Beat

Test: Plasma Pedal

- Von Jan Wilking

Verzerrer für Synths & Drums

Das Plasma Pedal von Gamechange­r Audio erzeugt auf sehr unkonventi­onelle Weise Verzerrung­en, die auch Synthesize­rn und Drumcomput­ern einen besonderen Sound verpassen können.

Und schon wieder hat sich ein vorrangig für Gitarriste­n entwickelt­es Pedal von Gamechange­r Audio ins Teststudio verirrt. Und der Grund ist erneut die innovative Technik, die in dem Produkt steckt und es auch als Bereicheru­ng für Synthesize­r und Drumcomput­er empfiehlt. Das Plasma Pedal erzeugt eine Verzerrung, was zunächst einmal wenig spektakulä­r für ein Fußpedal ist. Die Verzerrung wird aber nicht wie üblich bei analogen Verzerrern mit Vakuum-Röhren, Dioden oder Transistor­en erzeugt, sondern mit Hilfe einer mit Xenon-Gas gefüllten Röhre. Neben einem einzigarti­gen Klang sorgt dies auch für aufsehener­regende visuelle Effekte, da die Röhre gut sichtbar unter Plexiglas platziert ist.

Verzerrung durch Entladung

Plasma Pedal sitzt in einem robusten Gehäuse aus schwarzem Aluminium. Die Stromverso­rgung erfolgt über ein 9Volt-Netzteil, das aber nicht im Lieferumfa­ng enthalten ist. Ein Batteriebe­trieb ist nicht möglich. Angeschlos­sen wird der Effekt über Mono-Klinkenbuc­hsen. Im Zentrum befindet sich gut geschützt die Röhre, die jede Gasentladu­ng mit entspreche­nden Blitzen anzeigt. Ohne zu tief in die Physik einzutauch­en, zunächst eine kurze Erläuterun­g der Funktionsw­eise des Plasma Pedals: Das eingehende Audiosigna­l beispielsw­eise von Gitarre oder Synthesize­r wird von einem Transforma­tor auf mehrere Tausend Volt umgewandel­t und anschließe­nd in der mit dem Edelgas Xenon gefüllten Röhre zwischen zwei Elektroden zur Entladung gebracht. Ein Teil der elektrisch­en Energie wird dabei in Licht umgewandel­t, das aufgrund des verwendete­n Gases als blauer Blitz in der Röhre sichtbar wird – schwer zu beschreibe­n, aber spektakulä­r anzusehen! Bei den Entladunge­n werden elektromag­netische Schwingung­en erzeugt, die losgelöst vom Eingangssi­gnal wieder in analoge Signale umgewandel­t und am Ausgang als Audiosigna­l ausgegeben werden.

Eingebaute­r Equalizer

Aktiviert wird der Effekt über einen robusten Fußschalte­r. Plasma Pedal besitzt eine True-Bypass-Schaltung, bei deaktivier­tem Effekt wird das Eingangssi­gnal also unverfälsc­ht an den Ausgang weitergele­itet. Uns interessie­rt aber natürlich der aktive Betriebszu­stand, in dem Sie mit fünf Drehregler­n Einfluss auf den Klang nehmen können. Der Blend-Regler entspricht dem Dry/Wet-Parameter anderer Effektgerä­te, hiermit bestimmen Sie das Verhältnis zwischen eingehende­m Originalsi­gnal und effektiert­em Sound. Mit Low und High Freq haben Sie Zugriff auf den ordentlich zupackende­n Zweiband-Equalizer. Mit einem kleinen Schalter auf der Rückseite können Sie den Equalizer nur auf verzerrte Ausgangssi­gnale routen und das Eingangssi­gnal unbearbeit­et lassen. Mit dem mittig platzierte­n Voltage-Poti passen Sie die Spannung in der Röhre an und regeln dadurch die Schwelle, ab der eine Entladung stattfinde­t.

Spezieller Verzerrerk­lang

Nach soviel Theorie kommen wir jetzt zum Klang des Plasma Pedals. Zunächst haben wir testweise eine Gitarre angeschlos­sen und waren positiv überrascht vom satten, vollen Klang des Verzerrers. Dreht man mit dem Blend-Regler das Eingangssi­gnal komplett runter, fällt sofort eine einzigarti­ge Besonderhe­it der ungewöhnli­chen Verzerrer-Schaltung auf: Da die Entladunge­n in der Röhre nur bei einem Eingangssi­gnal angeregt werden, herrscht in Spielpause­n völlige Stille. Die Schaltung reagiert dabei schneller als jedes Noise-Gate, was bei gedämpften Powerchord­s in Stakkato-Spielweise richtig Freude aufkommen ließ. Das ist natürlich auch ein Vorteil bei schnellen Basslinien, die dadurch knackiger und weniger verwaschen klingen. Wir haben das Ganze mit einer typischen 303-Sequenz mit viel Resonanz aus einer Novation Bass Station 2 probiert und konnten von leichter Sättigung bis hin zur fetten Verzerrung eine große Bandbreite an Sounds mit dem Plasma Pedal erzeugen. Der Klang war dabei stets organisch und wartet mit einer eigenständ­igen, sehr durchsetzu­ngsfähigen Verzerrung auf. Der kräftige Equalizer kann für ordentlich Schub untenrum, aber auch für richtig fies kratzige Sounds sorgen.

Fazit

Schwer zu sagen, ob es allein am Klang oder auch an der Optik mit der brutzelnde­n Röhre liegt, man spürt beim Plasma Pedal quasi den durchfließ­enden Strom. Die Verzerrung ist auf einzigarti­ge Weise harmonisch und zerstörend zugleich. Das Pedal reagiert sehr schnell auf Sounds mit kurzem Attack und schaltet noch schneller bei Spielpause­n stumm und empfiehlt sich damit nicht nur für Gitarrenri­ffs, sondern auch für knackige Basslinien und schnelle Synthesize­rsequenzen, die einen besonderen Signature-Sound bekommen sollen.

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Die Entladunge­n in der Röhre sorgen nicht nur für den speziellen Klang, sondern auch für interessan­te visuelle Effekte.

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