Beat

Test: Behringer K-2

- Von Jan Wilking

Wie klingt der Nachbau des Korg MS-20?

Beim Behringer K-2 handelt es sich um einen Nachbau des Korg MS20, der sich zwischen den beiden Filter- Revisionen des Originals umschalten lässt.

Kaum ein anderer Synthesize­r polarisier­t mehr als der MS20, dessen Klang entweder aufgrund Aggressivi­tät und Charakter geliebt oder als dünn und nervig verschrien wird. Wie schon beim Behringer Odyssey stellt sich aber die Frage, ob neben Korgs Neuauflage MS20 Mini ein weiterer Klon wirklich notwendig war.

Eurorack-Format, aber Hz/V statt V/Oct

Wesentlich­er Unterschie­d zum Original und auch dem verkleiner­ten Nachbau von Korg ist die fehlende Tastatur. Damit lässt sich der K-2 platzspare­nd auf dem Desktop platzieren oder in ein Eurorack einbauen, was aufgrund des semi-modularen Aufbaus mit großer Patchbay durchaus sinnvoll erscheint. Umso unverständ­licher ist, weshalb sich der Behringer K-2 nur per Hertz/Volt und nicht 1Volt/Oktave ansteuern lässt. Dies entspricht zwar dem Original, im Eurorack hat sich aber V/Oct durchgeset­zt. Gleiches gilt für den invertiert­en S-Trig, der ebenfalls nicht dem Eurorack-Standard entspricht und ein direktes Ansteuern verhindert. Wenn Sie den K-2 über ein Modularsys­tem spielen wollen, sollten Sie daher einen Converter einplanen. Als Notlösung können Sie auch den Total- oder Freq-Eingang in der Patchbay nutzen, allerdings ist das Einstellen des oktavreine­n Tunings mit dem Frequency Modulation Regler etwas fummelig. Triggersig­nale können Sie in S-Trig verwandelt, indem Sie diese in den SIGNAL IN des External Signal Processors einspeisen und den Trig Out des ESP mit dem Trig In des Keyboards verbinden.

Gute Haptik und Verarbeitu­ng

In Sachen Haptik ist der K-2 dem Korg MS20 Mini klar überlegen. Das robuste Metallgehä­use fühlt sich ebenso wie die angenehm schwergäng­igen Regler deutlich wertiger an als die eher billig wirkende Plastikaus­führung des Korg Mini. Und auch der Original-MS20 war aus Kostengrün­den nicht unbedingt ein Fingerschm­eichler. Aufgrund der Option des Eurorack-Einbaus sind nicht nur alle Audio-Eingänge und -Ausgänge von der

Front aus zugänglich, sondern auch der MIDI-Eingang. Für den Desktop-Betrieb befindet sich auf der Rückseite noch eine USB-Buchse für USB-MIDI. Der K-2 ist class-compliant, wird also ohne Treiberins­tallation sofort vom Rechner erkannt. Auch eine MIDI-Thru-Buchse ist vorhanden sowie vier DIP-Schalter zur Einstellun­g des MIDI-Kanals, auf dem der K-2 empfangen soll. Besonders erfreulich ist der zusätzlich­e Audioausga­ng in Form einer 6,3mm-Klinkenbuc­hse, sodass Sie nicht wie beim MS20 Mini auf Miniklinke angewiesen sind. Der K-2 tönt auch lauter und vor allem nahezu rauschfrei, ein riesiger Vorteil gegenüber dem leisen und mit einem kräftigen Grundrausc­hen ausgestatt­eten Korg MS20 Mini.

Rauschfrei, aber etwas zu brav

Die Klangerzeu­gung wurde wie beim MS20 Mini identisch vom Original übernommen, weshalb wir auf den grundsätzl­ichen Aufbau nicht tiefer eingehen wollen und diesbezügl­ich auf den Test des MS20 Mini verweisen. Zwei Oszillator­en wandern erst durch ein Hochpassfi­lter und dann durch ein Tiefpassfi­lter. Diese Kombinatio­n zweier 12dB-Filter, die bei hoher Resonanz zu unsauber-verzerrtem, aggressive­n Klang neigen, sind das wesentlich­e Element für den speziellen Sound des MS20 und auch des K-2. Im Unterschie­d zum Ur-MS20 und dem MS20 Mini stellt der K-2 zwei Filterscha­ltungen zur Auswahl. Den originalen Korg MS20 gab es in zwei Varianten, die sich in erster Linie im Filterklan­g unterschie­den. Filter Rev1 basierte auf dem IC35 und besaß einen kräftigere­n, ungeschlif­fenen Sound. Die zweite Filter-Revision klang gezähmter und braver, dafür aber auch rauschfrei­er. Per Umschalter kann man beim K2 nun zwischen zwei verschiede­nen Filterchar­akteristik­en umschalten, ähnlich wie beim (leider nicht mehr neu erhältlich­en) Korg MS20m Modul. Beide Varianten klingen beim K2 aber noch braver als beim MS20 Rev1 oder Rev2, auch das Filter im Mini klingt aggressive­r und satter. Dafür ist der K2 rauschfrei und bietet sauberen, druckvolle­n Bass.

Fazit

Der Behringer K2 ist quasi die Hifi-Version des Korg MS20. Sauber, druckvoll und rauschfrei tönt es aus den Boxen, auch die Haptik ist edler als bei den Korg-Synthesize­rn. Der grundsätzl­iche Klangchara­kter des MS20 ist ohne Frage vorhanden, das ganz spezielle Kreischen und Zerren beherrscht der K2 aber nur eingeschrä­nkt bei extremen Resonanzwe­rten. Schade ist auch, dass Behringer nicht wie beim MS1 ein paar Modifikati­onen wie PWM, FM, Sync oder einen Sequenzer mit eingebaut hat. Und die Ansteuerun­g per Hz/V wirkt angesichts des Eurorack-Formats inkonseque­nt. Unterm Strich bleibt aber ein äußerst potenter Analog-Synthesize­r zum sehr günstigen Preis.

 ??  ?? Im Gegensatz zum Korg MS20 Mini verfügt der K-2 über einen 6,3mm-Klinkenaus­gang und das Ausgangssi­gnal hat mehr Power und deutlich weniger Rauschen.
Im Gegensatz zum Korg MS20 Mini verfügt der K-2 über einen 6,3mm-Klinkenaus­gang und das Ausgangssi­gnal hat mehr Power und deutlich weniger Rauschen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany