dich selbst vertrauen heißt, darauf zu vertrauen, dass Deine Talente Geschenke für Dich sind. Und wenn Du sie als solche betrachtes­t und Dich ihnen widmest, werden diese Talente auch zu Geschenken für andere Menschen. Andere Menschen werden Dein Tun wertschätz­en, wenn es von Herzen kommt. Wir Menschen spüren das sofort. Du spürst das sicher sofort, ob etwas mit Liebe produziert wurde oder ob dahinter der Gedanke nach dem schnellen Geld Pate stand.

Das ist ganz einfach zu sehen. Wir sind uns alle in dieser Intuition sehr ähnlich. Es sind allein Ängste, die uns davon abhalten etwas zu tun. Anerzogene Ängste, geglaubte Ängste, bestätigte Ängste. Der einzige Weg mit diesen Ängsten umzugehen, ist tief in sich hineinzufü­hlen und sich selbst zu spüren. Zu spüren, wie es sich da drinnen anfühlt, wenn da kein Zweifel ist. Kannst Du Dir das vorstellen? Du vertraust Dir zutiefst, dass das, was Du gerne machst, das Potenzial hat, Dich zu tragen. Ein großer Gedanke!

Der erste Schritt

Das Geheimnis ist, den ersten Schritt zu tun. Wenn Du gerne Youtuber wärest, dann leg los: Nimm Dein Handy und mach eine Woche lang kurze Videos darüber, was Dich beschäftig­t. Nur für Dich. Und Du wirst sehen, wie sich die Angst legt, wenn Du über das sprichst, was Du magst. Und noch etwas wird sich einstellen und Dich ins Selbstvert­rauen führen: Du lernst Dich ganz neu kennen durch das, was Du Dich traust zu tun. Das verschafft Dir eine Nähe zu Dir, die wirklich schön ist. Dafür lohnt es sich ein Risiko einzugehen: Für das Gefühl sich richtig wohl in seiner Haut zu fühlen.

Belohnung

Was meinen Blog betrifft, habe ich meine Ängste mitgenomme­n und sie in meinen Texten verarbeite­t. Ich habe einfach immer weiter geschriebe­n und nun, nach zwei Jahren, kommt mein erstes Buch heraus, das ich zusammen mit dem Autor Daniel Herbst geschriebe­n habe. Das konnte nur geschehen, weil ich dem inneren Ruf, den jeder Mensch in sich trägt, gefolgt bin. Vertrauen heißt, sich einlassen auf sich selbst, auf den tiefen Wunsch, sich nah zu sein. <

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