Weggefährten
# Zwei Menschen auf einem Weg
Wenn zwei Menschen sich lieben und zusammentun, fühlen sie sich als Einheit. Als Partner. Oft Ehepartner. Als Familie. Aus zwei Nachnamen wird einer. Aus zwei Leben ein gemeinsames. Dabei muss jeder natürlich auch zurückstecken und für den anderen vieles aufgeben. Aber was tut man nicht alles aus Liebe ...
Gerade in der Zeit des Frischverliebtseins, in der die rosarote Brille aus jeder Frau eine Prinzessin und aus jedem Mann einen Prinzen macht, ist das einfach. Hauptsache, man verbringt wunderschöne Stunden zusammen und fühlt die Schmetterlinge im Bauch kreisen. Die Liebe ist frisch und interessant. Irgendwann entscheidet sich aber, ob aus zwei Wegen ein Weg wird. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Aus 2 wird 1, oder?
Einer leidenschaftlichen Liebelei geht spätestens nach zwei Jahren die Luft aus und eine neue Realität entsteht: Zum ersten Mal nimmt man bewusst auch die Schwächen des Partners wahr, lernt seine Geheimnisse und nicht optimalen Charakterzüge kennen. Ist man überschwänglich zusammengezogen, kann das Abenteuer schon wieder vorbei sein, wenn man erkennt: doch nicht der Richtige! Ist aus der Liebelei Liebe gewachsen, wird ernsthaft gemeinsame Zukunft geplant. Oft mit Zusammenziehen, Hochzeit, Familie, der klassische Weg. Selbst wenn all dies funktioniert, ist das keine Garantie dafür, dass alles gut gut bleibt. Das Beziehungsaus lauert hinter jeder Ecke. Menschen sind Herdentiere. Wir haben das Bedürfnis nach Gesellschaft. Wir wollen mit anderen Menschen sprechen, lachen, tanzen, weinen, diskutieren, sie umarmen, sie verfluchen, kurz: Interaktion mit ihnen betreiben. Einsamkeit ist nichts für unsere Spezies, daran gehen wir kaputt.
Vor- und Nachteile
So gesehen ist eine Partnerschaft etwas sehr Sinnvolles, da wir jemanden gefunden haben, mit dem wir zusammenleben und unser Leben teilen. Wir vertrauen unserem Partner, lieben ihn, haben Sex mit ihm, planen die Zukunft mit ihm. Er ist unsere zweite Hälfte und gibt uns das Gefühl, angekommen zu sein. Er macht uns glücklich, mit einem Kuss, mit seiner Nähe, seinen Berührungen, mit seinen Worten, seiner Liebe. Wirtschaftlich auch mit seinem Geld, denn zu zweit hat man mehr Moneten zur Verfügung als alleine. Gerade in Krisenzeiten wie Corona mit Kontakteinschränkungen und dem Runterfahren des öffentlichen und gesellschaftlichen
Lebens sind Paare weitaus besser dran als Alleinlebende, die mehr und mehr >
vereinsamen.
Nun ja, da gibt es natürlich auch einige, vor allem dann, wenn die Partnerschaft nicht mehr rund läuft. Wenn einer fremdgeht, den anderen schlecht behandelt, ignoriert, nicht wertschätzt, beleidigt, ausnutzt, sogar gewalttätig wird – all das sind grausame Notizen einer Beziehung, die mehr als einen Verlierer hinterlassen. Viele Menschen sind – selbst wenn die Partnerschaft längst am Ende ist – aber zu schwach, diese zu beenden. Lieber wird gelitten, als den entscheidenden Schritt in die unsichere Unabhängigkeit zu gehen. Oft ist es auch nur die Gewohnheit, die zwei Menschen weiter als Bruder und Schwester statt als Paar nebeneinander her leben lässt. Weitere Nachteile einer Partnerschaft sind das locker um 50 Prozent eingeschränkte eigene Leben. Teile ich meine Wohnung/mein Haus mit jemandem, muss ich mich mit ihm arrangieren. Ich muss Rücksicht auf ihn, seine Vorlieben, seine Zeiten, seine Hobbys, Gewohnheiten und Wünsche nehmen, und stecke dabei oft mit meinen eigenen zurück. Selbst in einer gut laufenden Beziehung kann es böse Fallen geben, zum Beispiel wenn einer seinen Weg komplett zugunsten des Partners aufgibt. Er verliert seine Identität. Und fragt sich dann eines Tages: Wo und wer bin ich eigentlich?
