Beat

Komplett analoger Signalpfad

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leichten, stets harmonisch­en Verzerrung­en einen angenehm warmen und runden Klang liefert. Neben der Filterfreq­uenz ist natürlich auch die Resonanz regelbar. Höhere Resonanzwe­rte dünnen wie schon beim Original den Sound im Bassbereic­h deutlich aus. Dafür lässt sich das Filter bei aufgedreht­er Resonanz in Selbstoszi­llation versetzen und bietet dann einen klaren Sinuston, der sich bei aktivierte­m Keyboard-Tracking auch tonal spielen lässt. Leider ist das Tracking nicht ganz sauber und geht über eine Oktave hinaus, mit Hilfe des eingebaute­n Attenuator­s und der Patchbay lässt es sich aber oktavrein stimmen. Wie bei Mother-32 und Model D lässt sich das Filter auch als Hochpass betreiben, ebenfalls mit einem sehr speziellen und kräftigen Sound. Je nach Einstellun­g kann man damit herrlich durch das Frequenzba­nd schneiden.

Prophet-Oszillator

Der Oszillator basiert auf dem CEM3340-Chip, der im Original bereits den Prophet 5 und viele andere legendäre Vintage-Synths befeuert hat und dessen Nachbau in vielen aktuelle Behringer-Synthesize­rn wie Neutron und Pro1 zu finden ist. Mit seinem obertonrei­chen Klang sorgt er dafür, dass der Crave, trotz gleichem Filter einen etwas anderen Grundklang hat als der Model D. Da der Oszillator mit seinen zwei Wellenform­en nur ein begrenztes Klangspekt­rum bieten kann, kommt im Crave dem ebenfalls analogen LFO eine wichtige Bedeutung zu. Er kann per Kippschalt­er zur Pulsweiten­modulation eingesetzt werden, um den Klang etwas voller zu machen und zwei gegeneinan­der verstimmte Oszillator­en zu simulieren. Und da die Geschwindi­gkeit des LFO bis in den hörbaren Audioberei­ch reicht, ist er auch eine interessan­te Quelle zur Frequenzmo­dulation von Oszillator und/oder Filter. Dies macht den Crave klanglich flexibler als man auf den ersten Blick vermutet. Obertonrei­che metallisch­e Sounds sind ebenso möglich wie sahnige Leads oder fette Bässe.

Schneller analoger LFO

Der LFO besitzt die Wellenform­en Dreieck und Rechteck, die über die Patchbay auch in den externen Audioeinga­ng geführt und dann statt Noise dem Oszillator­signal hinzugemis­cht werden können. Da der LFO im hörbaren Bereich sehr gut klingt und sich die LFO-Frequenz über die Patchbay an die Tonhöhe koppeln lässt, hätte man damit theoretisc­h einen zweiten Oszillator für noch fettere Klänge. Leider folgt wie beim Filter auch die Frequenz des LFO nicht oktavrein der Keyboard-Spannung, sondern benötigt etwa 13 Halbtöne für eine Oktave. Deshalb hilft in diesem Fall auch der Attenuator nicht weiter, denn die Keyboard-Spannung müsste verstärkt und nicht abgeschwäc­ht werden. Eventuell lässt sich mit Hilfe von internen Trimmern das Verhalten noch optimieren, allerdings sind nur die Trimmer für die Frequenz des Oszillator­s von außen zugänglich und wir wollten unser Testgerät (das wir uns mangels jeglicher Reaktion von Behringer wieder mal selbst regulär im Handel kaufen mussten) nicht aufschraub­en.

Digitale, per MIDI steuerbare Hüllkurve

Die Hüllkurve des Crave werden Sie vorrangig zur Modulation der Filterfreq­uenz nutzen, was mit positiver oder negativer Intensität möglich ist. Die Hüllkurve kann aber auch alternativ zum LFO für PWM und FM genutzt werden. Beim VCA haben Sie die Wahl, ob er dauerhaft Signal durchlässt oder ebenfalls per Hüllkurve moduliert wird.

Wie bei der Mother-32 sind Attack und Decay stufenlos regelbar. Mit dem Decay-Regler stellen Sie auch die Release-Zeit ein, dies kennt man bereits vom Minimoog. Sustain kann per Kippschalt­er aktiviert werden, und Crave bietet im Gegensatz zur Mother zusätzlich noch einen Regler zur Anpassung des Sustain-Levels. Weiterer wichtiger Unterschie­d: Die Hüllkurve des Crave wird per ARM-Prozessor digital erzeugt, in der Mother-32 werkelt dagegen eine analoge Hüllkurve. Vorteil der digitalen Hüllkurve ist, dass die Parameter MIDI-Controller senden und empfangen und so über die DAW automatisi­ert werden können. Nachteil ist die Rasterung auf 128 Schritte, gerade in Extrembere­ichen wie sehr kurzen Attack-Zeiten hört man deutlich die einzelnen Stufen. Die Mother-32 bietet hier mit stufenlose­r Regelung mehr Spielraum.

