"Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen.“
Der Jahresanfang ist noch gar nicht so lange her – es ist also gut möglich, dass viele von uns immer noch die „Das werde ich 2020 anders machen“-Liste am Kühlschrank zu hängen haben und jeden Morgen noch halbwegs optimistisch drauf schauen.
Aber je älter das neue Jahr wird, desto skeptischer wird unser Blick auf unsere Vorhaben. Dann schleichen sich die üblichen Gedanken ein, wie: „Das hat doch letztes
Jahr auch schon nicht geklappt.“oder „Hey, so schlimm ist es doch gar nicht, wenn ich das mit dem Fitnesscenter erst mal lasse. Die Schwiegermutter wird mich immer für zu dick halten.“
Es wird nicht lange dauern, bis sich ein großer Teil unserer guten Vorsätze in Luft aufgelöst hat, und das liegt nicht nur an der Überzeugungsarbeit unseres inneren Schweinehundes.
Natürlich gibt es tiefe Lebenskrisen, wo uns gar keine andere Chance bleibt, als uns auf neuen Wegen wieder ans Licht zu kämpfen. Aber viele andere Entscheidungen für einen Neubeginn liegen oft mehr oder weniger in unserem eigenen Ermessen. Das bedeutet, dass wir schon genau hinschauen sollten, an welcher Stelle wir tatsächlich dazu bereit sind neu anzufangen:
Entweder weil unsere Unzufriedenheit und unser innerer Widerstand zu groß werden oder weil das Neue, das oft Unbekannte und Unvorhersehbare, eine zunehmende Anziehungskraft entwickelt.
Aber manchmal ist es eben noch nicht an der Zeit.
Oder aber unser innerer Schweinehund hat unbemerkt die Seite gewechselt. War er bisher immer ein Verfechter, an allem festzuhalten, den Dingen ihren gewohnten Lauf zu lassen und am besten von der gemütlichen Couch zuzusehen, so taucht er plötzlich auf der Gegenseite auf. Er lobt das mögliche Neue, zieht uns förmlich zur aufgegangenen Tür und animiert uns quasi nebenbei, das Alte endlich loszulassen. „Bloß weg damit!“– das ist der Moment, misstrauisch zu werden. Denn neu anzufangen kann ja auch heißen, Altes loszulassen, weil man „keinen Bock“mehr drauf hat. Weil es zu schwierig scheint, unseren gewohnten Weg konsequent weiterzugehen oder weil beim Festhalten Entscheidungen getroffen werden müssen, die unbequem sind.
Da ist es tatsächlich manchmal leichter, sich in einen Neuanfang zu „flüchten“. Doch wer sich diesseits der Tür schon schwer tut, zu wissen, was er will, und wem es schwerfällt, dafür auch konsequent einzustehen, der wird genau diese Probleme auch auf der anderen Seite der Tür haben.
Man sollte also immer genau hinschauen, von welcher Seite aus unser innerer Schweinehund mitredet. Und es lohnt sich, neben den ganzen Neuanfängen auch mal auf die ToDo-Liste zu schreiben, woran man unbedingt festhalten will. Fange am besten schon jetzt damit an, es aufzuschreiben. Denn der nächste Jahreswechsel ist schneller da, als man glaubt ... <