Test: Sugar Bytes Aparillo
FM-Synthese clever beherrschen
Ab in den Orbit mit Aparillo – einem neuen FM-Plug-in aus dem Hause Sugar Bytes. Sowohl die Oberfläche als auch auch die vielen Modulationsmöglichkeiten machen Lust darauf, abzuheben.
Die Basis von Aparillo bilden zwei miteinander interagierende FM-Synthesizer. Insgesamt setzt sich der Klang aus dem Synth, dem Arp und dem Spacializer (also den Effekten) zusammen.
Orbiter
Beim Orbiter handelt es sich um eine Oberfläche mit beweglichen, farbenfrohen Elementen, bei denen jedes eine bestimmte Klangcharakteristik symbolisiert. Mit einem Klick lassen sich die Parameter verändern. Der Orbiter selbst ist eine pinke Kugel, die man im zweidimensionalen Raum bewegen kann. Die Handhabung ist intuitiv: Je näher man den Orbiter an bestimmte Objekte bringt, desto mehr wird der Sound von den jeweiligen Parametern moduliert. Das können zum Beispiel Brightness, Resonance, Reverb, Delay und viele andere Werte sein. Jeder Faktor kann per Rechtsklick noch genauer definiert werden, beispielsweise durch Radius, Level oder Panning. Die Arbeit mit dem Orbiter bringt eine Menge Spaß, denn durch willkürliche Bewegungen kann man einfach austesten, welche Sounds am besten gefallen. Richtig unterhaltsam wird das Ganze mit einem Controller, denn die X/Y-Werte lassen sich per MIDI steuern und in der DAW automatisieren. Dadurch wird auch ein Live-Einsatz gut möglich. Im Mouse Recorder Mode lassen sich die Bewegungen des Orbiters auch in einen Buffer aufzeichnen. Spielt man dann eine Note, folgt der Orbiter jedes Mal dem vorher aufgenommenen Muster. Im Key Recorder Mode hingegen kann man eine bestimmte Position abspeichern, und immer, wenn man eine bestimmte Taste drückt, springt der Orbiter wieder in diese Stellung zurück – auch sehr hilfreich, wenn man einen besonders guten Sound gefunden hat. Obendrauf gibt es eine Randomize-Funktion, bei der die Objekte und Parameter zufällig ausgewählt werden.
Synth
Wir finden auf der Synth-Oberfläche zwei 16-stimmige FM-Operatoren, die sich ge- genseitig auf verschiedene Arten modulieren können. So gibt es zwei LFOs, eine Jitter-Funktion und drei Harmonic-Modes, die die Arbeitsweise der Ratio verändern. Hier geht also eine Menge, wobei es auch schnell sehr komplex werden kann. Ein Pluspunkt im Synth-Bereich des Aparillo ist jedoch die grafische Umsetzung der Oberfläche. So werden die 16 Stimmen alle als einzelne Punkte angezeigt, die sich je nach Modulation schneller und langsamer nach oben und unten bewegen. Schaltet man den Harmonic-Modus aus, bekommen wir unharmonische Klänge, mit denen man gut Effekte erzeugen kann. Im Quantize Mode lassen sich hingegen harmonische, perfekt getunte Sounds erschaffen.
Mit dem Shift-Tool lassen sich Akkorde aus zufällig gewählten Tönen einer Tonleiter erzeugen, wenn man den Wert erhöht. So kommt man schnell auf neue Kombinationen und Akkordfolgen.
Aparillo hat ebenfalls einen tollen Arpeggiator, der sich in vier verschiedenen Modi triggern lässt. Dadurch entstehen im Handumdrehen vielfältige Tonfolgen, die sich wiederum modulieren lassen – super für Techno und progressive Klänge.
Effekte und Envelope
In der FX-Sektion befindet sich ein toll klingender, weiter räumlicher Hall, ein Delay sowie ein Panner. Höhepunkt ist hier jedoch eindeutig der Spacializer, der mit verschiedenen Einstellungen gefüttert werden kann. Je nach Einstellung der Spacial Range und des Size-/Pitch-Faders zum Feintunen kann er einen ganz eigenen Charakter entwickeln. So kann man ihn als Delay, Reverb oder vom Pitch kontrollierten Resonator nutzen. Als letzterer kann Aparillo via Resonator- oder Waveguide-Synthese sogar einen eigenen Synth-Layer erzeugen. Grundsätzlich bringt es aber auch eine Menge Spaß, die Möglichkeiten auszutesten und neue Kombinationen zu entdecken.
Im Envelope-Modus können wir zwei ADSR-gesteuerte Hüllkurven modulieren, jede mit ihren eigenen Optionen für die Voice-Modulation. Außerdem ist es möglich, zwischen Unison-, Polyphon- (mit 16 Voices) und Collision-Mode zu wählen. Aparillo ist also wirklich vielfältig einsetzbar.
Fazit
Der Sugar Bytes Aparillo hat zwei Seiten: Im Synth und Envelope-Bereich kann man Sounds detailliert bearbeiten und planen. Der Orbiter jedoch ist die Spielwiese, die einem eine Menge Inspiration bietet. Hier liegt eindeutig die Einzigartigkeit dieses Synths, macht er doch sofort Lust darauf, mit dem Basteln von Klängen loszulegen. Die schier endlosen Möglichkeiten zur Kombination der Symbole und des Orbiters machen es leicht, Sounds zu erschaffen, die es so noch nicht gab. Sehr interessant ist das Ganze natürlich auch für Live-Musiker, da Aparillo auch als stand-alone nutzbar ist und mit einem X/Y-Controller per MIDI gesteuert werden kann – eine große Freude, um die Crowd auf Reisen zu schicken.