Test: Plasma Pedal
Verzerrer für Synths & Drums
Das Plasma Pedal von Gamechanger Audio erzeugt auf sehr unkonventionelle Weise Verzerrungen, die auch Synthesizern und Drumcomputern einen besonderen Sound verpassen können.
Und schon wieder hat sich ein vorrangig für Gitarristen entwickeltes Pedal von Gamechanger Audio ins Teststudio verirrt. Und der Grund ist erneut die innovative Technik, die in dem Produkt steckt und es auch als Bereicherung für Synthesizer und Drumcomputer empfiehlt. Das Plasma Pedal erzeugt eine Verzerrung, was zunächst einmal wenig spektakulär für ein Fußpedal ist. Die Verzerrung wird aber nicht wie üblich bei analogen Verzerrern mit Vakuum-Röhren, Dioden oder Transistoren erzeugt, sondern mit Hilfe einer mit Xenon-Gas gefüllten Röhre. Neben einem einzigartigen Klang sorgt dies auch für aufsehenerregende visuelle Effekte, da die Röhre gut sichtbar unter Plexiglas platziert ist.
Verzerrung durch Entladung
Plasma Pedal sitzt in einem robusten Gehäuse aus schwarzem Aluminium. Die Stromversorgung erfolgt über ein 9Volt-Netzteil, das aber nicht im Lieferumfang enthalten ist. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich. Angeschlossen wird der Effekt über Mono-Klinkenbuchsen. Im Zentrum befindet sich gut geschützt die Röhre, die jede Gasentladung mit entsprechenden Blitzen anzeigt. Ohne zu tief in die Physik einzutauchen, zunächst eine kurze Erläuterung der Funktionsweise des Plasma Pedals: Das eingehende Audiosignal beispielsweise von Gitarre oder Synthesizer wird von einem Transformator auf mehrere Tausend Volt umgewandelt und anschließend in der mit dem Edelgas Xenon gefüllten Röhre zwischen zwei Elektroden zur Entladung gebracht. Ein Teil der elektrischen Energie wird dabei in Licht umgewandelt, das aufgrund des verwendeten Gases als blauer Blitz in der Röhre sichtbar wird – schwer zu beschreiben, aber spektakulär anzusehen! Bei den Entladungen werden elektromagnetische Schwingungen erzeugt, die losgelöst vom Eingangssignal wieder in analoge Signale umgewandelt und am Ausgang als Audiosignal ausgegeben werden.
Eingebauter Equalizer
Aktiviert wird der Effekt über einen robusten Fußschalter. Plasma Pedal besitzt eine True-Bypass-Schaltung, bei deaktiviertem Effekt wird das Eingangssignal also unverfälscht an den Ausgang weitergeleitet. Uns interessiert aber natürlich der aktive Betriebszustand, in dem Sie mit fünf Drehreglern Einfluss auf den Klang nehmen können. Der Blend-Regler entspricht dem Dry/Wet-Parameter anderer Effektgeräte, hiermit bestimmen Sie das Verhältnis zwischen eingehendem Originalsignal und effektiertem Sound. Mit Low und High Freq haben Sie Zugriff auf den ordentlich zupackenden Zweiband-Equalizer. Mit einem kleinen Schalter auf der Rückseite können Sie den Equalizer nur auf verzerrte Ausgangssignale routen und das Eingangssignal unbearbeitet lassen. Mit dem mittig platzierten Voltage-Poti passen Sie die Spannung in der Röhre an und regeln dadurch die Schwelle, ab der eine Entladung stattfindet.
Spezieller Verzerrerklang
Nach soviel Theorie kommen wir jetzt zum Klang des Plasma Pedals. Zunächst haben wir testweise eine Gitarre angeschlossen und waren positiv überrascht vom satten, vollen Klang des Verzerrers. Dreht man mit dem Blend-Regler das Eingangssignal komplett runter, fällt sofort eine einzigartige Besonderheit der ungewöhnlichen Verzerrer-Schaltung auf: Da die Entladungen in der Röhre nur bei einem Eingangssignal angeregt werden, herrscht in Spielpausen völlige Stille. Die Schaltung reagiert dabei schneller als jedes Noise-Gate, was bei gedämpften Powerchords in Stakkato-Spielweise richtig Freude aufkommen ließ. Das ist natürlich auch ein Vorteil bei schnellen Basslinien, die dadurch knackiger und weniger verwaschen klingen. Wir haben das Ganze mit einer typischen 303-Sequenz mit viel Resonanz aus einer Novation Bass Station 2 probiert und konnten von leichter Sättigung bis hin zur fetten Verzerrung eine große Bandbreite an Sounds mit dem Plasma Pedal erzeugen. Der Klang war dabei stets organisch und wartet mit einer eigenständigen, sehr durchsetzungsfähigen Verzerrung auf. Der kräftige Equalizer kann für ordentlich Schub untenrum, aber auch für richtig fies kratzige Sounds sorgen.
Fazit
Schwer zu sagen, ob es allein am Klang oder auch an der Optik mit der brutzelnden Röhre liegt, man spürt beim Plasma Pedal quasi den durchfließenden Strom. Die Verzerrung ist auf einzigartige Weise harmonisch und zerstörend zugleich. Das Pedal reagiert sehr schnell auf Sounds mit kurzem Attack und schaltet noch schneller bei Spielpausen stumm und empfiehlt sich damit nicht nur für Gitarrenriffs, sondern auch für knackige Basslinien und schnelle Synthesizersequenzen, die einen besonderen Signature-Sound bekommen sollen.