Einer steckt immer zurück, oder? Es gibt viele Partnerschaften, in denen immer einer den Kürzeren zieht und das tut, was übrigbleibt. Manche Menschen mögen das sogar. Die Dominanten und die Devoten. Und die ziehen sich oft magisch an. Die meisten aber streben nach einem gemeinsamen, fairen und gleichberechtigten Mit- und Nebeneinander. Klar kommt es vor, dass mal der eine zurücksteckt, dafür steckt das nächste Mal dann der andere zurück. Es ist ein Geben und Nehmen. Wer dies vermisst, aber möchte, sollte unbedingt mit seinem Partner darüber sprechen. Denn wer schweigt, hat Unrecht. Eigene Grenzen dürfen genauso gesetzt werden wie die klare Botschaft, wo die Grenzen des anderen liegen. Genauso sollten eigene Wünsche formuliert wie die Wünsche des Partners erfahren werden.
Alles wird anders
Als langjährig eingespieltes Team kennt man seinen Partner wie seine Westentasche. Man kennt seine Schwächen und Stärken, Marotten und Charakterzüge, Ansichten und Einstellungen. Doch plötzlich, nach x Jahren, verhält sich der andere auf einmal komisch. Was ist nur los?
Hat ihn die Tarantel gestochen? Wurde er einer Gehirnwäsche unterzogen? Hat er eine Neue? Ist es Demenz? Oder sind es die Wechseljahre? Fragen über Fragen, die einem durch den Kopf schießen. Verändert sich der Partner auf einmal, gilt es, zunächst Ruhe zu bewahren. Veränderung ist legitim und gehört zum Leben. Das Leben ist Veränderung. So gesehen ein ganz normaler Prozess. Aber wir sprechen hier von Auffälligkeiten, die zu denken geben. Woran kann es also liegen? Hat tatsächlich die Tarantel zugestochen? Fand eine Gehirnwäsche statt? Wer – verdammt noch mal – ist die Neue? Ist es die Demenz oder liegt es an den Wechseljahren? Wenn der langjährige Partner sich auf einmal äußerst seltsam verhält und verändert, sollten Sie auf jeden Fall das offene Gespräch suchen. Ihn auf seine neuen Verhaltensweisen ansprechen und fragen, was es damit auf sich hat. Ihm erklären, dass Sie verwirrt sind. Dass Sie Antworten suchen. Ist er bereit zu sprechen, gut. Schweigt er, wird es ernst für die Beziehung, Das Gleis trennt sich langsam aber sicher nach links und rechts, der gemeinsame Weg wird immer schwieriger. Irgendwann entgleist der Zug.
Kompromisse finden
Wenn das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist, heißt es,
Kompromisse zu finden für ein weiteres Zusammenleben. Schließlich verbindet einen ja eine lange gemeinsame Zeit. Auch hier ist Offenheit essenziell wichtig für eine gute Lösung, denn wer nicht ehrlich miteinander spricht, hat ohnehin verloren. Gemeinsam müssen die Lösungen gesucht und gefunden werden, um den Weg weiter zusammen zu gehen.
In gegenseitigem Respekt, unter Anerkennung und Beachtung der Wünsche des anderen und mit der Bereitschaft, sich in der Mitte zu treffen. So könnten viele Trennungen und Scheidungen verhindert werden, würde man doch einfach normal miteinander sprechen. Ist eigentlich gar nicht so schwer. Da aber Emotionen und Gefühle im Spiel sind, driftet so ein Gespräch oft in ein Gebrüll ab. Bis einer geht.
Loslassen können
Am heißen Ende angekommen, müssen sich beide darüber klar werden, ob sie das Ruder zusammen herumreißen wollen oder ob ihnen die Partnerschaft egal und überdrüssig geworden ist. In diesem Fall ist Trennung die beste Lösung, aber bitte fair. Sonst geht der Ärger weiter. Wenn beide für die Beziehung kämpfen wollen, dann sollen sie das bitte auch tun. Auf Worte müssen Taten folgen.
Beide müssen aufeinander zugehen und ihre Bereitschaft auf Versöhnung signalisieren, dann Schritt für Schritt diesen sicher beschwerlichen, doch letzten Endes erfüllenden Weg gehen. Hier können auch Coaches, eine Paartherapie oder eine Mediation helfen. <
Abbas Schirmohammadi Heilpraktiker für Psychotherapie, Coach, Mentaltrainer. Arbeitet mit seiner eigenen Methode der Lösungsorientierten Visuellen Psychotherapie. Autor zahlreicher Entspannungs- und Coaching-CDs sowie naturheilkundlicher und psychologischer Fachbücher. Assistent der Geschäftsleitung und Dozent der Paracelsus Heilpraktikerschulen für Naturheilverfahren. abbas-schirmohammadi.de
Sandra Riesenhuber Examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Nie-Wieder-Rauchen-Coach®, Wellnesstrainerin, Psychologische Beraterin und Autorin. Die Suchtexpertin hat sich u.a. auf Raucherentwöhnung und Gewichtsabnahme spezialisiert. In ihrem facettenreichen Konzept vereint sie Elemente aus Hypnose, NLP, Akupressur und Entspannung. www.riesenhuber-coaching.de welcome@riesenhuber-coaching.de