Wo will ich hin?
# Wenn der Lebenskompass streikt
Du fühlst dich, als hättest du dich irgendwie verlaufen und weißt jetzt gar nicht mehr so genau, wo du eigentlich hin wolltest. Um dich herum ist es plötzlich dunkel geworden und du wünschst dir einen Leuchtturm, der dir deinen Weg erhellt.
Kennst du das langsam aber stetig stärker werdende Gefühl, in die falsche Richtung zu laufen? Die aufkeimenden und immer deutlicher werdenden Fragen. Wo bin ich nur falsch abgebogen, was möchte ich eigentlich wirklich, wie finde ich meinen Weg wieder, wo soll er mich hinführen, wie beschwerlich wird er sein, schaffe ich ihn überhaupt?
Der Weg ist das Ziel?
Der Weg ist das Ziel, diesen Spruch kennt sicher fast jeder von uns. Aber was ist, wenn sich der Weg zum Ziel schon falsch anfühlt? Das Gefühl, beruflich nicht erfüllt zu sein und zu wissen, der Weg bis zur Rente ist noch lang. Das Ziel zu haben, gemeinsam glücklich alt zu werden und schon nach einigen Jahren Beziehung oder Ehe zu merken, dass der momentane Weg wahrscheinlich nicht zum Ziel führen wird. Zeiten der Orientierungslosigkeit erlebt man nicht immer alleine, sondern auch als Paar kann man gemeinsam die Orientierung verlieren oder vom Weg abkommen.
Aus heutiger Sicht haben mich meine Phasen der Orientierungslosigkeit immer auch mutiger und stärker werden lassen, weil ich die Erfahrung machen durfte, dass Ehrlichkeit zu sich selbst und der Mut, an sich zu glauben und für seine eigene oder gemeinsame Zufriedenheit zu kämpfen, belohnt werden, auch wenn es vielleicht weh tut und es sogar manchmal nötig ist, eine Tür zu schließen um eine neue öffnen zu können.
Hello again
Das erste Mal lernte ich das Gefühl der Orientierungslosigkeit nach meiner Schulzeit kennen. Es ist mir unglaublich schwer gefallen, mich für einen Beruf oder ein Studienfach zu entscheiden. Ich konnte mich für vieles begeistern, aber für nichts richtig entscheiden. Was dazu führte, dass ich erst mal einiges ausprobierte, um festzustellen, dass weder die angefangene Ausbildung noch das begonnene Studium etwas für mich waren. Bei allem Idealismus habe auch ich dann angefangen, mir Sorgen über meine berufliche und finanzielle Zukunft zu machen. Also beschloss ich, wenn ich schon nicht den richtigen Weg finde, dann wähle ich wenigstens einen sicheren. Und so vergingen die Jahre rückblickend betrachtet sehr schnell und ich war quasi schon für den Steuerberaterlehrgang angemeldet und hatte die Aussicht, in einigen Jahren die kleine Kanzlei, für die ich arbeitete, zu übernehmen. Doch das Gefühl, in die falsche Richtung zu laufen, wurde in mir immer stärker, genauso wie die oben beschriebenen Fragen. Und da war es plötzlich wieder, das Gefühl der Orientierungslosigkeit.
Aber dieses Mal war es mir nicht mehr völlig unbekannt und ich in meiner persönlichen Entwicklung deutlich weiter.
Kurskorrektur
So habe ich begonnen, mich mit meiner Orientierungslosigkeit auseinanderzusetzen und zu erforschen, was ich nun eigentlich brauche, um mich beruflich angekommen und erfüllt zu fühlen beziehungsweise was mir dazu im Moment fehlt. Durch das Auflösen etlicher Glaubenssätze und Handlungsmuster und das Bearbeiten von diversen Gefühlen, wie zum Beispiel Urvertrauen, konnte ich die Gründe für meine Orientierungslosigkeit erkennen und überwinden. Coachingsitzungen und Seminare haben mich durch diesen Prozess begleitet und ich möchte dir auch empfehlen, solche Angebote anzunehmen, denn es ist meistens nicht ganz so einfach, selbst an die eigenen Themen und Probleme in der Tiefe heranzukommen, besonders nicht, wenn sie sich im Unterbewusstsein befinden. Für mich war es sehr heilsam, in den Seminaren zu bemerken, dass ich mit meinen Schwierigkeiten, auf meinem richtigen Weg zu bleiben oder ihn überhaupt erst zu finden, gar nicht so allein bin.
Was auch absolut nicht verwunder
Als ich auf halbem Weg stand unsers Lebens, Fand ich mich einst in einem dunklen Walde, Weil ich vom rechten Weg verirrt mich hatte; Einleitung zu Dantes Göttlicher Komödie
lich ist bei dem heutigen Angebot an Möglichkeiten. Aufgrund der viel schnelleren Entwicklung und Technologisierung ergeben sich ganz neue Berufsbilder, die es vielleicht noch gar nicht gab, als du dich entschieden hast.
