Die Krise als Chance
Kennst du das Gefühl, wenn du meinst dir würde der Boden unter den Füßen weggezogen? Das Schicksal hat wieder einmal grausam zugeschlagen und vor Angst und Verzweiflung verlieren wir unsere Orientierung.
# Schlage einen neuen Weg ein
Wenn das Leben gerade dabei ist, uns ins Chaos zu stürzen, hat dies oft mit enormen Umbrüchen in unserem Leben zu tun: Das unerwartete
Ende einer Beziehung; eine schwere Krankheit, die einen selbst, den geliebten Partner oder die Kinder trifft; eine Kündigung; oder die Firma, die Insolvenz anmelden muss … all diese Lebenssituationen stellen uns vor enorme Herausforderungen. Woran mag es liegen, dass manche Menschen in einer Lebenskrise zusammenbrechen und nicht mehr auf die Beine kommen – andere hingegen aufstehen, ihr Krönchen richten und wieder durchstarten?
Kleine Schritte
Marlies zum Beispiel gehört zu der Sorte Mensch, die sprichwörtlich ein Bilderbuchleben führt. Sie lernte ihren Mann während des Studiums kennen, und beiden war sofort klar, dass sie für immer zusammengehören. So war es auch kein Wunder, dass sie bald heirateten. Das Paar bekam zwei Kinder. Marlies verzichtete auf eine Karriere, da sie für die Kinder da sein wollte, auch hielt ihrem Mann den Rücken frei, damit er beruflich voll durchstarten konnte. Nicht ein einziges Mal in der langen Beziehung wurden ihr Hochzeitstag oder ihr Geburtstag vergessen. Ihre Familienurlaube verbrachte die glückliche Familie im Sommer am Meer und im Winter beim Skifahren. Marlies war die „Übermutter“, die „perfekte Hausfrau und Köchin“, ihrem Mann die „selbstlose Partnerin“.
Als Marlies’ Mann seine treue Partnerin plötzlich knapp und sachlich davon in Kenntnis setzte, sie für eine andere Frau zu verlassen, brach für Marlies ihre heile Welt endgültig zusammen. Was würde ihrem Leben jetzt noch Sinn verleihen? Wie hatte es so weit kommen können? Hatte sie nicht wirklich alles für ihren Mann getan? Hatte sie so etwas verdient? War sie nicht mehr attraktiv oder liebenswert?
Marlies wurde von ihren Emotionen übermannt: Fassungslosigkeit, Wut, Trauer, Angst und jede Menge Enttäuschung. Sie fühlte sich einsam, verlassen, verloren, ungeliebt … und wusste nicht, wem sie sich anvertrauen sollte. Da Marlies sich selbst immer zurückgenommen und für ihre Familie gelebt hatte, hatte sie nie einen Freundeskreis aufgebaut. Natürlich hatte sie viele gute Bekannte, aber eine beste Freundin gab es nicht. So machte sie ihren Kummer ganz mit sich alleine aus. Ihre Lebensfreude ging verloren, sie hatte keinen Appetit mehr, und sie weinte sich täglich in den Schlaf. Dann kam der Tag, an dem sie einen totalen Zusammenbruch erlitt und in eine Klinik eingeliefert werden musste.
Radikaler Einschnitt
Heute erzählt Marlies: „Das war das Beste, was mir passieren konnte. Zuvor nämlich war ich so tief unten, dass ich sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, mir das Leben zu nehmen. Zum Glück aber entpuppten sich die vielen guten Bekannten als viele gute Freundinnen. Ich bekam hilfreiche Ratschläge, die ich dankbar annahm. Als erstes kaufte ich mir ein schönes Notizbuch, in welches
„Es gibt Lebenskrisen, in denen du denkst, dass du ausgebrannt und kraftlos bist.Wie stark du wirklich bist, erkennst du, wenn du diese Situationen gemeistert hast.“
ich mir alles von der Seele schrieb. „Nimm dir eine Auszeit mit Ortswechsel“, riet eine andere Freundin mir. So verbrachte ich ein paar Tage in meinen geliebten Bergen auf einer Alm. Meine Gedanken wurden ruhiger, ich fand immer mehr Abstand, und ich schöpfte viel neue Energie. Ach ja, dann sollte ich noch Klarheit in meine Gefühle bringen: In welche Richtung wollte ich weitergehen – was sagt mir mein Herz und was sagt mir mein Verstand?
