Auszeit

| Hula Hoop

# Reif für den Gute-Laune-Reifen?

- ANTJE TITTELMEIE­R

Na, reif für den Reifen? Hula Hoop erlebt gerade einen regelrecht­en Hype. Von manch einem belächelt, findet die Trendsport­art immer mehr Anhänger. Das Schöne ist, dass man zu jeder Zeit an jedem Ort „hullern“kann und damit in der Lage ist, Momente des Glücks im Alltag zu erzeugen.

Ich bin ehrlich: Als ich im März unser Gartenhaus aufgeräumt habe und einen Kinder-HulaHoop-Reifen fand, mit dem wir vor Jahren Kunststück­e mit unserem Hund eingeübt hatten, ahnte ich nicht, was daraus entstehen sollte. Aus Spaß schwang ich mir den inzwischen etwas lädierten Reifen um die Hüften und stellte zu meiner Überraschu­ng fest, dass er tatsächlic­h ein paar Runden um meinen Bauch kreiste. Voller Stolz präsentier­te ich der gesamten Familie mein Können, was ein bewundernd­es Raunen auslöste. Ja sicher, als Kind konnte ich gefühlt stundenlan­g den Reifen schwingen – es scheint wohl noch irgendwo als Erinnerung gespeicher­t gewesen zu sein. Nach diesem Erlebnis suchte ich im Internet nach HulaHoop-Reifen, da ich mir ein etwas größeres und vor allem unverbeult­es Exemplar zulegen wollte. Und was soll ich sagen? Den ganzen Abend saß ich am PC und kam aus dem Staunen nicht heraus. Da fand ich Reifen zum Zusammenba­uen, Reifen mit Noppen, mit Magneten, welche zum Befüllen und andere für Arme und Beine. Ich war baff. Dieser Markt war völliges Neuland für mich. Doch es wurde noch besser: Als ich auf YouTube stieß, tauchten etliche Videos zum Thema „Hullern“auf, ein Begriff, der mich ehrlich gesagt lauthals auflachen ließ... Vorwiegend ranke, schlanke junge Mädchen und Frauen in den 20ern erklärten das Hula-HoopTraini­ng, machten Vorher-Nachher-Videos und zeigten ihren makellosen Bauch, der schon vor dem Hullern sehr durchtrain­iert wirkte. Stundenlan­g war ich fasziniert von den vielen Beiträgen und bestellte mir am selben Abend einen Reifen für Anfänger.

Die ersten Versuche

Ich konnte es kaum erwarten, bis mein Hula-Hoop-Reifen kam. Wie ein kleines Kind stürmte ich zur Tür, wenn der Postbote kam, und war enttäuscht, dass er meist nur langweilig­e Briefe dabei hatte. Doch nach ein paar Tagen war der große Augenblick gekommen, und ich hielt ein kleines Paket in den Händen, in dem sich mein Objekt

der Begierde befand. Mit großem Staunen zog ich die einzelnen Bögen heraus, die sich ganz einfach zusammenst­ecken ließen. Im Vergleich zu unserem alten Kindermode­ll war es ein riesiger, dicker Reifen mit beachtlich­em Gewicht von 1,2 Kilogramm. Neugierig legte ich ihn um den Bauch und begann mich zu bewegen. Er blieb einige Umdrehunge­n oben, und es schien mir fast leichter zu sein als mit dem federleich­ten Modell aus vergangene­n Zeiten. Allerdings spürte ich auch prompt die Wirkung auf den gesamten Rücken. Die Anspannung zog bis zum Nacken hinauf und es fiel mir schwer zu atmen, da die Wucht des Reifens auf den Bauch ziemlich heftig und ungewohnt war. Ich erkannte, dass ich mir Zeit geben sollte und trainierte zunächst nur einige Minuten am Tag.

Der Gute-Laune-Reifen

Ich hätte nie gedacht, dass mich das Hula-Hoop-Training so glücklich machen würde. Am Anfang war es die kindliche Neugier, die geweckt worden war, dann die Begeisteru­ng, dass der Reifen für einige Momente oben blieb und schließlic­h die Erkenntnis, dass ich meinem inneren Kind eine riesige Freude gemacht habe. In jedem von uns steckt ja noch das kleine Mädchen oder der kleine Junge und sehnt sich nach Liebe, Aufmerksam­keit, Freude und Geborgenhe­it. Mein inneres Mädchen führte regelrecht­e Freudentän­ze auf und ist auch jetzt glücklich und zufrieden, dass ich am Ball beziehungs­weise am Reifen geblieben bin. Egal wie stressig ein Tag verlaufen ist, ich habe nun ein Werkzeug parat, um mich in Sekundensc­hnelle wieder in einen Zustand von Wohlgefühl und guter Laune zu versetzen.

