Ich habe mich getraut
Auf einen Kaffee mit Peter Maffay
# Peter Maffay im Gespräch
Ob mit Schlagern, Country oder Rock, ob mit Liebesliedern oder mit Songs für Kinder und für in einem guten Sinne Kind gebliebene – Peter Maffay hat viele von uns mit seiner Musik erreicht und geprägt. Und er macht keine Anstalten, damit aufzuhören. So ein Leben ist natürlich voller Weggabelungen und Neuanfänge. Wir hatten die Gelegenheit, ihn bei einer Tasse Kaffee danach zu fragen.
Als einer der erfolgreichsten und auch „dienstältesten“RockstarsStars Deutschlands ist dein Leben sicher voller großer und kleiner Neuanfänge. Was waren aus deiner heutigen Sicht die gravierendsten „Neustarts“in deiner Biografie und was haben sie aus deinem Leben gemacht?
Da war zunächst die Ausreise aus Rumänien. Meine Eltern und ich durften das kommunistische Land verlassen als ich 14 Jahre alt war. Wir kamen mit ein paar Habseligkeiten und der Hoffnung auf ein neues Leben in Freiheit. Was Unfreiheit bedeutet, habe ich bis heute nicht vergessen. Deshalb mische ich mich immer ein und beziehe Position, wenn unsere Demokratie von rechts oder links bedroht ist.
Die zweite Zäsur war der Tag, an dem Michael Kunze und seine Frau Roswitha mich 1969 in einer Schwabinger Musikkneipe entdeckten und mir kurze Zeit später den Titel „Du“und einen Schallplattenvertrag anboten. Damals war ich 17. Dem Ehepaar Kunze und dem Schicksal, das uns zusammengeführt hat, bin ich sehr dankbar. Ohne „Du“wäre mein Leben anders verlaufen.
Sehr viel später entschied ich mich, das Genre zu wechseln, vom Schlager zum Rock. Das war ein Risiko mit ungewissem Ausgang. Rückwirkend sieht das ganz leicht aus. Das war es aber nicht. Gleichwohl war es richtig, diesen Weg zu gehen. Ich habe mich zusammen mit meiner Band und vielen guten Autoren musikalisch und textlich weiterentwickeln können. Unser Publikum ist uns dabei über fünf Jahrzehnte treu geblieben. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.
Ein Neustart heißt immer auch „Loslassen“. Wie schwer fiel und fällt es dir ganz persönlich, Dinge loszulassen, die bis dahin das eigene Leben nicht unwesentlich geprägt haben?
Das ist unterschiedlich. Einerseits bin ich immer neugierig und ungeduldig, was als nächstes kommt, andererseits schätze ich Kontinuität und sehe gewisse Dinge lieber unverändert. So arbeite ich gerne über
lange Zeiträume mit denselben Menschen zusammen. Ich finde es gut, wenn man einander kennt und sich aufeinander verlassen kann. Ich habe aber gelernt, dass alles im Leben seine Zeit hat und man nichts für immer festhalten kann. Deshalb habe ich mich entschieden im „Hier und Jetzt“zu leben. Daher trägt das Buch diesen Titel und unser aktuelles Album heißt „Jetzt“. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, die Zukunft nicht vorhersehen.
Der wichtigste Zeitpunkt unseres Lebens ist immer jetzt.
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es bei Hermann Hesse. Wie würdest du als jemand, der seine Seele auf der Zunge trägt, diesen Zauber beschreiben, wie hast du ihn empfunden?
Der Satz stammt aus dem schönen Gedicht „Stufen“. Das Gedicht ist ein Plädoyer dafür, sich auf die Wechselfälle des Lebens einzulassen, das Abenteuer zu suchen, statt träge zu werden und jeder Lebensphase etwas Positives abzugewinnen.
Der Neuanfang ist meistens aufregend. Ich kenne das Gefühl vor jeder Premiere: meine Knie schlottern ein bisschen, aber zugleich verspüre ich ein positives Kribbeln, eine Vorfreude, auf das was kommt.
Eine neue Lebensgefährtin, eine kleine Tochter - für diesen persönlichen „Neustart“hast du starke und ehrliche Worte gefunden. Gerade mit dem Blick auf dein Alter hast du für Mut und Konsequenz plädiert. Was sind die drei wichtigsten „Neustart-Weisheiten“, die Peter Maffay unseren älteren, aber auch jüngeren Lesern auf den Weg geben möchte?
1. Folge Deinem Herzen und versuche, Dir selbst stets treu zu bleiben.
2. Du lernst mehr aus Niederlagen als aus Siegen.
3. Ohne Anstrengung geht es nicht, aber wem nichts zu viel ist, dem gelingt fast alles. <