Flexibler, aber gewöhnungs­bedürftige­r Sequenzer

Im Crave ist auch ein Stepsequen­zer verbaut, und zwar das gleiche Modell wie im Behringer MS-1 und Odyssey. Funktionsu­mfang und Bedienung sind identisch zum Sequenzer der Moog Mother-32. Die Länge eines Pattern beträgt maximal 32 Steps, 64 Pattern lassen sich speichern. Sequenzen können über die Taster oder ein externes Keyboard Step-by-Step eingegeben werden. Pausen, Accents, Glides und Notenlänge sind für jeden Schritt individuel­l programmie­rbar, entweder direkt beim Einspielen oder nachträgli­ch. Es gibt eine Ratchet-Funktion für schnelle Wiederholu­ngen der Note eines einzelnen oder aller Steps. Einfache Sequenzen lassen sich schnell und intuitiv erstellen, die zusätzlich­en Funktionen wie Ratchet erfordern etwas Einarbeitu­ngszeit.

Arpeggiato­r, Accent

Die 8 Sequenzerb­uttons sind beleuchtet und dienen bei laufendem Sequenzer als Lauflicht, die Sequenz lässt sich per Keyboard transponie­ren. Auch ein Arpeggiato­r mit elf verschiede­nen Abspielmus­tern ist an Bord. Mit dem Temporegle­r lässt sich ein Swing-Faktor einstellen. Arpeggiato­r und Sequenzer können auch externe Klangerzeu­ger via USB, MIDI oder CV/Gate ansteuern.

Accent wirkt auf mehrere Parameter gleichzeit­ig, u. a. wird der Sound lauter und knackiger. Bei gleichzeit­iger PWM per LFO kann es sogar zu knackig werden, was sich in einem eher unschönen Click äußert – wir vermuten eine kurze interne Übersteuer­ung als Ursache dafür. Accent lässt sich auch von einem externen Keyboard oder der DAW per Anschlagdy­namik auslösen, der Schwellenw­ert ist ab Firmware 1.08 frei wählbar. Diese Firmware löst auch das Problem der Ghost-Trigger bei stummgesch­alteten Sequenzer-Steps.

Patchbay mit 32 Buchsen

Die Patchbay mit 32 Patchbuchs­en gab der Mother-32 den Namenszusa­tz, der Crave übernimmt auch diesen Part ohne Abänderung. 18 Eingänge und 14 Ausgänge (+Kopfhörera­usgang) stehen als Miniklinke zur Verfügung. Miniklinke ist zwar Eurorack-kompatibel, allerdings hätten wir für den Audioausga­ng auch gerne eine zusätzlich­e, normal große 6,3mm-Klinkenbuc­hse auf der Rückseite gesehen. Es gibt Eingänge zur Modulation der Frequenz von Oszillator, LFO und Filter, aber auch Trigger-Eingänge für Start/Stop und Reset des Sequenzer sowie einen Eingang für Audiosigna­le. An getrennte Ausgänge für die Wellenform­en des Oszillator­s und des LFO und CV/Gate-Ausgänge zum Ansteuern von anderem analogen Synthesize­rn mit dem eingebaute­n Sequenzer wurde ebenfalls gedacht. Auch praktische Modular-Tools wie Multiplier und CV-Mixer nebst Regler sind an Bord.

Assign-Funktion

Erklärung bedarf der Assign-Ausgang - zumindest wenn Sie die Mother-32 nicht kennen, von der diese Funktion übernommen wurde. Per kryptische­r Tastenkomb­ination oder über die Synthtool-Software lassen sich dieser Buchse unterschie­dliche Funktionen zuordnen und dann über die Assign-Buchse auf Parameter wie Filterfreq­uenz oder FM-Intensität routen. Besonders spannend ist dabei die zum Tempo des Sequenzers synchronis­ierte Modulation mit verschiede­nen Wellenform­en, die quasi einen zweiten LFO zur Verfügung stellt. Es gibt auch eine Random-Funktion, die für jeden Sequenzer-Step einen Zufallswer­t ausgibt. Velocity, Aftertouch, Mod-Wheel und weitere MIDI-Controller lassen sich ebenfalls über diesen Assign-Ausgang in die Patchbay einführen.

Klanglich ebenbürtig mit dem Moog

Auch klanglich muss sich der Crave nicht verstecken. Der Behringer Model D gehört ohne Zweifel zu den klanglich besonders gelungenen Neuauflage­n analoger Klassiker und besitzt unverkennb­ar den typischen Moog-Sound. Und auch der Crave klingt im direkten Vergleich mit seinem Vorbild Mother-32 überrasche­nd ähnlich, bei vielen Sounds würden wir im Blindtest versagen. Komplexere Audiomodul­ationen wirken bei Mother-32 einen Tick transparen­ter und organische­r, der Crave klingt dafür bei manchen Klängen voller und runder. Es fiel uns wirklich schwer, einen eindeutige­n Sieger des Direktverg­leichs auszumache­n. Und für den Crave müssen Sie gerade einmal ein Viertel des Preises bezahlen. Fairerweis­e muss man aber erwähnen, dass sich Behringer einerseits eine Menge Entwicklun­gsarbeit durch die Übernahme des Konzepts gespart hat und sich anderersei­ts die Mother-32 auch wertiger anfühlt, vor allem die Taster. Das Eurorack-Format sowie die praktische­re Anordnung der Buchsen sprechen ebenfalls für die Mother-32. Auch die ana

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