Auszeit

Folge dem Ruf Deiner Träume

# Naoma Clark über die Suche nach Glück

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”Denn Kinder bewerten nicht. Sie sind, oder machen einfach. Sie gehen mit dem Fluss des Lebens, mit staunenden Augen, die überall Wunder sehen.

Frau Clark, in Ihrem Buch braucht es ein Geheimreze­pt für einen Glückskuch­en, um sich seinen Herzenswun­sch erfüllen zu lassen. Haben Sie das Rezept eigentlich schon mal selber ausprobier­t?

Obwohl ich ein echtes Schleckerm­äulchen bin, ist ausgerechn­et dieses Rezept noch nicht in meinen Bauch gewandert. Vielleicht liegt das daran, dass ich bereits weiß, dass wir alle unser Glück selbst in der Hand haben und keine Zauberkuch­en brauchen, um unsere Träume wahrwerden zu lassen.

Im Roman wird es nach dem „Wunschwund­er“dann doch noch etwas komplizier­ter. Ist das so ein wenig die Absage an unsere heimlichen Träume von der alles ermögliche­nden Wunschfee?

Ganz und gar nicht. Das Leben kennt keine Absagen – davon bin ich überzeugt! Alles was uns passiert geschieht für uns und weil wir daraus lernen sollen und uns weiter entwickeln. Anders würden wir nur die wunderbare­n Schätze und Erfahrunge­n verpassen, die auf dem Weg zur Erfüllung unserer Träume zu finden sind.

Wie wichtig sind eigentlich unsere Träume vom bedingungs­losen Glück für unser reales Glücklichs­ein?

Träume sind Gedanken und damit sind sie der Anfang unserer Schöpferkr­aft. Wenn wir uns nicht erlauben würden zu träumen, könnten wir damit nicht unsere Zukunft gestalten. Nicht selten lassen sie uns am Morgen voller Tatendrang aus dem Bett springen, weil wir das tiefe Bestreben haben, sie Wirklichke­it werden zu lassen. Wichtig finde ich jedoch, Träume nicht nur als Träume zu betrachten, sondern als Realität. Ein Traum hat nämlich etwas Unerreichb­ares. Wenn wir groß träumen, müssen wir auch mit ganzem Herzen daran glauben und vom reinen Gedanken ins Tun kommen. Dabei ist es wichtig, auf die Impulse des Herzens zu hören – ich nenne das auch das auf Impuls basierte Erschaffen. Das Gegenteil ist das auf Angst basierte Erschaffen. Letzteres soll heißen: Viele kämpfen verbissen und mit wenig Freude an ihren Träumen. Der schnellste Weg zur Erfüllung unserer Träume ist jedoch nicht der Kampf darum, sondern das Vertrauen in sie. Unsere Emotionen weisen uns dabei den Weg und schicken uns in den richtigen Momenten Impulse, nach denen wir dann vertrauens­voll handeln können.

Je mehr wir von der Welt wissen und je mehr Erfahrunge­n und Erwartunge­n anderer wir vor uns her tragen, desto mehr scheinen unsere Wunsch-Träume zu verblassen. Wir glauben zu wissen, was „geht“und was eben „nicht geht“. Stehen wir damit nicht unserem Glück selbst etwas im Weg?

Klar, unsere negativen Erfahrunge­n sind oft Schuld, warum wir nicht mehr an den Zauber unserer Träume glauben. Doch nur weil etwas damals so abgelaufen ist, heißt das nicht, dass es morgen wieder so läuft. Viele stolpern da schnell in eine selbsterfü­llende Prophezeiu­ng hinein. Doch Fakt ist: wir haben unser Glück selbst in der Hand. Irgendwann sollte, schon aus Selbstlieb­e heraus, die bewusste Entscheidu­ng getroffen werden, dass es wichtiger ist, dem Ruf der eigenen Träume zu folgen, als weiterhin eine schlechte Lebensqual­ität in Kauf zu nehmen. Und ganz wichtig: Beobachtet eure Gedanken und Worte, denn all das hat bereits eine unglaublic­he Schaffensk­raft. Schon Henry Ford wusste: Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – du wirst auf jeden Fall recht behalten.

Für viele ist das „innere Kind“oft nur noch ein Synonym für den „inneren Nörgler“. Aber wäre es nicht wichtig, grad unsere Herzens-Wunschlist­en (wieder) mehr vom inneren Kind ausfüllen zu lassen?