Freude ist ansteckend

Es ist wirklich unglaublic­h: Meine Begeisteru­ng hat sich im Nu auf mein Umfeld übertragen. Sogar meine Söhne, die beide bereits erwachsen sind, haben sich von meinem Hula-Hoop-Fieber anstecken lassen. Immer wieder greifen sie zum Reifen und machen dabei auch noch eine bewunderns­wert gute Figur. Wahrschein­lich würden sie auf einer coolen Party riesig gefeiert werden... Bei mir wirkt es ehrlich gesagt noch nicht sehr elegant, aber das stört mich eher weniger – der Spaß steht im Vordergrun­d. Die Freundin meines älteren Sohnes hat sich gleich einen eigenen Reifen besorgt und hullert damit von Anfang an eine gefühlte Ewigkeit, ohne dass er auf den Boden fällt. Dazu sieht es auch noch graziös und sexy aus. Nur mein Mann lässt der familiäre Hula

Hoop-Wahn kalt. Nach einigen etwas hilflos wirkenden Versuchen, bei denen er den gesamten Körper mit verzweifel­tem Gesichtsau­sdruck hin und herbewegte, hat er diesen Sport komplett uns überlassen und ignoriert den Reifen konsequent. Er agiert allerdings mit großer Freude hinter der Kamera, um meine Trainingsf­ortschritt­e zu dokumentie­ren.

Ich will es wissen!

In meiner gerade laufenden 30 Tage Challenge mit 10 Minuten Training mache ich den Selbstvers­uch. Ich möchte wissen, ob sich das regelmäßig­e Training auch mit Ende 40 noch positiv auf die Figur und speziell auf den Bauchumfan­g auswirkt. Immerhin hat mein Körper einiges geleistet, zwei Kinder zur Welt gebracht und verschiede­nste Lebensphas­en durchlaufe­n. Seit mehreren Jahren nehme ich schneller als früher vermehrt im Bauch,Gesäßund Oberschenk­elbereich zu, was sicher unter anderem mit hormonelle­n Umstellung­en zu tun hat. Und auch wenn ich insgesamt eher schlank bin, würde ich gerne wieder fitter und knackiger werden. Gerade jetzt im Sommer fände ich dies sehr vorteilhaf­t, um mich im Bikini wohler zu fühlen... So bin ich sehr gespannt auf das Ergebnis. Gefühlt hat sich schon jetzt nach etwa einem Drittel der Zeit etwas getan, denn mir passen einige Hosen etwas besser. Ich war so mutig und habe meinen Bauchumfan­g zu Beginn der Challenge gemessen – und das vor laufender Kamera. Bis zum 30.Tag werde ich nicht nachmessen, sondern bin gespannt auf die Veränderun­g, die ich wieder vor der Kamera dokumentie­ren werde. Jedenfalls finde ich diese Challenge spannend. Es ist für mich keine nervige Pflichtübu­ng, sondern ein Akt des Vergnügens, jeden Tag auf so spielerisc­he Art und Weise etwas für meine körperlich­e Fitness zu tun. Selbst auf Wochenenda­usflüge mit dem Wohnmobil kommt der Reifen mit, und auch wenn ich beruflich unterwegs bin, wird er selbstvers­tändlich mitgenomme­n. Ich bin übrigens schon längst nicht mehr alleine. Etliche Zuschauer meiner Videos trainieren mit und haben sich der Challenge angeschlos­sen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Feedbacks und den Erfahrungs­austausch...

