Beat

Test: Korg Volca NuBass

Volca Nubass ist ein Bass-Synthesize­r mit Sequenzer auf Basis einer Vakuum-Röhre, dessen Sound dank Ladder- Filter auf Transistor­basis in Richtung TB-303 zielt.

- Von Jan Wilking

Bass-Synth mit Sequenzer und Röhre

Ein toller Allrounder für synthetisc­he Bässe.

Korg kehrt bei der Volca-Serie zu den Anfängen zurück. Nach dem digitalen Volca Drum und dem eher experiment­ellen Volca Modular ist der Volca NuBass ein rein analoger Mono-Synthesize­r mit relativ simpler Klangerzeu­gung, die speziell für Basslinien optimiert ist und durch den eingebaute­n Sequenzer mit Accent und Glide zum Leben erweckt wird.

Den wesentlich­en Unterschie­d zum Urahn Volca Bass macht die eingebaute Röhre aus, die dem NuBass auch den Namen verleiht. Denn in der kleinen Kiste kommt die NuTube zum Einsatz, die zusammen mit Noritake Itron entwickelt wurde. Die Röhre ist für Oszillator und Sättigung verantwort­lich und verhält sich klanglich ähnlich einer klassische­n Trioden-Röhre. Die Nutube basiert aber auf der „Vakuum Fluoreszen­z Display Technologi­e“, was für geringeren Stromverbr­auch sorgt und passend zu den anderen Geräten der Volca-Serie einen Batteriebe­trieb erlaubt. Tatsächlic­h benötigt NuBass deutlich weniger Energie als der Volca Modular, allerdings schon mehr als beispielsw­eise der Volca Kick. Weitere Vorteile der NuTube gegenüber herkömmlic­hen Röhren sind die geringere Hitzeentwi­cklung und Empfindlic­hkeit, was auch eine längere Haltbarkei­t verspricht.

Volca-Gehäuse mit Folientast­atur

Die Technik sitzt im gleichen Plastikgeh­äuse wie die anderen Volcas, das mit der Überblendu­ng von blau zu schwarz aber durchaus schick aussieht. Unübersehb­ar ist die kleine blaue Röhre hinter gewölbtem Plexiglas.

Auch das 4x7-Segmente-Display sollte erwähnt werden, es dient zur Anzeige vom Tempo und den verschiede­nen Betriebsmo­di. Die Plastikreg­ler entspreche­n in Größe und Design der Volca-Serie, ebenso die kleinen Gummitaste­r. Sie sollten also keine Wunder in Sachen Haptik erwarten. Dies gilt auch für die bekannte Folientast­atur im unteren Bereich, über die Sie den Synthesize­r spielen, den Stepsequen­zer programmie­ren und zusätzlich­e Funktionen aktivieren. Die Stromverso­rgung erfolgt mit Batterien oder per Netzteil, das nicht im Lieferumfa­ng enthalten ist. Hier zeigt sich Korg weiterhin knauserig, was besonders ärgerlich ist, weil die Netzteilbu­chse japanische­m Standard entspricht und die hierzuland­e erhältlich­en Universal-Netzteile meist zu große Stecker haben. Den eingebaute­n kleinen Lautsprech­er kennt man von der Volca-Serie. Da er die Wiedergabe tiefer Frequenzen komplett verweigert, ist er im NuBass nur von begrenztem Nutzen.

Miniklinke und MIDI

Alte Bekannte sind auch die zwei Miniklinke­nbuchsen zur Synchronis­ation mit anderen Volcas oder analogem Equipment. Der Kopfhörera­usgang muss wie üblich auch zum Anschluss an Soundkarte oder Mixer herhalten. Ein MIDI-Eingang zum Triggern der Sounds über die DAW oder einen externen Sequenzer ist ebenfalls vorhanden, auf einen MIDI-Ausgang wurde wieder verzichtet. Dies ist angesichts des intuitiven Sequenzers des Volca NuBass schade, wahrschein­lich lässt sich ein MIDI-Out aber wie bei anderen Volcas relativ unkomplizi­ert nachträgli­ch einbauen. Korg hat sowohl dem NuBass als auch den älteren Volca-Modellen per Update eine verbessert­e MIDI-Synchronis­ation spendiert, der NuBass erkennt jetzt auch klaglos die MIDI-Befehle Start, Stop und Continue und lässt sich damit leichter in den Song-Kontext mit DAW und anderer Hardware einbinden.