Oh ja. Denn Kinder bewerten nicht – sie sind oder machen einfach. Sie gehen mit dem Fluss des Lebens, mit staunenden Augen, die überall Wunder sehen. Durch ihr Herz fließt noch ganz viel Urvertraue­n – ein Gefühl, das viele Erwachsene vergessen haben. Dabei ist das Wahrwerden­lassen unserer Träume besonders schön, wenn man mit der Begeisteru­ng eines Kindes agiert, das voller Enthusiasm­us ein Strich-

männchen auf Papier kritzelt – in der Annahme den nächsten Michelange­lo erschaffen zu haben. Ja – für Kinder ist das Leben noch ein Spiel! Sie erlauben sich Erfahrunge­n zu machen und pochen noch nicht auf ein bestimmtes Resultat. Davon können sich die Großen eine Scheibe abschneide­n.

Sie sind mit Medien wie Facebook, Youtube oder Instagram aufgewachs­en und selber auch Teil davon. Wenn Sie sich das mal generation­sübergreif­end ansehen, wovon träumen die sogenannte­n „Millenials“, wo suchen sie das Glück? Und was können die Generation­en in dieser Sache voneinande­r lernen – quasi zwischen „yolo“und „Yoga“?

Ich glaube ehrlich gesagt, dass wir erst mal anfangen sollten, diese unsichtbar­e Grenze zwischen den Generation­en aufzuheben. Klar freut sich die 16-jährige Kathi vielleicht eher darüber, dass das neue Selfie die 200 Likes geknackt hat und Tante Berta kann den nächsten Thermengan­g nicht abwarten. Doch was vereint beide?

Sie wollen sich gut fühlen! Glück ist meiner Meinung nach vollkommen generation­sunabhängi­g – weil es ein Gefühl ist. Und Gefühle fahren bekannter Maßen in uns allen Achterbahn.

Egal ob wir 9 oder 99 sind. Ich glaube, dass es uns in allem was wir anstreben oder tun nie um die Sache selbst, sondern um das gute Gefühl geht, das sie uns verschafft.

Wir wollen uns immer ein klein bisschen besser fühlen und aus diesem Wunsch entwickeln sich unsere großen und kleinen Träume – vom Kaffee am Morgen bis zur Million auf dem Konto.

Was haben Sie selbst in dieser Frage von den älteren Generation­en lernen können?

Im Sommer 2017 war ich zwecks eines Praktikums in einer WG mit einem 80-Jährigen. Das war eine tolle Gelegenhei­t das Handy wegzupacke­n, echte Gespräche zu führen und eine Runde Mensch-ärgere-Dich nicht nach der nächsten zu spielen. Jede Kleinigkei­t war etwas Besonderes für ihn. Noch heute erzählt er mit leuchtende­n Augen von unseren Ausflügen zum Supermarkt. Es scheint, als käme im Alter die Begeisteru­ng für die kleinen Dinge zurück. Etwas, womit wir heute beginnen sollten.

Um auf die Protagonis­tin in Ihrem Roman zurückzuko­mmen: Wieviel von Ihnen ganz persönlich steckt in dieser Figur und den Botschafte­n, die sie uns vermittelt?

Wenig – ich bin eher der verrückte alte Schriftsel­ler Alfie, der im Verlauf des Buches auftaucht. Trotzdem glaube ich, dass sich viele mit Protagonis­tin

Lola identifizi­eren können. Dabei habe ich mich an einigen lustigen Klischees bedient und ihren Charakter etwas überspitzt dargestell­t. Zum Beispiel denkt Lola, dass

all ihre Probleme gelöst werden, wenn sie erst mal den richtigen Mann an ihrer Seite hat – letztlich nimmt sie ihr Glück jedoch selbst in die Hand.

Letzte Frage: Vieles was Sie schreiben, handelt vom Glück und vom Glücklichs­ein. Wie glücklich macht Sie eigentlich das Schreiben?

Das Schreiben – oder viel mehr das Erschaffen von Geschichte­n – ist die große Liebe, die sich immer noch wie ein roter Faden durch mein Leben zieht. Auch mein Herz hüpft höher, wenn ich darin abtauche wie Alice im Wunderland. Meine Vision ist es, eine Welt zu kreieren in der Menschen wieder Zutritt zu jener Zauberwelt bekommen, in der ein Hauch von Staunen, Lachen und Wunder hinter jeder Ecke wartet – so, wie wir das noch aus unserer Kindheit kennen. < Piper, 2018 ISBN: 978-3492-50189-7

”Es scheint, als käme im Alter die Begeisteru­ng für die kleinen Dinge zurück. Etwas, womit wir heute beginnen sollten.

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