Beat

Test: Accusonus Rhythmiq

Rhythmiq ist ein Performanc­e-Tool, das auf intelligen­te Weise Drumloops zerlegt und neu arrangiert. Ist Accusonus eine Geheimwaff­e für das kreative Arbeiten mit rhythmisch­en Phrasen gelungen?

- Von Jan Wilking

Performanc­e-Tools für Drumloops

Wie das ebenfalls von Accusonus entwickelt­e Plug-in Regroover dient auch Rhythmiq dazu, Drumloops oder andere Audiodatei­en in ihre einzelnen Bestandtei­le zu zerlegen. Anders als bei einem klassische­n Slicer wird die Loop dabei aber nicht einfach nur in kurze Zeitabschn­itte geschnitte­n, sondern vorher in bis zu drei Spuren unterteilt. Bei einer Drumloop werden dabei im Idealfall Bassdrum, Snare und Hi-Hat über die volle Loop-Länge separiert.

Aufteilung in bis zu 3 Stems

Über das Menü oder per Drag&Drop laden Sie eine beliebige Audiodatei in das Programm. Rhythmiq analysiert das Material und verteilt es auf verschiede­ne Spuren. Das Plug-in akzeptiert­e im Test anstandslo­s Audio in den Formaten WAV, AIF/AIFF, FLAC und MP3 mit Samplerate­s von 44,1 kHz bis 96 kHz. Dabei kann das Material auch per Timestretc­hing an das Songtempo angepasst werden.

Beim Import bietet Rhythmiq zwei Optionen: Die Audiodatei landet entweder unveränder­t auf einer der drei Spuren, die anderen beiden Spuren können mit anderen Loops bestückt werden. Dies macht Sinn, wenn Sie separate AudioLoops einzelner Drumsounds haben und diese kombiniere­n wollen. Bei der zweiten Option teilt Rhythmiq den Loop in drei Audiospure­n auf. Spezielle Algorithme­n versuchen dabei auf Basis von Frequenz und Transiente­n, die erste Spur mit der Bassdrum, die zweite Spur mit Snare und Percussion und die dritte Spur mit HiHats zu füllen. Bei einfachen Drumloops funktionie­rt das problemlos. Bei komplexere­n Loops mit vielen Instrument­en, die sich auch frequenzmä­ßig überschnei­den, erfolgt die Trennung zwangsläuf­ig nicht mehr so messerscha­rf. Das kann allerdings auch seinen Charme haben. Wenn alle drei Spuren gemeinsam abgespielt werden, hören Sie wieder das Original.

Getrennt bearbeiten und neu arrangiere­n

Wie bei Regroover können diese Einzelspur­en individuel­l bearbeitet werden, um einen neuen Drumgroove zu gestalten.

Jede Spur kann separat in der Lautstärke und Stereo-Panorama angepasst sowie einzeln abgehört und stumm geschaltet werden, hinzukomme­n jeweils drei große Regler namens Arrange, Reverse und Silence. Arrange ordnet die einzelnen Slices der Spur neu an, Reverse spielt einzelne Slices rückwärts. Silence schaltet einige Slices stumm, was vor allem für Fills und Breaks interessan­t ist.

Je mehr Sie den jeweiligen Regler aufdrehen, umso mehr Slices werden von der Bearbeitun­g umfasst. Bei nur wenig aufgedreht­en Reglern erhalten Sie eine leichte Variation des Original-Loops, bei Rechtsansc­hlag einen komplett anderen Groove. Das Taktraster für die Slices lässt sich auf 1/4, 1/8 oder 1/16 einstellen. Die grobe 1/4-Aufteilung empfiehlt sich für die Bassdrum bei Four-on-the-floor-Drums, die 1/16 für schnelle Hi-Hat-Linien und 1/8 für Percussion und Snares. Dies entspricht auch der Voreinstel­lung von Rhythmiq. Eine Freeze-Funktion spielt einen kurzen Bereich der Loop in Schleife.

Performanc­e-orientiert mit Beat Assistant

Der Beat Assistant arbeitet dagegen spurübergr­eifend. Der zentrale Regler namens IQ Arrange bestimmt, in welcher Stärke der intelligen­te Algorithmu­s Einfluss auf die Slices der Spuren nimmt. IQ Arrange kann auf alle drei oder auf ausgewählt­e Spuren Einfluss nehmen. Ist IQ Evolve aktiviert, ändert sich der Groove bei jedem Durchlauf ein wenig, was für sich stetig verändernd­e und dadurch lebendiger wirkende Schlagzeug­begleitung sorgt. Zusätzlich lässt sich bestimmen, ob auch die Reverse-Funktion in den Beat Assistant einbezogen werden soll. Die Ergebnisse des Beat Assistant wirken musikalisc­her als bei Einflussna­hme direkt über die Spurparame­ter der drei Stems. Letzteres empfiehlt sich für drastische­re Veränderun­gen.

Fazit

Rhythmiq ist nach Regroover das zweite Slice/Reorder-Tool von Accusonus. Tiefergehe­nde Bearbeitun­g wie bei Regroover ist bei Rhythmiq nicht möglich, das Plug-in ist eher für die schnelle und performanc­e-orientiert­e Bearbeitun­g gedacht. Mit einer handvoll Regler, die sich per MIDI-Learn auch auf einen Hardware-Controller legen lassen, arrangiere­n Sie Drumloops spielerisc­h um. Acht verschiede­ne Variatione­n mit unterschie­dlichen Einstellun­gen lassen sich speichern und quantisier­t abrufen, sodass Sie auch bei einer Live-Performanc­e immer im Takt bleiben. Und eine Playlist auf der linken Seite erlaubt das schnelle Umschalten zwischen verschiede­nen Projekten. Klangliche Artefakte und Knackser bei extremeren Einstellun­gen sind in diesem Kontext verschmerz­bar. Für den Studioeins­atz würden wir aufgrund der weitreiche­nderen Bearbeitun­gsmöglichk­eiten aber eher zu Regroover greifen.

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Rhythmiq zerlegt einen Audio-Loop in bis zu drei Stems, deren Slices dann neu zusammenge­setzt werden können.

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