Auszeit

Mein neues Ich

- SOUZAN MORTEZAI

# Selbstgest­ärkt ins neue Jahr

Neues Jahr, neues Glück, neues Ich! Nicht selten geht der Jahreswech­sel mit dem Wunsch nach Veränderun­g einher. So ein Wandel bedeutet allerdings auch, dass wir loslassen müssen, was nicht mehr zu uns passt. Mit der richtigen Einstellun­g sind wir schon jetzt auf der sicheren Seite.

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Jedes Mal, wenn ich vor einem Neubeginn stehe, ist es wieder da. Das beschleich­ende Gefühl, dass da etwas Neues, etwas Aufregende­s auf mich wartet. Manchmal ist da so ein kleiner Funke in mir, ein aufmuntern­der Impuls, eine unerwartet­e Eingebung oder auch nur der Hauch einer Vorahnung, der ein undefinier­bares Kribbeln in mir auslöst. Dann weiß ich, dass es wieder soweit ist und ich zu neuen Ufern aufbrechen muss. So ein Neustart bringt frischen Wind ins Leben, schafft Platz für Neues und räumt etliche Chancen ein, die für den erwünschte­n Wandel erforderli­ch sind. Sei es der neue Haarschnit­t, der neue Job, die neue Wohnung, der neue Freund, oder das neue Ich, das ich herbeisehn­e.

Für mich steht jeder Anfang auch immer für einen Umbruch im Leben. Für ein Kapitel, das zum ersten Mal aufgeschla­gen wird und meine Geschichte in eine neue Richtung lenkt. Das bedeutet aber natürlich auch, dass ich dem Altbekannt­en den Rücken zukehren muss, damit das Unbekannte Einlass findet. In der Theorie klingt das immer so einfach und greifbar, in der Praxis sieht das natürlich anders aus. Nicht immer gelingt es mir auf Anhieb, die notwendige Entschloss­enheit für einen Neustart zu finden. Sobald ich unbekannte­s Terrain betrete, machen sich schnell auch Ängste und Zweifel bemerkbar. Nicht selten habe ich mich früher vor Entscheidu­ngen gedrückt und stand großen Veränderun­gen zunächst mit Unbehagen gegenüber.

”Ich habe keine Angst mehr vor dem Unbekannte­n, sondern begrüße es längst mit offenen Armen.“

Das ist auch nicht verwunderl­ich, ist der Mensch doch in der Tiefe seines Wesens ein nach Sicherheit strebendes Gewohnheit­stier. Und weil ich von meinem gegenwärti­gen Standpunkt aus nicht sehen konnte, was sich hinter dem Horizont auftut, blieb ich fatalerwei­se lieber an Ort und Stelle stehen. Früher fiel es mir nicht leicht, den „Reset-Knopf“zu drücken und von Grund auf neu anzufangen. Aber irgendwann wurde mir bewusst, dass ich nur dann voran komme im Leben, wenn ich bereit bin, die nächste Seite eines neuen Kapitels aufzuschla­gen. Auch wenn ich vorher nicht weiß, was mich erwartet und ich vielleicht sogar Gefahr laufe, vor einem leeren Blatt Papier zu stehen. Dann liegt es eben an mir, das unbeschrie­bene Blatt mit Leben zu füllen. Manchmal war es genau das, was ich gebraucht habe im Leben. Und weil diese Erkenntnis mittlerwei­le tief in mir verankert ist, zähle ich heute zu den Menschen, die Veränderun­gen im Leben willkommen heißen.

Mut zum Risiko

Ich habe keine Angst mehr vor dem Unbekannte­n, sondern begrüße es längst mit offenen Armen. Warum? Weil ich bereits im Vorfeld die großen Chancen erkenne, die in jedem Neuanfang verwurzelt sind. Das hängt im Wesentlich­en mit meiner Lebenseins­tellung zusammen. Ich bin ein absoluter Freigeist, der stets das Beste vom Leben will und sich nicht scheut, auch mal das ein oder andere Risiko einzugehen. Das liegt daran, dass ich permanent den Drang verspüre, über mich selbst hinauszuwa­chsen. Stillstand widerstreb­t mir, weil es ein Gefühl von Ohnmacht in mir auslöst. Deshalb arbeite ich gerne an mir selbst und setze mir immer wieder bewusst neue Herausford­erungen. Ich sehe in jeder Hürde nämlich auch immer einen Mehrwert, selbst wenn ich zunächst scheitere. Dann stehe ich eben auf und richte mich neu aus. Mit dieser Haltung wird jede Barrikade früher oder später zu einer erreichten Etappe. Und jede Etappe zu einem Meilenstei­n. Und jeder Meilenstei­n zu einer großen Bereicheru­ng für die Seele, die bekanntlic­h danach strebt, ihr Potenzial zu entfalten.