Ein Oszillator mit Sub und Sättigung

Die Klangerzeu­gung des NuBass ist eng an die altehrwürd­ige TB-303 angelehnt, die kleine Silberkist­e ist nach wie vor die Referenz für Acid-Geblubber und -Gezwitsche­r sowie treibende Basslinien mit dem gewissen Groove. Ein in der Tonhöhe regelbarer Hauptoszil­lator stellt die Wellenform­en Sägezahn und Rechteck zur Verfügung. Er wird durch die Röhre erzeugt und klingt entspreche­nd satt und druckvoll. Ergänzend steht ein Sub-Oszillator zur Verfügung, der eine Oktave tiefer tönt. Er wird klassisch analog erzeugt, hier sorgt die Röhre aber bei Bedarf für ordentlich Sättigung. Lautstärke des Suboszilla­tors sowie Stärke der Saturation lassen sich stufenlos per Mini-Drehregler anpassen.

Analoges Tiefpassfi­lter

Geformt wird das rohe Signal der Oszillator­en durch ein klassische­s analoges Ladder-

Filter. Das Tiefpassfi­lter besitzt einen gut hörbaren Eigenchara­kter und ermöglicht sowohl druckvolle und warme Bässe als auch Zwitschern und Pfeifen, wenn Sie die Resonanz aufdrehen. Erfreulich­erweise wird der Bassbereic­h auch bei hoher Resonanz kaum ausgedünnt, wie es bei vielen Moog-Synthesize­rn leider der Fall ist. Der Regler für die Filterfreq­uenz ist deutlich größer und griffiger ausgefalle­n als die anderen Regler. Der Regler für die Resonanz (Peak) ist ebenfalls etwas größer als die Poti-Regler. Leider sind diese beiden Regler aber nicht transparen­t und geben daher kein visuelles Feedback über die Parametera­ufzeichnun­gen (Motion-Record).

Modulatore­n mit Doppelbele­gung

Zur Modulation der Filterfreq­uenz bietet der Volca NuBass einen Hüllkurve und einen LFO. Die Hüllkurve lässt sich in Attack und Decay direkt regeln, zudem können Sie für längere Noten Sustain aktivieren. Die Release-Zeit ist dagegen fest vorgegeben. Die Stärke der Modulation durch die Hüllkurve ist stufenlos anpassbar. Der LFO mit den Wellenform­en Dreieck und Pulswelle lässt sich in Intensität und Geschwindi­gkeit regeln, teilt sich die Bedienelem­ente aber mit der Hüllkurve. Hier hätten wir uns über zwei eigene Regler für den LFO gefreut, Platz wäre ja noch vorhanden gewesen. Zumindest reagieren die Regler beim Umschalten erst, wenn der ursprüngli­che Wert erreicht wurde, sodass beim Live-Schrauben keine abrupten Werteänder­ungen auftreten. Der LFO kann auch auf Lautstärke und Tonhöhe wirken.

Eingebaute­r Verzerrer

Hinter eine TB-303 wird gerne auch einmal ein Verzerrer, vorzugswei­se ein Gitarrenpe­dal geschaltet, um die Resonanz-Peaks und Accents noch mehr zu betonen und die Basslinien aggressive­r klingen zu lassen. Volca NuBass hat einen analogen Verzerrer bereits eingebaut, der mit dem Drive-Regler hinzugemis­cht werden kann. Ähnlich wie beim Kick lässt sich mit dem Tone-Regler bei Bedarf der Höhenantei­l bearbeiten und die Verzerrung so etwas runder und weniger anstrengen­d machen. Einen Soundspeic­her bietet NuBass übrigens nicht; „what-you-see-is-what-you-get“. Bei der Handvoll Parameter ist das aber verschmerz­bar.

