11 Tipps zum Vocal-Recording
Die menschliche Stimme ist das wichtigste Instrument im Track. Sie transportiert nicht nur den Inhalt des Songs, sondern auch seine Stimmung. Unabhängig davon, ob Sie in demselben Studio sind oder die Zusammenarbeit remote stattfindet, ist eine fundierte Vorbereitung der Gesangsaufnahme unerlässlich, um die bestmögliche Performance einzufangen. Doch was ist dabei zu beachten?
1 Playback vorbereiten
Eine gute Vorbereitung ist bei der Aufnahme von Gesang die halbe Miete. Manche Sänger ziehen ein ausgedünntes instrumentales Playback vor, sodass sie sich selbst besser hören. Wenn der Sänger die Vocals in Eigenregie aufnimmt, können Sie ihn mit verschiedenen Stems versorgen. Auf diese Weise kann er sich das gewünschte Playback selbst zusammenstellen. Während manche Sänger/innen es bevorzugen, den Song an einem Stück einzusingen, nehmen andere lieber mehrere Durchgänge einzelner Parts wie Strophe oder Refrain auf. Legen Sie, um bei der gemeinsamen Aufnahme dafür gewappnet zu sein, in dem DAW-Projekt passende Marker an. So können Sie mit wenigen Mausklicks den Loop-Bereich entsprechend definieren.
2 Vorbereitung für Sänger
Auch Vokalisten sollten sich so gut wie möglich auf die Aufnahme vorbereitet haben: So sollten Sie bestens mit dem Track vertraut sein, den Text beherrschen und Ihre Performance oft genug geübt haben. Vor der Recording-Session sollten sie möglichst ihre Stimme schonen. Bei längeren Aufnahmen empfiehlt es sich, ein Glas stilles Wasser zur Hand zu haben, um einem trockenen Hals entgegenzuwirken.
3 Technisches
Wenn die Gesangsaufnahme in Ihrem Studio stattfindet, sollten Sie vorher Mikrofon, Vorverstärker, Kopfhörer und bei Bedarf EQ und Kompressor anschließen. Beim Recording ist auf einen „gesunden“Pegel zu achten. Steuern Sie den Eingang am Preamp so aus, dass die lauteste Stelle im Song -6 dB FS nicht überschreitet. So haben Sie noch genügend Headroom für Pegelspitzen.
4 Kopfhörermix
Einer der wichtigsten Punkte bei einer Recording-Session ist der Monitormix für den Kopfhörer des Sängers. Diese Mischung ist für den Künstler der einzige Anhaltspunkt für Timing und Intonation und sollte immer Pre-Fader über einen Aux-Send der DAW erstellt werden. Er sollte nur die für den Song und die Gesangsaufnahme wesentlichen Elemente wie Rhythmus und Harmonien enthalten und nicht übermäßig mit Effekten belegt werden. Darüber hinaus muss der Vokalist natürlich seine eigene Stimme hören können, die auf Wunsch auch etwas Hall vertragen kann. Viele Sänger fühlen sich wohler, wenn sie sich direkt und nicht nur über den Kopfhörer hören. In diesem Fall empfiehlt es sich, eine der beiden Kopfhörermuscheln zur Seite zu schieben.
5 Effekte und Headroom
Damit Ihnen beim Mixdown in der DAW alle Optionen offenbleiben, sollte der Gesang bei der Aufnahme nicht zu stark mit Effekten bearbeitet werden. Wenn Sie beim Recording nicht bewusst mit klangfärbenden Kompressoren oder Equalizern arbeiten, ist es meist sinnvoller, diese Bearbeitungsschritte in der DAW vorzunehmen. Bei Aufnahmen in 24-Bit-Qualität können Sie getrost mit einem Headroom von 6 dB arbeiten, ohne dass die Klangqualität darunter leidet.
6 Mikrofonabsorber
Störende Geräusche wie das Rauschen des PC-Lüfters oder der Nachhall des Aufnahmeraums lassen sich mit kompakten Mikrofonabsorber abschwächen. Experimentieren Sie dabei mit der Stellung der Seitenteile, um die beste Position zu ermitteln. Aber auch die Mikrofonposition hat entscheidenden Anteil an einer trockenen Aufnahme: Je näher das Mikrofon am Absorber steht, desto geringer ist der aufgenommene Raumanteil.
7 Aufnahme: Mikrofon
Viele Faktoren tragen zum Gelingen einer Vokalaufnahme bei. Das wichtigste Glied in der Signalkette stellt jedoch das Mikrofon dar. Bei der Gesangsaufnahme im Studio werden aufgrund ihres klaren und detailreichen Klangs meist Kondensatormikrofone verwendet. Verbinden Sie das Mikrofon mit dem Mischpult, Preamp oder Mikrofoneingang des Audio-Interface. Um Einstreuungen zu vermeiden, empfiehlt sich eine symmetrische Verkabelung mit XLR-Kabeln.
8 Richtcharakteristik
Im Gegensatz zu dynamischen Modellen benötigen Kondensatormikrofone zum Betrieb eine Vorspannung von 48 Volt, die am Preamp oder Audio-Interface aktiviert werden kann. Die Richtcharakteristik Niere hat sich für Gesangsaufnahmen bewährt. Für Vocals ist es sinnvoll, die Pad-Funktion zu deaktivieren, welche die Empfindlichkeit des Mikrofons reduziert. Aktivieren Sie hingegen das Hochpassfilter, sofern Ihr Mikrofon eines besitzt. Dieses filtert dumpfe Nebengeräusche unterhalb der tiefsten Frequenz der menschlichen Stimme heraus.
9 Mikrofonpositionierung
Ob bei einer aufrechten oder einer hängenden Positionierung des Mikrofons: Die Mikrofonkapsel sollte in beiden Fällen leicht schräg auf die Oberlippe des Sängers zeigen, damit Zischlaute nicht direkt auf das Mikrofon auftreffen. Der Sänger sollte dabei gerade nach vorne und keinesfalls frontal in die Kapsel singen. Die meist mit dem Logo gekennzeichnete Seite weist dabei die größte Empfindlichkeit auf und sollte zum Sänger zeigen.
10 Spinne und Popschutz
Mit einer passenden Spinne können Sie Ihr Mikrofon akustisch von seiner Verbindung mit dem Stativ und dem Studioboden entkoppeln. So können Sie Trittschall und Erschütterungen minimieren. Der Popschutz verhindert übermäßige Sund Plosiv-Laute bei der Aufnahme. Er wird dazu in mindestens fünf Zentimetern Abstand mittig vor die Mikrofonkapsel montiert.
11 Die Sache mit den Takes
Viele Sänger singen sich vor einer Aufnahme warm. Um den perfekten Take nicht zu verpassen, empfiehlt es sich, bereits dieses „Aufwärmen“aufzunehmen. Löschen kann man immer noch. Generell empfiehlt es sich, mehrere Takes aufzunehmen, sodass Sie die besten Parts kombinieren können. Damit sollte auch genügend Material für etwaige Dopplungen bereitstehen. Denn der beste Weg, um Gesangsaufnahmen anzudicken, ist das mehrfache Einsingen der entsprechenden Phrasen. Damit Sie bei der späteren Produktion möglichst flexibel arbeiten können, hat es sich zudem bewährt, einige Variationen der Lead-, Harmonie- und Background-Vocals aufzunehmen. Gesprochen oder geflüsterte Passagen eignen sich z. B. bestens, um später Vocoder- Vocals zu erzeugen.