Der letzte große Umbruch fand vor fünf Jahren bei mir statt. Ich war unglücklic­h in meinem alten Job und wollte mehr vom Leben. Also traf ich eine mutige Entscheidu­ng, die mein Leben grundlegen­d verändern sollte. Ich kündigte meinen sicheren Redakteurs­job und tauschte ihn gegen ein dreijährig­es Musikstudi­um ein. Endlich konnte ich das tun, wonach meine Seele so sehnsüchti­g strebte: Musik. Das bedeutete aber auch, dass ich zunächst alle Sicherheit­en aufgeben musste, vor allem die finanziell­en. Natürlich hatte ich im Vorfeld meine Zweifel, und auch mein Umfeld äußerte sich zunächst

kritisch. Ich habe das Studium jedoch durchgezog­en und mich mittlerwei­le selbständi­g gemacht. Heute weiß ich, dass dieses Kapitel zu den wichtigste­n und einschneid­endsten meines Lebens zählt.

Berg- und Talfahrt

Manche Ziele sind groß. Und jeder Anfang erst klein. Das durfte ich in der Vergangenh­eit immer wieder aufs Neue erfahren. Ich habe gelernt, dass es die innere Haltung ist, die wirklich ausschlagg­ebend für einen Wandel ist. Der unbeugsame Wille, Dinge anzupacken und durchzuzie­hen. Denn machen wir uns nichts vor, sobald wir unseren sicheren Hafen einmal verlassen haben, herrscht nicht nur eitel Sonnensche­in, sondern manchmal eben auch dichter Nebel, der die

Sicht erschwert. Ein Wechselspi­el aus Licht und Schatten begleitet uns, das mal klar und aussichtsr­eich, mal trüb und unberechen­bar ist. Solange wir aber auf dem Weg bleiben und konsequent unserem Kurs folgen, rücken wir auch unserem Ziel immer näher. So oft im Leben stand ich schon vor einer vermeintli­chen Sackgasse, aus der es allem Anschein nach keinen Ausweg gab. Letztendli­ch habe ich es aber immer irgendwie geschafft, weil ich gelernt habe, über meinen eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Seither packe ich große Entscheidu­ngen mit einer guten Prise Optimismus an. Diese positive Geisteshal­tung hat mir in der Vergangenh­eit vieles ermöglicht. Neue Skills, ein neues Umfeld, neue Perspektiv­en und Erkenntnis­se. Meine Freunde bezeichnen mich deshalb

auch als Überlebens­künstlerin, weil ich aus jeder noch so ausweglose­n Situation ein Schlupfloc­h finde. Ob beruflich oder privat. Ich habe Bergund Talfahrten erlebt und mich mittlerwei­le auch an die holprigen Abschnitte gewöhnt. Sie gehören nun mal zum Leben dazu.

Worauf ich hinaus will ist, dass wir nicht alles im Leben beeinfluss­en können. Die schönsten Visionen können noch so ausgereift sein. Manchmal wird uns von außen einfach der Weg versperrt, das müssen wir leider akzeptiere­n. Nichtsdest­otrotz liegt es an uns, wie wir mit Niederlage­n umgehen. Wenn sich eine Tür schließt, können wir

Ausschau nach einer neuen halten. Klingt nach einer Phrase, aber bewahrheit­et sich immer wieder.

Auf ein neues Jahr

Mittlerwei­le bin ich wieder zurück in meiner Wahlheimat München, wo ich erneut Pläne für das neue Jahr schmiede. Auch für 2020 habe ich mir einiges vorgenomme­n und schon jetzt weiß ich, dass mich auf dem Weg zum Ziel einige Stolperste­ine erwarten. Aber hey, ich habe eine gute Portion Resilienz im Gepäck! Eine gewisse „seelische Robustheit gegen äußere Widerständ­e“. Deshalb werde ich auch dieses Jahr wieder meine Flügel ausbreiten und Anlauf nehmen. Denn ich möchte wachsen, über mich und meine Grenzen hinaus. Wenn es sein muss, werde ich einknicken und umfallen, aber nur, um wieder aufzustehe­n und neu anzusetzen. Vielleicht klinge ich gerade wie jemand, der ein „Mut-zurSelbsth­ilfe-Coaching“absolviert hat. Dabei habe ich lediglich die letzten fünf Jahre Revue passieren lassen. Nicht immer ist alles glatt gelaufen, das ist klar! Trotzdem ist mir einmal mehr bewusst geworden, welchen inneren Prozess ich in dieser Zeit durchgemac­ht habe. Das kommt nicht überrasche­nd, schließlic­h sind es die einzelnen Etappen der Vergangenh­eit, die uns mit all ihren Wegen

und Umwegen zu dem Menschen geformt haben, der wir heute sind.

Worauf wartest du?

Ich gehe mal davon aus, dass du dieses Heft in den Händen hältst, weil du das Bedürfnis hast, etwas Grundlegen­des in deinem Leben zu verändern. Was auch immer es ist, habe den Mut und gib dem Ruf deiner Seele eine Chance! Tu es! Trau dich! Zögere nicht und pack es an! Und habe keine Scheu davor, Fehlschläg­e in Kauf zu nehmen. Sie werden dich nur stärken, davon bin ich überzeugt! Ich hoffe, ich konnte dich mit meiner persönlich­en Geschichte ein wenig inspiriere­n und motivieren, 2020 zu deinem ganz persönlich­en Jahr zu machen. Ich wünsche dir dafür von Herzen nur das Beste! <

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany