112 | Wenn Männer kochen...
# ...sollte Frau besser nicht Zuhause sein
Wir Männer lieben das Außergewöhnliche, sind stets bereit neue Horizonte, neue Welten zu entdecken und zu eroben. Auch kulinarisch. Besonders Gewürze aller Art laden uns ein, mit ihnen zu experimentieren. Meist jedoch zum Ärger unserer Frauen. “Freies kombinieren aller möglichen Zutaten sorgt für Abwechslung.”
Wie ich aus meinem Bekanntenkreis weiß, würden wir Männer durchaus gerne kochen. Man lässt uns nur nicht. Zumindest nicht, wie wir wollen. Denn der siebte Sinn unserer Frauen verrät ihnen, dass wir wohl etwas anders kochen würden als sie. Wir sind es jedenfalls nicht, die für ein Standardmahl 100 Pfannen und Töpfe brauchen. Wir kommen auch mit einem oder zwei zurecht. Einfach weil wir wissen, dass im Magen ohnehin alles zusammen kommt. Also kann man auch alles in einem Topf zubereiten. Das hat auch den Vorteil, dass danach weniger zu spülen ist.
Kochen macht zudem erst richtig Spaß, wenn man Neues ausprobiert. Diese Leidenschaft scheint einigen Frauen verloren gegangen zu sein. Sie kochen immer das, was man kennt und von dem man weiß, wie es zu schmecken hat. Greifen wir Männer, also auch ich, zum Kochlöffel, ist der Ausgang ungewiss. Also Abenteuer pur. Freilich weiß auch ich, wie ich das Chaos im Kochtopf vermeiden kann und zaubere mancherlei kulinarische Freu- den. Zumindest aus meiner Sicht. Denn meine Damen meinen dazu meist nur: „Bääh!“Also bemächtige ich mich nur der Küche, wenn ich alleine bin.
Immer anders
Zu meinen persönlichen Highlights zählt der Männereintopf. Er ist nicht nur leicht zuzubereiten, sondern auch überaus variabel bei seinen Zutaten. Als Grundlage dient Reis. Zu ihm kommt dazu, was gerade da ist oder sich in den geheimen Winkeln der Küche so findet. Wichtig sind jedenfalls Mais und Erbsen. Die mögen meine Mädels zwar nicht, aber die halten ja ohnehin nichts von meinen Kochkünsten. Also bleibt mehr für mich. Frei nach dem Motto, einmal kochen, drei Mahlzeiten. Weiter kommen in den Reis klein geschnittene Würstchen rein. Gewürfelte Ananasstückchen, erntefrisch aus der Konservendose, dürfen es freilich auch sein, genauso wie Hackfleisch oder einfach Reste vom
Vortag. Freies kombinieren ist hier erlaubt. Vor allem ungewöhnliche Kreationen, also Zutaten, die vermeintlich gar nicht reinpassen, machen den Männereintopf abwechslungsreich und sorgen dafür, dass er immer etwas anders schmeckt. Das ist genauso, wie bei der Tagessuppe im Gasthaus. Die heißt auch jeden Tag gleich, schmeckt aber immer anders.
Das wichtigste beim Männereintopf sind aber die Gewürze. Auch hier zählt, was da ist. Hauptsache, möglichst scharf. Also erstmal eine anständige Brise Pfeffer, Chili und Tabasco dürfen natürlich auch nicht fehlen, genauso wenig wie Paprika und Curry. Beide sorgen für die entsprechende Farbgebung des Mahls. Weißer Reis würde sich schließlich auf dem Teller etwas langweilig machen. Selbst Wasabi-Paste ist als zusätzliches Gewürz eine Überlegung wert. Da sie jedoch ziemlich scharf ist, sollte sie nur in Maßen beigemengt werden. Regelmäßiges kosten ist dabei unumgänglich. Schließlich beschreitet man beim Würzen eine schmale Gratwanderung: Man muss rechtzeitig erkennen, wie viel an Schärfe das Gericht noch verträgt und wie viele weitere Gewürze noch in die Kreation gemischt werden können. All das will mit viel Liebe zubereitet werden. Zum guten Gelingen braucht es natürlich auch die entsprechende akustische Unterma- lung. Sprich, die HiFi-Anlage in der Küche muss die nötige Leistung haben, um das gesamte Haus entsprechend zu beschallen. Mann will ja auch was hören, wenn er gerade aus dem Keller Zutaten holt. Wichtig ist natürlich auch, dass Mann alleine zu Hause ist, wenn er seiner Kochleidenschaft nachgeht. Nur so ist sichergestellt, dass nicht die Frau des Hauses am Lautstärkeregler und beim Kochen mitreden will. Denn dann würde es heißen: „Das darf nicht rein und das schon gar nicht und das sowieso nicht!“Und schon wäre es vorbei mit dem außergewöhnlichen Gericht, das zugegeben nur mir schmeckt.
Zu viel des Guten
Idealerweise kredenzt man zum Männereintopf Milch. Mindestmenge 0,5 Liter. Sie dient primär als Schärfelöscher. Bereits ein Schluck genügt, um eventuell doch zu starkes Feuer im Mund zu beseitigen. Sie hatte ein lieber Kollege vergessen. Der hatte sich Kochtipps von mir geholt und den Hinweis, nur ja nicht zu sehr mit Pfeffer und Co. zu sparen, zu sprichwörtlich genommen. Dass der gute Mann noch nie was von abschmecken gehört hatte, konnte ich freilich nicht ahnen. Er fand jedenfalls, dass in seinen Eintopf eine halbe Packung extrascharfer Pfeffer rein müsse. Bereits nach dem ersten herzhaften Bissen verspürte er einen Großbrand von der Mundhöhle über die Speiseröhre bis in den Magen und litt fürchterlich, bis der Schmerz allmählich wieder abklang. Ein typischer Fall von selbst schuld.
Vielleicht ist es auch ganz gut, dass mir nur selten der uneingeschränkte Zutritt zur Küche gewährt ist. So bleiben meine Kreationen auch für mich etwas Außergewöhnliches, etwas, worauf ich mich freuen kann. Ich koche übrigens nicht immer scharf. Ab und zu darf es auch mal ein Kuchen für alle sein. Quasi als nette Überraschung und garantiert ohne Pfeffer!
“Greifen wir Männer zum Kochlöffel, ist der Ausgang ungewiss.”