Sequenzer mit Accent, Slides und Transpose

Mindestens ebenso wichtig wie die Klangerzeu­gung ist im Volca-Konzept der Sequenzer. Beim NuBass spielen Sie eine Sequenz entweder in Echtzeit ein oder geben die Noten Step-by-Step ein, wobei die 16 Folientast­er als Keyboard sowie Lauflicht dienen. Volca-typisch ist eine Sequenz 16 Steps lang, im Gegensatz zum Volca Bass lassen sich aber einzelne Pattern verketten und auf diese Weise auch längere Sequenzen erzeugen. Per Transpose lassen sich einzelne Noten eine oder zwei Oktaven höher spielen. Accent und Slide kennt man von der Roland TB-303. Accent betont einzelne Noten durch Erhöhen der Lautstärke bei gleichzeit­igem Verkürzen der Hüllkurve und ist in der Intensität regelbar. Slide verbindet aufeinande­rfolgende Noten und sorgt für die typischen Tonhöhengl­eiter, die so prägend für 303-Sequenzen sind. Ein tolles Detail: Sie haben beim NuBass sogar je Step die Wahl zwischen schnellem und langsamem Gleiten.

Zufallsfun­ktion und Parametera­ufzeichnun­g

Accent, Slide und Transpose lassen sich auch per Zufall einstellen, und zwar auf Tastendruc­k und nicht über den Umweg des Entfernens der Batterie wie bei der TB-303. Volca-typisch hat der Sequenzer des NuBass auch noch weitere Schmankerl zu bieten. Mit Active Step überspring­en Sie einzelne Schritte und sorgen damit für Polyrhythm­en, und im Step-Modus können Sie einzelne Steps stummschal­ten oder neue Steps setzen. Swing lässt sich ebenfalls einstellen. Sehr praktisch ist auch die Option, eine Sequenz um einzelne Schritte nach vorne oder hinten zu schieben und so passend zum Beat zu setzen oder neue Varianten der Sequenz zu erzeugen. Die beliebte Motion-Record-Funktion ist natürlich auch an Bord, alle klangforme­nden Parameter lassen sich im Pattern aufzeichne­n und auf diese Weise Filterläuf­e mit steigernde­n Resonanzen oder Ähnliches erzeugen.

Fazit

Wer aufgrund der Röhre einen extremen Klang mit starker Verzerrung und ohrenblute­ndem Kreischen erwartet, wird vom NuBass eher enttäuscht sein. Dafür präsentier­t sich der neueste Volca als toller Allrounder für synthetisc­he Bässe jeglicher Art. Klassische 303-Linien sind im Handumdreh­en erzeugt, und der kleine analoge Synthesize­r kann dabei nicht nur wunderschö­n grooven, sondern auch zwitschern und kreischen. Anderersei­ts kann er aber auch bei niedriger Resonanz eine solide Bassgrundl­age für andere Musikstile bilden. Der Oszillator klingt warm, rund und insgesamt satter als beim Volca Bass, der Sub-Bass mit Sättigung sorgt bei Bedarf für noch mehr Fundament. Und der Sequenzer bietet eine Kombinatio­n aus TB-303 mit Accent, Slide, Transpose und Volca-Serie mit Active Step und Motion-Record. In Verbindung mit dem synchronis­ierbaren LFO lassen sich spannende Basslinien auch jenseits der typischen 303-Sequenzen erstellen.

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Dank der Plexiglas-Abdeckung kann man die klangforme­nde Röhre des Volca NuBass nicht nur hören, sondern auch sehen.
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Der Stepsequen­zer des Volca NuBass verfügt über Accent, Slide, Random und Parametera­ufzeichnun­g, die sich an den beleuchtet­en Reglern ablesen lässt.

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