Nachgefragt:
Thomas Koritke, geistiger Vater von Session
Keys Upright, im Gespräch mit Beat.
Beat / Wie entstand die Idee zu Session Keys Upright?
Thomas / Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man für eine Produktion oft nach einem Pianoklang sucht, der nicht dem eines Hochglanz-Konzertflügels entspricht, sondern nach etwas Intimerem, einem Sound mit mehr Ecken und Kanten. Ich fand, dass Klaviere immer etwas stiefmütterlich behandelt werden. Dabei kann der Sound wirklich großartig sein und wir wollten ihn mit allen Details einfangen, um ein Instrument mit eigenem Charakter zu entwickeln.
Beat / Welche Features von Session Keys Upright findest du am spannendsten?
Thomas / Sicherlich gehören dazu die zwei unterschiedlichen Sample-Sets „Open“und „Close“. Damit erhält man eigentlich zwei Klaviere in einem: Den typischen, leicht verstimmten und schwebenden Upright-Piano-Sound mit dem Set „Open“und den fokussierten und sehr sauber gestimmten Charakter mit dem Set „Closed“. Wir haben uns für zwei unterschiedliche Aufnahmen entschieden, weil wir das Gefühl hatten, mit einem einzigen Recording zu viele Kompromisse eingehen zu müssen. Insbesondere was die Stimmung angeht, hat man damit zwei wirklich tolle Optionen.
Beat / Kannst du uns die Funktionsweise des Animators kurz erläutern?
Thomas / Der Animator ist eigentlich so etwas wie ein Sessionpartner. Die über 400 flexiblen Klavierphrasen unterschiedlichster Genres wurden von professionellen Pianisten eingespielt und können in Dynamik, Komplexität und Harmonie live gesteuert werden. Uns war dabei die musikalische Interaktion besonders wichtig. Es handelt sich also nicht um statische MIDI-Phrasen, bei denen man eher Zuschauer als Musiker ist, sondern Du kannst mit dem Animator jammen. Die Anschlagstärke lässt sich per Velocity oder Pitch Bend steuern und die Komplexität der Phrasen über das Modulationsrad. Dabei passt sich der Animator immer den Songharmonien an. Zwischen den jeweils sechs Phrasen eines Animator-Songs kannst Du nahtlos per KeySwitch umschalten.
Beat / Wie hilft die Smart-Chord-Funktion bei der Entwicklung interessanter Akkordprogressionen?
Thomas / Gib die Tonart deines Songs ein und experimentiere einfach. Die weißen Tasten erzeugen die zur Tonart passenden Akkorde und die schwarzen Tasten variieren diese dann noch, indem sie zum Bespiel Umkehrungen formen oder Septimen und Nonen hinzufügen. Besonders interessant finde ich es, die Smart-Chord-Funktion in Verbindung mit Pad-Controllern zu nutzen und auf diese Weise komplette Akkorde auf Pads zu legen. Übrigens lässt sich mit den durch Smart Chord erzeugten Akkorden auch der Animator spielen. Du kannst also damit ziemlich komplexe Piano-Pattern von einem Pad-Controller aus steuern.
Beat / Welche Einflussmöglichkeiten auf den Klang bietet Session Keys Upright?
Thomas / Da ist zunächst einmal der Pentamorph-Regler, den man bei allen Session-Keys-Instrumenten findet. Damit lässt sich der Sound vom originalen akustischen Klang in sphärische Atmo-Sounds, perkussive mechanische Spielgeräusche oder komplexe Reverse-Texturen morphen. Für detaillierte Eingriffe gibt es auf der Tonality-Seite Regler für die einzelnen Klangbestandteile wie z. B. Sustain-Resonanzen, Tasten- und Pedalgeräusche, Reverse-Samples oder Attack und Decay. Besonders spannend finde ich den Bereich „Color“auf der Effektseite. Hierbei handelt es sich um komplexe Effekte und Impulsantworten, mit denen Du den Sound teilweise dramatisch verfremden kannst.
Beat / Kannst du unseren Lesern ein paar Tipps geben, wie sie das Beste aus dem virtuellen Instrument herausholen?
Thomas / Rumprobieren (lacht)! Im Ernst: Ich würde vermutlich zunächst entscheiden, ob der „Open“- oder „Closed“-Charakter besser zum Song passt. Die vielen Soundpresets in Session Keys Upright sind danach ein guter Ausgangspunkt für eigenes Sounddesign. Wenn es um Songideen geht, ist es bestimmt kein schlechter Start, einfach unterschiedliche Animator-Songs auszuprobieren und sich inspirieren zu lassen.
Beat / Welche Vorteile bietet die NKS-Integration?
Thomas / Durch diese Integration wird es für Besitzer der Komplete-Kontrol-Keyboards oder Maschine von Native Instruments fast unnötig, noch die Maus anzufassen. Alle wichtigen Parameter sind direkt den Reglern der Hardware zugewiesen. Du kannst Soundpresets browsen und vorhören und die Light-Guide-LEDs zeigen sogar genau, welche Töne der Animator gerade spielt.