082 | Ich mach das jetzt!
# Mein Weg zum Mittelpunkt der Erde
Ulla Lohmann hatte schon als Kind einen Traum: Vulkane sehen und erleben. Doch es dauerte viele Jahre, bis sie ihren Weg zum Herz der Erde fand.
Es war ein einziger Schritt, der meine Sicht auf die Welt veränderte: ein Schritt zum Abgrund, zum Rand des Vulkans. Fast verlor ich das Gleichgewicht, denn auf diesen Anblick war ich nicht vorbereitet. Weit unter mir brodelte die Lava und ein riesiger Lavasee warf seine Schlacken nach oben. Seine Hitze traf mich wie eine Wand. Die Gase brachten meine Augen zum Tränen. Vor mir lag das offene Herz der Erde. Und ich stand davor. Vor dieser Urkraft, die alles Leben auf der Welt geschaffen hat und gleichzeitig alles zerstören kann. Jedes Mal, wenn mich ein Schwall heißer Luft erreichte, schauderte ich und bekam Gänsehaut. Ich war 19 Jahre alt. Für mich verwirklichte sich gerade ein Kindheitstraum. Jetzt war ich in Vanuatu in der Südsee. Aber anstatt mich zu freuen, brodelte eine merkwürdige Unruhe in mir auf.
Der Lavasee lag über einen halben Kilometer unter mir. Wie wäre es erst, noch näher dran zu sein? Die Fontänen über meinen Kopf spritzen zu sehen, die Geräusche noch intensiver zu hören, und die Strahlungswärme der 1 200 °C der Lava am ganzen Körper zu spüren? Da unten war noch nie ein Mensch gewesen. Wie wäre es wohl, der erste Mensch auf der Welt zu sein, der seinen Fuß dort hinsetzt?
Und schon fühlte ich einen Wunsch in mir aufsteigen, der wie ein heranrasender Zug immer stärker und lauter wurde: Ich wollte in diesen Schlot hinein, ich wollte mich abseilen und ganz nah am Lavasee