Durch die Digitalisierung ist es möglich, von fast überall zu arbeiten, was früher undenkbar gewesen wäre, um nur ein Beispiel zu nennen. Ist es heute überhaupt noch nötig, sich festzulegen?
Oder ist es vielleicht sogar zeitgemäßer, seine eigene Entwicklung als dynamischen Prozess zu sehen, in dem es völlig in Ordnung ist, mehrere berufliche Interessen zu haben und diese auch auszuleben, wie in meinem Fall als Heilpraktikerin und Bilanzbuchhalterin zu arbeiten.
Lebensbrüche
Orientierungslosigkeit kann aber auch aus ganz anderen Gründen auftreten, die meistens leider trauriger sind als die Chance, sich noch einmal erneut mit seiner Persönlichkeitsentwicklung und/oder beruflichen Weiterentwicklung oder Neuorientierung zu beschäftigen. Je nach Lebensabschnitt sind die Gründe sehr verschieden.
Durch die Trennung der Eltern können sowohl Kinder als auch El
tern das Gefühl der Orientierungslosigkeit erleben. Tod einer geliebten Person, Krankheit oder andere einschneidende Erlebnisse, die das Leben für uns bereithält, können weitere Gründe sein.
Manchmal tritt die Zeit des Orientierungsverlustes auch in einem Lebensabschnitt auf, in dem wir schon ein größeren Teil unseres Lebens gelebt und viele Ziele erreicht haben. Besonders dann, so könnte man glauben, wissen wir genau, wo uns unser Weg noch entlang führen soll. Schließlich hat man sich bereits bewiesen, einiges an Lebenserfahrung sammeln können und sich schon für viele Abzweigungen auf dem persönlichen Lebensweg entschieden. Und doch kommt es gar nicht so selten vor, dass sich gerade Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte orientierungslos oder ziellos fühlen. Im Volksmund beschreibt man diesen Zustand gerne als Midlife-Crisis, was übersetzt auch Lebensmittekrise bedeutet. Aber was führt zu dieser Krise in der Lebensmitte? Häufig werden genau zu dieser Zeit die gesetzten und bereits erreichten Ziele überdacht und aufgrund des bereits fortgeschrittenen Lebensalters wird man sich der eigenen Endlichkeit deutlich bewusster. Die Lebenszeit wird knapper und die Angst etwas zu verpassen größer. Aber auch durch den Wegfall bereits erreichter
Ziele, wie zum Beispiel den Auszug der eigenen Kinder oder den Beginn der Rente, kann das Gefühl von Orientierungslosigkeit entstehen. Ziele, die viel Zeit und Raum eingenommen haben und nun erreicht sind, können in unserem Leben eine große Leere hinterlassen.
Vorsicht ist geboten, wenn die Orientierungslosigkeit destruktiv wird, sei es durch das Abrutschen in die Hilflosigkeit, das Erkranken an einer Depression oder Ähnlichem oder das Ausbilden eines Suchtverhaltens wie zum Beispiel Alkoholsucht.
Sei liebevoll mit dir
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, seinen einst gewählten Weg aus den Augen zu verlieren, und mir
ist es ein besonderes Anliegen,dir auf den Weg zu geben, dass du nicht so hart zu dir selbst bist. Gerade in dieser für uns doch sehr besonderen Situation, in der es deutlich stiller ist, haben wir mehr Zeit als sonst, über uns und unser Leben nachzudenken. Vielleicht ist einigen von euch durch den Verzicht oder den Wegfall der vielen Ablenkungsmöglichkeiten, die das Leben sonst für uns bereithält, aufgefallen, dass einiges in eurem Leben nicht ganz so verläuft, wie ihr das eigentlich gedacht oder geplant hattet. Es ist absolut in Ordnung, vom Weg abzukommen, sich orientierungslos zu fühlen und nicht mehr genau zu wissen, ob das ursprünglich gewählte Ziel noch das richtige ist. So ergeht es vielen von uns im Laufe eines Lebens mindestens einmal, den meisten sogar öfter. Es ist von großer Bedeutung, auf das Gefühl der Orientierungslosigkeit zu hören, es wahr- und ernstzunehmen und es zu erforschen, denn meiner Erfahrung nach wird es weder leiser noch besser und kann einen dauerhaft sehr unzufrieden und krank machen.
Hör auf deine innere Stimme, gib ihr den Raum, den sie braucht, um dir zu zeigen, wie du deinen Weg finden kannst. Es kann mitunter sehr anstrengend sein, aber wenn es deine Herzensziele sind, wirst du ungeahnte Kräfte mobilisieren können, um sie zu erreichen. Vielleicht bist du rückblickend sogar überrascht, wie du das schaffen konntest, woher du soviel Kraft, Motivation und Ausdauer genommen hast.
Solltest du einige deiner großen Lebensziele bereits erreicht haben und nun durch den freigeworden Raum eine Leere verspüren, dann versuche diese mit neuen Zielen zu füllen. <