Test : Twisted Electrons Electrons μAcid8
μAcid8 ist ein extreme kompakter 8-bit-Synthsizer mit dem Schwerpunkt auf basslinien, der die charackterische wavetable-Engine de Acid 8 und wesentlichen Funktionen dessen Step-Sequencers ubermimmt.
Der μAcid8 ist die Miniaturausgabe von Twisted Electrons Acid8, einem hybriden Synthesizer mit Sequenzer im 303-Stil. Verzichtet wurde im direkten Vergleich nicht nur auf das analoge Filter, sondern auch auf ein Gehäuse. Der μAcid8 kommt als nackte Platine, was frappierend an die Pocket Operatoren von Teenage Engineering erinnert. Die Stromversorgung erfolgt über zwei AAA-Batterien, die in die Klammern auf der Unterseite gesteckt werden und eine leicht angeschrägte Aufstellung ermöglichen. 18 Taster, 6 kleine Drehregler sowie 32 weiße, in der Helligkeit anpassbare LEDs teilen sich den beschränkten Platz auf der Platine. Die Taster simulieren bei Bedarf ein Keyboard, um verschiedene Noten zu spielen, wobei zwischen den Oktaven umgeschaltet werden kann. Mit den Drehreglern steuern Sie die 303-typischen Parametern Filterfrequenz, Resonanz, Hüllkurvenmodulation, Decay-Zeit sowie Accent-Stärke und Gesamtlautstärke.
Neben der MicroUSB-Buchse, die der Verbindung mit dem Computer dient und ebenfalls die Stromversorgung übernehmen kann, gibt es zwei Miniklinkenbuchsen. Sie sind nicht nur als Ein- und Ausgang für Audiosignale gedacht, sondern können gleichzeitig auch zur Synchronisation mit anderem Equipment genutzt werden. Dies kennt man ebenfalls von den Pocket Operatoren, eine Synchronisation mit einem Korg Volca funktionierte im Test ebenfalls reibungslos. Ist der μAcid8 per USB mit dem Com
puter verbunden, können Sie auch das kostenlos erhältliche Plug-in nutzen, um den Mini-Synth mit der DAW zu synchronisieren und zu editieren.
Digitale Klangerzeugung
Die Klangerzeugung des μAcid8 ist rein digital, als Grundlage dient ein monophoner 8-Bit-Prozessor. Sie haben die Wahl zwischen den vier Wellenformen Sägezahn, Rechteck, Dreieck und Sinus. Für jede dieser Wellenformen stehen vier Variationen zur Verfügung (Normal, Distorted, Fat/Detuned, Harmonized/Techno), sodass Sie insgesamt aus 16 Alternativen wählen können. Die Rechteckwellen verfügen zudem über regelbare Pulsweite. Harmonize erzeugt eine zusätzliche Quinte und eignet sich damit gut für Leads, die anderen Varianten dürften anhand der lautmalerischen Namen selbsterklärend sein. Die Wellenformen klingen durch die Bank sehr satt und druckvoll und bieten einen guten Ausgangspunkt für die weitere Bearbeitung. Mit dem eingebauten Arpeggiator-Effekt und dem Bitcrusher lassen sich auch authentische Chipsounds erzeugen. Neu hinzugekommen sind Effekte wie der heutzutage wohl unvermeidliche Filter-Wobbler mit variabler Geschwindigkeit sowie Vinyl- und Stutter-Effekte.
Aufgebohrter 303-Sequenzer
Der Sequenzer entspricht im Wesentlichen dem großen Bruder und ist von der TB303 inspiriert, geht in seinen Möglichkeiten aber deutlich darüber hinaus. Sequenzen können in Echtzeit oder per Step-Recording aufgezeichnet werden. Jede Sequenz kann bis zu 16 Schritte lang sein, 16 LEDs dienen als Lauflicht und zeigen den aktuell gewählten Schritt an. Mit den Tastern wählen Sie die Tonhöhe für diesen Schritt und setzen einen Slide, einen Accent oder eine Pause. Accent verstärkt und verkürzt wie bei der 303 die Filterhüllkurve. Aktivierter Slide sorgt für das typische stufenlose Übergleiten auf die Tonhöhe des nächsten Steps. Die gespeicherte Sequenz kann noch umfangreich in Echtzeit manipuliert werden. Sie können die Sequenz kürzen oder einzelne Steps überspringen und so aus dem starren Taktraster ausbrechen. Sehr schön ist auch die programmierbare Transponierfunktion mit bis zu 16 Wechseln je Pattern, die leider viel zu selten in solche Grooveboxen integriert wird und das Festkleben auf einer Tonhöhe vermeidet. Zudem lassen sich 16 Pattern als Chain verknüpfen, sodass für ausreichend Abwechslung gesorgt ist. Eine Zufallsfunktion kann als Inspiration dienen und kreative Löcher stopfen.
Fazit
Im Test zeigte sich der hosentaschentaugliche μAcid8 als kompetenter Partner zur Erstellung grooviger Basslines, schon nach kurzer Einarbeitungszeit stellte sich der Spielspaß ein. Dies liegt nicht nur am intuitiv bedienbaren, aber dennoch recht flexiblen Sequenzer, sondern auch an dem kräftigen 8-Bit-Sound des Oszillators, der auch in den tiefen Frequenzen ordentlich Druck macht. HiFi-Sound dürfen Sie allerdings nicht erwarten, ganz rausch- und artefaktefrei ist das ohnehin recht leise Ausgangssignal nicht. Dies gleichen aber die zahlreichen Echtzeit- und Zufallsfunktionen aus, die locker über jede kreative Hemmung hinweghelfen und für lebendige und abwechslungsreiche Acid-Sequenzen mit etwas digitalem Dreck und eigenständigem Sound sorgen.