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Test: UVI Falcon 2

UVI ist vielen Usern durch seine kostenlose Workstatio­n, bekannt, doch die hat auch einen großen Bruder, Falcon, der als hybride Synth/Sampler-Kombinatio­n jede vorstellba­re Form der Klangerzeu­gung beherrscht. Das aktuelle Update bietet von allem noch mehr

- Von Marco Scherer

Hybride Synth/Sampler-Workstatio­n

So viel vorneweg: Zugegeben, Falcon ist beim ersten Benutzen erst mal gewöhnungs­bedürftig, aber nach ein paar Stunden hat man alle Sektionen gesehen und navigiert zielsicher durch Programs, Layers und Keygroups.

Was ist Falcon?

Falcon sieht zwar aus wie ein reinrassig­er, komplexer Sampler und bietet in dieser Hinsicht auch allerhand, jedoch hat er sogar mehr Synthesen zur Klangerzeu­gung an Bord als Sample-Algorithme­n. Die Basis für ein Programm (respektive ein Preset) bilden Keygroups, von denen sich beliebig viele erzeugen, über das Keyboard verteilen und in Layern organisier­en lassen. Auf allen Ebenen lassen sich individuel­l Effekte hinzufügen, sowohl in klangliche­r Form, als auch über Events und Skripte, beispielsw­eise Arpeggiato­r, Sequenzer oder Chorder.

Sample-Modi

Samples lassen sich per Drag-&-Drop laden und mit sage und schreibe sieben verschiede­nen Modi bearbeiten. Neben den regulären Algorithme­n Sample, Slice und Stretch sind auch vier Varianten von IRCAM an Bord: Granular, Multi Granular, Scrub und IRCAM Stretch. Während sich Samples mit den Stretch-Algorithme­n schier bis in die Unendlichk­eit zu Texturen dehnen lassen, entstehen mit den Granular-Modi abgefahren­ste Pads und

K langexper imente, was einen eher regulären Vertreter wie Slice beinah fehl am Platze erscheinen lässt. Doch selbst hier haben die Entwickler nicht nur auf Usability geachtet, sondern auch auf den Praxisnutz­en. So lassen sich Samples im Slice-Modus nicht einfach nur in Stücke schneiden und unabhängig von Tempo und Tonlage wiedergebe­n, sondern die Einzelteil­e per Drag&-Drop direkt in die DAW exportiere­n. Mit einem Klick mehr sogar inklusive zugehörige­r MIDI-Datei. Falcon ist voll von solchen Features der Marke „mitgedacht“, was uns schwer begeistert.

Synthesen

Mit Additive, Analog, Analog Stack, Drum, FM, Noise, Organ, Pluck und Wavetable stehen sagenhafte neun Synthesen zur Verfügung, die auf verschiede­ne Gebiete spezialisi­ert sind und nicht mit Optionen und Überraschu­ngen geizen. Ob kristallkl­are Lead-Sounds, brave und bösartigst­e Bässe von Dubstep bis Dark Techno, schimmernd­e Pads, komplette synthetisc­he Drum-Kits oder auch Kirchenorg­eln, es ist einfach alles mit wenigen Klicks machbar, noch ganz ohne Samples. Auf Wunsch in beliebiger Kombinatio­n. Im Handumdreh­en sind druckvolle, superweite Sounds erstellt, noch komplett ohne Hilfe von Effekten. Von Letzteren gibt über 50 an Bord, von simplen Delays bis Tape-Echos, Roomverbs bis Impulse Response Hall, in sich eigene Samples als Responses laden lassen. Dazu haufenweis­e Verzerrer, EQs, Filter, Kompressor­en und Bitcrusher, sowie Thorus, Phasor,

Sparkverb und andere Effekte, die sogar als eigenes Plug-in erhältlich sind. Alle Effekte, Synthesefo­rmen und Sample-Algorithme­n bieten eigene Preset-Browser, sodass die Klänge nicht immer von Grund auf gebaut werden müssen. Auch ist das Umschalten der Algorithme­n und Formen jederzeit per Mausklick on-the-fly möglich. Beeindruck­end.

Modulieren

Um die Sounds zum Leben zu erwecken, bringt Falcon zweierlei Tools mit: Einerseits viele bekannte Modulatore­n wie Hüllkurve, LFOs oder Stepsequen­zer, aber auch Script-Prozessore­n. Dazu gehören ein Arpeggiato­r mit etlichen Presets, ein Chorder für Akkorde und etliche andere praktische Tools, wie etwa ein euklidisch­er Sequenzer für Drums und Melodien oder der Pattern-Generator aus UVI‘s Drum Designer. Wer von den Synthesen und Effekten noch nicht erschlagen ist, dürfte es spätestens hier sein.

Doch geht Falcon mit seinen Modulatore­n immer noch einen Schritt weiter, denn die lassen sich mit beinah jedem Parameter per Rechtsklic­k verbinden. Bei so vielen Möglichkei­ten geht auch mal die Übersicht verloren, doch sogar hierfür haben die Entwickler mit dem „TreeView“eine Lösung: Hier ist jedes verwendete Element in einer Liste zu finden und kann gezielt bearbeitet werden.

Fazit

Mit diesem Test können wir wahrlich nur an der Oberfläche kratzen, denn der multitimbr­ale Falcon ist die ultimative Maschine für Sounddesig­ner. Man sollte aber eine gehörige Portion Erfahrung mitbringen, denn trotz variabler Größe des Plug-ins können Presets je nach Umfang auch mal unübersich­tlich werden. Klangforsc­hern sei Falcon uneingesch­ränkt empfohlen. Der vermeintli­ch knackige Preis ist durch die schiere Zahl an Features mehr als gerechtfer­tigt und selbst nach Jahren intensiver Nutzung entdeckt man immer wieder neue Facetten. Besitzer von Version 1 sollten zugreifen, denn das Update ist kostenlos. Hammer!

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Falcon 2 scheint das letzte Wort in Sachen Soundgener­ator zu sein. Besser als Kontakt?

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