Test: Accusonus Rhythmiq
Rhythmiq ist ein Performance-Tool, das auf intelligente Weise Drumloops zerlegt und neu arrangiert. Ist Accusonus eine Geheimwaffe für das kreative Arbeiten mit rhythmischen Phrasen gelungen?
Performance-Tools für Drumloops
Wie das ebenfalls von Accusonus entwickelte Plug-in Regroover dient auch Rhythmiq dazu, Drumloops oder andere Audiodateien in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Anders als bei einem klassischen Slicer wird die Loop dabei aber nicht einfach nur in kurze Zeitabschnitte geschnitten, sondern vorher in bis zu drei Spuren unterteilt. Bei einer Drumloop werden dabei im Idealfall Bassdrum, Snare und Hi-Hat über die volle Loop-Länge separiert.
Aufteilung in bis zu 3 Stems
Über das Menü oder per Drag&Drop laden Sie eine beliebige Audiodatei in das Programm. Rhythmiq analysiert das Material und verteilt es auf verschiedene Spuren. Das Plug-in akzeptierte im Test anstandslos Audio in den Formaten WAV, AIF/AIFF, FLAC und MP3 mit Samplerates von 44,1 kHz bis 96 kHz. Dabei kann das Material auch per Timestretching an das Songtempo angepasst werden.
Beim Import bietet Rhythmiq zwei Optionen: Die Audiodatei landet entweder unverändert auf einer der drei Spuren, die anderen beiden Spuren können mit anderen Loops bestückt werden. Dies macht Sinn, wenn Sie separate AudioLoops einzelner Drumsounds haben und diese kombinieren wollen. Bei der zweiten Option teilt Rhythmiq den Loop in drei Audiospuren auf. Spezielle Algorithmen versuchen dabei auf Basis von Frequenz und Transienten, die erste Spur mit der Bassdrum, die zweite Spur mit Snare und Percussion und die dritte Spur mit HiHats zu füllen. Bei einfachen Drumloops funktioniert das problemlos. Bei komplexeren Loops mit vielen Instrumenten, die sich auch frequenzmäßig überschneiden, erfolgt die Trennung zwangsläufig nicht mehr so messerscharf. Das kann allerdings auch seinen Charme haben. Wenn alle drei Spuren gemeinsam abgespielt werden, hören Sie wieder das Original.
Getrennt bearbeiten und neu arrangieren
Wie bei Regroover können diese Einzelspuren individuell bearbeitet werden, um einen neuen Drumgroove zu gestalten.
Jede Spur kann separat in der Lautstärke und Stereo-Panorama angepasst sowie einzeln abgehört und stumm geschaltet werden, hinzukommen jeweils drei große Regler namens Arrange, Reverse und Silence. Arrange ordnet die einzelnen Slices der Spur neu an, Reverse spielt einzelne Slices rückwärts. Silence schaltet einige Slices stumm, was vor allem für Fills und Breaks interessant ist.
Je mehr Sie den jeweiligen Regler aufdrehen, umso mehr Slices werden von der Bearbeitung umfasst. Bei nur wenig aufgedrehten Reglern erhalten Sie eine leichte Variation des Original-Loops, bei Rechtsanschlag einen komplett anderen Groove. Das Taktraster für die Slices lässt sich auf 1/4, 1/8 oder 1/16 einstellen. Die grobe 1/4-Aufteilung empfiehlt sich für die Bassdrum bei Four-on-the-floor-Drums, die 1/16 für schnelle Hi-Hat-Linien und 1/8 für Percussion und Snares. Dies entspricht auch der Voreinstellung von Rhythmiq. Eine Freeze-Funktion spielt einen kurzen Bereich der Loop in Schleife.
Performance-orientiert mit Beat Assistant
Der Beat Assistant arbeitet dagegen spurübergreifend. Der zentrale Regler namens IQ Arrange bestimmt, in welcher Stärke der intelligente Algorithmus Einfluss auf die Slices der Spuren nimmt. IQ Arrange kann auf alle drei oder auf ausgewählte Spuren Einfluss nehmen. Ist IQ Evolve aktiviert, ändert sich der Groove bei jedem Durchlauf ein wenig, was für sich stetig verändernde und dadurch lebendiger wirkende Schlagzeugbegleitung sorgt. Zusätzlich lässt sich bestimmen, ob auch die Reverse-Funktion in den Beat Assistant einbezogen werden soll. Die Ergebnisse des Beat Assistant wirken musikalischer als bei Einflussnahme direkt über die Spurparameter der drei Stems. Letzteres empfiehlt sich für drastischere Veränderungen.
Fazit
Rhythmiq ist nach Regroover das zweite Slice/Reorder-Tool von Accusonus. Tiefergehende Bearbeitung wie bei Regroover ist bei Rhythmiq nicht möglich, das Plug-in ist eher für die schnelle und performance-orientierte Bearbeitung gedacht. Mit einer handvoll Regler, die sich per MIDI-Learn auch auf einen Hardware-Controller legen lassen, arrangieren Sie Drumloops spielerisch um. Acht verschiedene Variationen mit unterschiedlichen Einstellungen lassen sich speichern und quantisiert abrufen, sodass Sie auch bei einer Live-Performance immer im Takt bleiben. Und eine Playlist auf der linken Seite erlaubt das schnelle Umschalten zwischen verschiedenen Projekten. Klangliche Artefakte und Knackser bei extremeren Einstellungen sind in diesem Kontext verschmerzbar. Für den Studioeinsatz würden wir aufgrund der weitreichenderen Bearbeitungsmöglichkeiten aber eher zu Regroover greifen.