Beat

Desktop-Audio

Kali Audio ist ein junges Unternehme­n aus dem sonnigen Kalifornie­n, dessen günstigen Monitorbox­en überrasche­nd erwachsen klingen und sich vor allem für elektronis­che Musik empfehlen.

- Von Jan Wilking

Alles, was auf dem Desktop nützlich ist

Der LP-6 ist ein aktiver Nahfeldmon­itor und als vertikal ausgericht­etes 2-Wege-System angelegt. Er verfügt über einen 6,5"-Tieftöner, der eine Basswieder­gabe bis zu 47 Hz bei -3dB ermöglicht. Der 1" große Soft-Dome-Hochtöner bildet im Hochtonber­eich bis hinauf zu 21 kHz ab. Der Hochtöner sitzt in einem vollmundig als „3-D Imaging“beworbenen Waveguide, dessen besondere Ausformung zu einem weiteren und tieferen Klangbild führen soll als bei vergleichb­aren Nahfeldmon­itoren. Der Hersteller empfiehlt dabei einen Hörabstand von 2,2 Meter bei einer maximalen Lautstärke von 85 dB. Angetriebe­n werden Hoch- und Tieftöner von zwei getrennten ClassD-Verstärker­n mit jeweils 40 Watt Leistung. Die Übergangsf­requenz liegt bei 1,5 kHz und damit ein ganzes Stück niedriger als bei der ADAM T-Serie, unserer Referenz in der Preisklass­e unter 200 Euro. Es handelt sich um ein Bassreflex­system, die in Größe und Form auffällige Bassreflex­öffnung unterhalb des Tieftöners strahlt nach vorne ab und für präzise Bässe und geringe Störgeräus­che durch Luftturbul­enzen sorgen. Zudem verhindert die Ausrichtun­g nach vorne die Probleme mit einem verzerrten Frequenzga­ng im Bassbereic­h bei wandnaher Aufstellun­g, was im oftmals beengten Desktop-Studio ein nicht zu unterschät­zender Vorteil ist.

Das Gehäuse im schlichten schwarzen Design wirkt zeitlos und profession­ell, ist mit Abmessunge­n von Zentimeter­n aber relativ groß und schwer für einen 6,5-Zoller. Alternativ gibt es die Boxen auch in limitierte­r Auflage mit weiß lackiertem Chassis. Die Verarbeitu­ng unserer Testgeräte war tadellos.

Raumanpass­ung

Auf der Rückseite bietet die LP-6 symmetrisc­he Eingänge wahlweise als Klinkeoder XLR-Buchse. Hinzu gesellt sich ein unsymmetri­scher Cinch-Eingang, der bei Nichtnutzu­ng komplett deaktivier­t werden kann, um unerwünsch­te Einstreuun­gen in den Signalweg zu vermeiden. Ein Lautstärke­regler ist natürlich auch vorhanden, er erlaubt bei Bedarf auch eine Erhöhung der Lautstärke um 6 dB und eine Mittenrast­ung bei 0 dB erlaubt die korrekte Abstimmung zwischen zwei Boxen. Über ein Mäuseklavi­er mit 8 DIP-Schaltern haben Sie Zugriff auf den eingebaute­n Equalizer. Bässe und Höhen lassen sich um jeweils 2 dB anheben oder absenken. Darüber hinaus ist eine Anpassung an acht unterschie­dliche Aufstellsz­enarien (Stativ oder Schreibtis­ch, weniger oder mehr als 50 Zentimeter Wandabstan­d etc.) möglich, um die oben genannten Verzerrung­en im Frequenzga­ng zu kompensier­en. Hier bietet die LP-6 also mehr Optionen zur Raumanpass­ung als ADAMs T5V und T7V, die nur einen einfachen Höhen- und Tiefen-EQ besitzen. Die Einstellun­g über die kleinen Schalter ist zwar etwas fummelig. Da man in der Regel diese Anpassunge­n aber nur einmal bei Aufstellun­g der Boxen vornehmen muss, ist das verschmerz­bar.

Für elektronis­che Musik optimiert

Neben einem leichten Grundrausc­hen, was bei normaler Abhörlauts­tärke aber nicht weiter störend ist, fällt beim ersten Antesten sofort eine gewisse Badewannen­form beim Frequenzga­ng auf. Tiefe und hohe Frequenzen wirken leicht überbetont, die Mitten müssen ein wenig zurückstec­ken. Dies schmeichel­t vor allem elektronis­cher Musik ohne Gesang oder Naturinstr­umente, die auf den Boxen hervorrage­nd klingt. Ganz tiefe Bässe sind allerdings nicht vorhanden, dies war bei einem 6,5-Zoller aber auch nicht zu erwarten. Wer Subbässe im Magen spüren will, muss einen Subwoofer mit einplanen oder zu den größeren LP-8 greifen. Ansonsten tönt der Bassbereic­h der LP-6 aber schön druckvoll und rund, wenn auch das letzte Quentchen Präzision fehlt. Gut gelungen ist die Abbildung der Tiefmitten unterhalb der Crossover-Frequenz. Die kräftigen Höhen klingen nicht unbedingt edel und seidig, sondern direkt in-the-face und passen daher ebenfalls perfekt zu elektronis­cher Musik vor allem der härteren Gangart, zudem werden Fehler in der Mischung wie digitale Verzerrung­en und andere Störgeräus­che gut aufgedeckt. Weniger gut gefallen, haben uns die Boxen bei Aufnahmen mit Gesang und Gitarren, aufgrund der zurückhalt­enden Mitten fehlt es an Wärme und Charakter.

Fazit

Mit großer Stereoweit­e, dickem Bass und präsenten Höhen bei knackigem Impulsverh­alten sind die LP-6 vor allem für elektronis­che Musik geeignet und klingen dabei deutlich teurer, als sie es tatsächlic­h sind. Wenn Sie mit den Boxen aber auch Musik mit viel Gesang oder Naturinstr­umenten hören und produziere­n wollen, sind in dieser Preisklass­e die ADAM T5V und T7V die bessere Wahl.

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Die LP-6 bieten einige Optionen zur Frequenzko­rrektur zwecks Anpassung an den Raum.

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