Test: Roland Fantom 6
Eine digitale Klangerzeugung in bewährter Roland-Qualität, ergänzt mit analogem Drive und Filter sowie direkter Bedienung machen den Fantom 6 zu einem sehr interessanten Synthesizer, der allerdings noch etwas unausgereift wirkt.
Synth-Workstation mit analogem Filter
Mit der neuen Fantom-Serie möchte Roland wieder Akzente im Bereich Workstation setzen, nachdem sich die japanische Firma in den letzten Jahren auf andere Produktsparten konzentriert hat. Mit einem klaren Schwerpunkt auf den Synthesizerfunktionen, gekrönt von einem speziellen Reglerset angelehnt an klassische Synthesizer sowie einem analogen Stereo-Filter hebt sich der Fantom 2019 von der starken Konkurrenz wie Yamaha Montage oder Korg Kronos ab. Die direkt zugänglichen Synthesizerfunktionen sowie die tiefgehende DAW-Integration und die flexiblen Anschlussmöglichkeiten machen den Fantom nicht nur für die Bühne interessant, sondern auch als hochwertigen Soundlieferanten und Schaltzentrale im Studio.
Robustes Gehäuse im zeitlosen Design
Roland hat uns für den Test den Fantom 6 zur Verfügung gestellt, das Testexemplar wurde erfreulicherweise sogar vom Produktexperten persönlich ins Teststudio geliefert und bei Kaffee und netten Gesprächen in den Grundfunktionen erläutert. Der Fantom 6 hätte aber auch einen Versand wohl ohne Probleme überstanden, denn das Gehäuse ist aus robustem Metall und dürfte auch dem härtesten Touralltag standhalten. Glücklicherweise beschert uns Roland also keinen weiteren Plastikbomber wie Roland System-8 oder JD-XA. Auch auf grelle Farben und Klavierlack wurde dankenswerterweise verzichtet, der Fantom 6 kommt im zeitlos schlichten schwarzen Design. Aufgrund des stabilen Metallgehäuses wiegt der Fantom 6 allerdings auch über 15 Kilogramm, ist also kein Leichtgewicht.
Sehr gute Synthesizer-Tastatur
Die leicht gewichtete Synthesizer-Tastatur spielt sich hervorragend, mit angenehmem Widerstand und guter Umsetzung der Anschlagdynamik. Auch Aftertouch lässt sich nuanciert einsetzen und erfordert keinen extremen Kraftaufwand, wie es bei älteren Roland-Synthesizern oftmals der Fall war. Ein weiterer Fortschritt gegenüber älteren Modellen aus gleichem Hause sind die zwei Räder für Modulation und Pitchbend, den geliebt-gehassten Roland-Bender gibt es als Bonus noch obendrauf.
Durchdachte und direkte Bedienung
Die Bedienelemente bieten eine gute Haptik, mehrfarbige Beleuchtung und LED-Kränzen unterstützen die Bedienung. Das große farbige Touch-Display in der Mitte reagiert direkter und schneller als beim Montage. Lediglich an den Seiten reagierte es im Test nicht immer perfekt auf Fingerdruck. Praktisch ist die Overlay-Funktion: Wenn Sie beispielsweise mit einem Regler in der Synthesizersektion einen Parameter wie Filterfrequenz oder Attack der Hüllkurve ändern, zeigt das Display groß die Auswirkungen im Frequenz- oder Hüllkurvenverlauf an und wechselt anschließend wieder zu der Display-Seite, auf der Sie sich vorher befunden haben. Per Druck auf den jeweiligen Taster der einzelnen Synthesizer-Sektionen gelangen Sie aber auf Wunsch auch direkt auf die passende Parameter-Seite des Displays. Dies entspricht der Bedienung virtuell-analoger Synthesizer, Roland holt damit den Schrauber und Synthesizer-Programmierer mit dem Fantom deutlich besser ab als die Workstation-Konkurrenz.
Eigene Ausgänge für das Analogfilter
Die Rückseite bietet eine umfangreiche Ausstattung. Der Hauptausgang ist sowohl in Form symmetrischer XLR-Buchsen als auch einfacher Klinkenbuchsen vorhanden. Hinzu kommen vier Einzelausgänge in Form zweier Sub-Stereoausgänge. Besonders schön ist der zusätzliche Stereoausgang für das analoge Filter. Denn passend dazu gibt es zwei Eingänge für externes Audio, die XLR/ Klinke-Kombis verkraften sowohl Mikrofon als auch Line-Signal. Das eingehende Audiosignal lässt sich mit den eingebauten Effekten und eben auch dem analogen Drive und Filter versehen und dann über den Haupt- oder Einzelausgang wieder abnehmen.