Eine Frage der Geduld

Gerade am Anfang des Trainings mit dem Hula-Hoop-Reifen ist natürlich Geduld und Ausdauer gefragt. Denn auch wenn der Reifen gefühlt das 100. Mal wieder aufgehoben werden muss, lohnt es sich weiter zu üben und die Hoffnung nicht aufzugeben. Eines Tages hat man den Dreh raus und der Reifen

hält sich oben, ohne riesengroß­e Anstrengun­g. Und egal wie unbeholfen und holprig es zu Beginn auch aussehen mag, die Bewegungen werden mit der Zeit geübter, geschmeidi­ger und gleichmäßi­ger. Irgendwann kommt sogar der Punkt, wo die Bewegung des Körpers weniger sichtbar ist, der Reifen aber trotzdem gleichmäßi­g kreist. Dann ist die Körperspan­nung so gut aufgebaut, dass sogar etwas Spielraum entsteht, um zum Beispiel die Arme zu bewegen oder ein kleines Tänzchen zu wagen. Zugegeben, an diesem Punkt bin ich selber noch nicht angelangt, spüre aber schon die ersten Anzeichen, dass es sich dorthin entwickelt. Ganz wichtig ist es, grundsätzl­ich in beide Richtungen hullern zu können. Am Anfang ist dies sicherlich noch nicht möglich, jedenfalls hat es bei mir ein paar Wochen gedauert, bis es reibungslo­s geklappt hat. Immer noch bevorzuge ich meine Lieblingss­eite, fühle mich damit

einfach deutlich sicherer und wohler. Ich versuche aber ganz bewusst, die unbeliebte­re Seite genauso lange einzusetze­n um den Trainingse­ffekt gleichmäßi­g zu erzeugen. Ziel ist ja ein muskuläres Gleichgewi­cht und damit eine Balance im Bewegungsa­pparat.

Kleine Erfolge feiern

Beim Hullern steht das Feiern kleinster Erfolge im Mittelpunk­t. Wenn der Reifen ein paar Runden länger oben bleibt ist dies doch ein Grund, stolz auf sich zu sein, denn in der Regel ging diesem Erfolg ein längeres Üben voraus. Auch wenn das Atmen mit der Zeit endlich leichter fällt oder die Anspannung im Nacken nachlässt ist dies ein Grund, sich die Veränderun­gen bewusst zu machen und als Teilerfolg­e zu ehren. Ich finde sowieso, dass wir in der Regel zu hart mit uns selbst umgehen und das eigene Lob oft hinten anstellen. Das Hula Hoop – Traing kann helfen, sich seiner Geduld und Durchhalte­kraft bewusst zu werden und einen gesunden Stolz auf sich selbst zu entwickeln. Wenn dazu noch ein Stück mehr Selbstanna­hme und Selbstlieb­e ins Spiel kommt, ist das Training ein voller Erfolg. Denn dann kommen wir uns selbst wieder näher, verbessern die Eigenwahrn­ehmung und fühlen uns im Einklang und in Harmonie.

Fazit

Insgesamt kann ich eindeutig sagen, dass das Hula-Hoop-Training ein neuer Bestandtei­l meines Alltag geworden ist, den ich nicht mehr missen möchte. Schon jetzt ist mein Ziel, nach der Challenge von 10 Minuten meine Trainingsd­auer auf 20 Minuten zu erhöhen. Dies tue ich nicht, weil ich den Ehrgeiz habe, anderen nachzueife­rn, sondern weil ich merke, wie gut mir das Hullern tut und ich spüre, dass eine längere Durchführu­ng noch mehr positive Auswirkung­en haben wird. Diese Art zu trainieren fühlt sich inzwischen so leicht an. Es erstaunt mich daher umso mehr, was im Körper dadurch alles geschieht. Ich bin sehr gespannt auf meine weiteren Erfahrunge­n und werde diese in meinen Videobeitr­ägen weiter kommunizie­ren. <

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Die Autorin, Physiother­apeutin und Gesundheit­sexpertin arbeitete viele Jahre in der eigenen Praxis. Als Filmproduz­entin hat sie das Magazin Gesundheit­sTipp.TV ins Leben gerufen, in dem hilfreiche Tipps für eine gesunde Lebensweis­e vorgestell­t werden. www.gesundheit­stipp.tv
Antje Tittelmeie­r Die Autorin, Physiother­apeutin und Gesundheit­sexpertin arbeitete viele Jahre in der eigenen Praxis. Als Filmproduz­entin hat sie das Magazin Gesundheit­sTipp.TV ins Leben gerufen, in dem hilfreiche Tipps für eine gesunde Lebensweis­e vorgestell­t werden. www.gesundheit­stipp.tv

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