Test: Warm Audio WA-14
Top AKG C414-Klon
Auch das zweite Mikrofon von Warm Audio wurde von einem Klassiker inspiriert, diesmal hat es das AKG C414 EB „erwischt“.
Warm Audio hat bereits eine Reihe an Nachbauten von legendärem Vintage-Equipment im Angebot, die unter hohen Qualitätsstandards in den USA gefertigt werden und verhältnismäßig günstig zu haben sind. Das Portfolio umfasst API-Preamp, 1167- und LA-2A-Kompressor, Pultec-EQ und mit dem WA-87 auch ein vom Klassiker Neumann U87 inspiriertes Mikrofon. Für das WA-14 diente das AKG C414 als Vorbild.
Kapsel im Stil der CK12
Beim WA-14 handelt es sich um ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit variabler Dämpfung und drei Richtcharakteristiken. Bei der Kapsel hat sich Warm Audio augenscheinlich an den frühen Modellen des AKG C414 (EB) orientiert, die Anlehnung an die legendäre „Brass-Capsule“CK12 ist nicht zu übersehen. Die Membran ist mit japanischem Mylar bespannt und wie beim Original 6 μm dick. Auch das weitere Innenleben ist qualitativ hochwertig bestückt. Der Transformer stammt wie bei Warm Audio üblich von der amerikanischen Firma CineMag, weitere Bauteile wurden u.a. vom deutschen Traditionsunternehmen WIMA geliefert.
Verarbeitung & Charakteristik
Verarbeitung und Haptik sind auf höchstem Niveau. Hierbei ist zu erwähnen, dass das WA-14 ein ganzes Stück größer ausgefallen ist als das Original. Im Lieferumfang befinden sich eine durchaus brauchbare Spinne mit Ersatzgummis, eine kleine Mikrofonklemme und eine Tasche, um das Mikrofon sicher aufbewahren und transportieren zu können.
In Verbindung mit der rückseitigen Membran erlaubt das WA-14 neben der klassischen Niere auch die Richtcharakteristiken Kugel und Acht. Hierfür gibt es auf der Vorderseite des Mikrofons einen kleinen Umschalter. Ein weiterer Schalter daneben aktiviert bei Bedarf eine Dämpfung von -10 oder -20 dB für die Aufnahme lauter Schallquellen. Auf das Hochpassfilter des Originals wurde wohl aus Kostengründen verzichtet.
Druckvoller Klang
Im Test zeigte das WA-14 bei Auswahl der Nierencharakteristik auf Anhieb und ohne große Anpassungen einen sehr fetten und druckvollen Klang. Bei zusätzlichem Ausnutzen des Nahbesprechungseffektes und passender Kompression können Sie Stimmen richtig dick machen und im Mix ganz weit nach vorne holen. Ähnliches kennen wir auch vom Vorbild C414 EB, das dabei allerdings etwas moderater zu Werke geht und im Bassbereich auch feiner und durchsichtiger auflöst.
Daher hätten wir uns beim WA-14 in manchen Aufnahmesituationen durchaus ein subtiles Hochpassfilter gewünscht, um den Bassbereich ein wenig einzudämmen.
In den Höhen kann man dem WA14 eine sehr gute und schön detaillierte Auflösung bescheinigen, was sich positiv auf die Brillanz und Sprachverständlichkeit der Testaufnahmen auswirkte. Auch die Transienten einer Akustikgitarre wurden sauber aufgenommen, das Mikrofon reagiert angenehm schnell. Der grundsätzliche Charakter eines AKG C414 EB lässt sich bei den Aufnahmen mit dem WA-14 ohne Zweifel erkennen, auch wenn im Direktvergleich die Unterschiede schon hörbar sind. Man sollte das WA-14 daher, wie auch die anderen Produkte aus der texanischen Hardware-Schmiede, als preisgünstige Alternative mit ähnlichem Klang betrachten und keine 1zu1-Kopie erwarten. Im Vergleich mit anderen Mikrofonen in derselben Preisklasse schlägt sich das WA-14 auf jeden Fall hervorragend. Zischlaute, Popplaute, Trittschall und Rauschen sind bei korrekter Aufnahmeposition und Verwendung einer Mikrofonspinne zumindest bei gewählter Nierencharakteristik kein Problem, hier zeigt sich das WA-14 sehr gutmütig.
Kugel- und Achter-Charakteristik sind eher als Zugabe zu sehen, denn hier teilt das WA-14 das Schicksal nahezu aller umschaltbaren Mikrofone in dieser Preisklasse. Der Kugel fehlt ein wenig der Bauch und Aufnahmen mit dieser Charakteristik klingen eher unangenehm hohl. Die Achter-Charakteristik weist dagegen eine für unsere Ohren schon zu starke Präsenz in den Höhen auf, wodurch die Aufnahmen zu scharf wirken und auch Zischlaute betonen.
Fazit
Wie für eigentlich alle Produkte von Warm Audio gilt auch für das WA-14: Technik, Optik und auch Klang sind durchaus dicht ans Original (in diesem Fall ein AKG C414 EB) angelehnt, erreichen dies aber nicht ganz bzw. haben auch einen gewissen Eigencharakter. Unterm Strich erhalten Sie mit dem WA-14 ein sehr gut verarbeitetes und durchaus teuer klingendes Großmembran-Kondensatormikrofon, das mit kräftiger Präsenz in den Bässen und unteren Mitten sowie guter Auflösung in den Höhen aufwartet und sehr druckvolle und durchsetzungsfähige Aufnahmen von Gesang oder Naturinstrumenten ermöglicht.