MIDI, CV/Gate und USB
Vier Pedalanschlüsse sowie das MIDI-Trio stellen den klassischen Keyboarder zufrieden, für experimentierfreudige Musiker gibt es aber auch zwei CV/Gate-Pärchen zur Anbindung von analogem Equipment und Modularsystemen – ein Novum im Workstation-Bereich!
USB-Anschlüsse besitzt der Fantom natürlich auch, und zwar gleich fünf Stück. Einer davon dient zur Verbindung mit dem Host-Computer und bietet sowohl MIDI als auch Mehrkanal-Audio. Die zweite Buchse ist für Speichermedien wie einen USB-Stick gedacht, aktuell vor allem zum Import von Samples interessant. Es lässt sich hieran aber auch eine Standard-Computertastatur für erleichterte Eingabe von Namen etc. anschließen. An die drei ExternalDevice-Anschlüsse lassen sich wie bei einem Computer beliebige USB-Geräte wie USB-Controller, Keyboard oder Interface anschließen, der Fantom arbeitet dann als USB-Host. Für das Anschlussboard hat sich Roland Unterstützung beim renommierten deutschen Hersteller RME geholt, entsprechend stabil arbeiten die Verbindungen und auch am Klang der Wandler gibt es nichts zu meckern.
Altbewährter Roland-Sound
Ohnehin gehören die digitalen Roland-Synthesizer mit ihrem durchsetzungsfähigen, Hi-Fi-mäßigen Klang schon immer zu unseren Favoriten, und der Fantom macht da keine Ausnahme. Vor allem die Filter klingen hervorragend, und zwar sowohl die digitalen als auch analogen Varianten. Da verzeiht man es auch, dass die Klangerzeugung trotz des tollen neuen Namens Zen-Core auf altbewährte Strukturen zurückgreift. Die vier Partials kennt man schon aus Klassikern wie JV-1080 und MC-505. Jedes Partial greift entweder auf den reichhaltigen Fundus an mitgelieferten Samples zurück oder auf die Wellenformen des virtuell-analogen Synthesizers, die neben den Klassikern wie Sägezahn und Pulswelle natürlich auch die hauseigene Berühmtheit SuperSaw enthalten. Oszillator-Sync, Cross- und Ringmodulation sorgen für zusätzliche Obertöne.
Sehr gut klingende Digitalfilter
Das digitale Multimode-Filter bietet neben Tiefpassfilter mit verschiedener Flankensteilheit auch Bandpass und Hochpass sowie Peak-Filter, die allesamt hervorragend klingen. In Sachen digitale Filter hat Roland weiterhin die Nase vorn gegenüber der Konkurrenz von Yamaha und auch Korg. Doch damit nicht genug, es gibt als zusätzliche Auswahl auch noch Tiefpassvarianten, die diversen Synthesizer-Klassikern nachempfunden sind und teilweise bereits aus der Boutique-Serie bzw. dem System-8 bekannt sind. Neben Jupiter- und Juno-Filter gibt es auch das legendäre Moog-Ladder-Filter sowie das Prophet-5 Circuit-Filter im virtuellen Nachbau.
Step-LFO für flexible Modulation
Für ausreichend Bewegung im Klang sorgen zwei LFO, wobei besonders der Step-LFO ins Auge fällt. Es handelt sich um einen Modulations-Sequenzer mit bis zu 16 Steps. Jeder Step kann nicht nur unterschiedliche Werte senden, sondern auch komplette Modulationskurven für flexibles Ratchet, komplexe Wobble oder Glitch-Sounds. Das Ganze erinnert sehr an den Motion Stepsequenzer des Yamaha Montage, die Bedienung ist beim Roland Fantom aber (wie in nahezu allen Bereichen) deutlich zugänglicher und intuitiver gestaltet als bei Yamahas Flaggschiff. Und wo wir gerade bei Bewegungen sind: Der große Touchscreen kann auch als Motional-Pad dienen, um zwischen den vier Partials per Finger überzublenden.
Analoger Mastereffekt
Eine ganze Palette an Effekten steht zur Nachbearbeitung zur Verfügung, die qualitativ aber nicht an die teuer und edel klingenden Effekte des Montage heranreichen. Dafür punktet der Fantom mit seinen analogen Mastereffekten. Das regelbare Drive sorgt für leichte Sättigung bis hin zur harmonischen Verzerrung, und als Highlight wartet ganz am Ende der Signalkette das analoge Stereo-Filter auf seinen Einsatz. Es kann zusätzlich zu den digitalen Filtern
Die Workstation bietet typischen Roland-Sound in bewährter Qualität, vor allem die digitalen Filter klingen hervorragend.