Ihre mittlerweile beste Freundin hat Marlies eine Therapeutin vermittelt, die ihr die letzten Fragen beantworten und ihre Selbstzweifel aus dem Weg räumen konnte. Wenige Jahre später sagte Marlies: „Ich bin damals viele Monate sprichwörtlich durch die Hölle gegangen! Ich konnte mir in keiner Weise mehr vorstellen, dass mein Leben nochmal lebenswert werden könnte und nun bin ich dankbar für jeden neuen Tag.“
Wenn der Schein trügt
Christina, Jahrgang 1965, ist beruflich erfolgreich, charmant, beliebt, hat einen wundervollen Partner, ist sportlich aktiv … und steht mit beiden Beinen voll im Leben. Diese Frau strahlt von innen. Sie ist eine Frau, die viele Menschen mit ihrer unbändigen Lebensfreude ansteckt. Nicht alle Menschen können mit so viel positiver Energie umgehen, dann bekommt Christina Worte wie diese zu hören: „Du hast leicht Lachen – wenn du meine Sorgen und Nöte kennen würdest, dann würde dir dein Übermut schnell vergehen!“Christina ist von solchen Kommentaren sehr betroffen – und
wenn sie das Gefühl hat, dass es dem anderen hilft, erzählt sie manchmal ihre Geschichte: „Bis zu meinem Schulbeginn hatte ich eine traumhafte Kindheit, liebevolle Eltern und viele Freunde. An dem Tag meiner Einschulung aber kam mein Vater abends nicht nach Hause. Zu später Stunde wurde meiner Mutter mitgeteilt, dass mein Vater nach einem unverschuldeten Verkehrsunfall verstorben war. Ich kam zu meiner Großmutter, denn meine Mutter musste viel arbeiten, da mein Vater uns hohe Schulden hinterlassen hatte. Meine Oma war sehr lieb, aber ich vermisste meine Eltern ganz schrecklich. Dann verstarb unerwartet meine Großmutter, und ich kam zu einer Tante, von der ich jedoch schnell weggelaufen bin, da mich deren Mann nachts aufsuchte und zu Sachen nötigte, die ich auch heute noch nicht aussprechen mag. Zu meiner Mutter konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht zurück, da sie wegen einer schlimmen Krebserkrankung im Krankenhaus lag. Damals war ich erst zwölf Jahre alt. In der Nachbarschaft gab es eine ganz liebe alte Frau, für die ich gerne und oft zum Einkaufen ging, da sie körperlich sehr eingeschränkt war. Diese Frau war für mich so eine Art Ersatzoma, und ich konnte mein Glück kaum fassen, dass ich dann bei ihr wohnen durfte, bis meine Mama wieder für mich da sein konnte. Dieser Frau konnte ich einfach alles erzählen, all meinen Kummer, meine Sorgen und Nöte. Sie hatte stets wertvolle Ratschläge für mich parat, zum Beipsiel: Alles was geschehen ist, ist vorbei, das kannst du nicht mehr ändern. Wenn die Milchflasche auf dem Boden zerbrochen ist, dann bekommst du weder die Milch zurück – noch wird die Flasche wieder heil … Werde lieber zum Sammler deiner Glücksmomente.
Momente des Glücks
Und das habe ich getan. Meine
Omi, wie ich meine Ersatzoma nennen durfte, schenkte mir ein wunderschönes Glückstagebuch, und darin schrieb ich nur all die schönen Momente in meinem Leben auf. Da stand dann schnell geschrieben, dass meine Mama wieder ganz gesund geworden ist – dass sie wieder geheiratet hat und ich einen klasse Ersatzpapa und noch einen Halbbruder dazu bekommen habe.
Später, nach Schule und Ausbildung, erhielt ich meinen Traumjob und war überglücklich – und doch kurze Zeit später am Boden zerstört, als die Firma Insolvenz anmelden musste. Ich habe viele Höhen und viele Tiefen erlebt. Es gab in meinem Leben viele Tränen der Trauer, aber auch sehr viele Tränen der Freude. Seltsamerweise ist auch der Vater meiner beiden Kinder tödlich verunglückt, als sie noch sehr klein waren. Dieser Mann war die Liebe meines Lebens. Natürlich habe ich gelitten, sehr sogar. Aber ich bin nicht daran zerbrochen. In meinen vielen Glückstagebüchern stehen sooo viele glückliche Momente geschrieben, für die ich sehr dankbar bin. Ich habe festgestellt, dass das Leben oft ein Auf und Ab ist. Aber wir selbst sind verantwortlich dafür, wie wir mit unseren Lebenssituationen umgehen. Die drei Stützpfeiler in meinem Leben sind die Liebe, die Dankbarkeit und die Lebensfreude. Bisher kenne ich kein Patentrezept, wie man aus Lebenskrisen am besten herauskommt, aber auf diesen Seiten sind viele „Rezeptvorschläge“zu finden. Kreiere dir dein ganz persönliches „Erfolgsmenü“! <
„Wenn wir uns nur den einfachen Dingen des Lebens widmen, werden wir nie die Reife erlangen, die wir bekommen, wenn wir uns den Herausforderungen des Lebens stellen.“