Beat

Studio Insights: Floating Points

- Übersetzun­g: Sascha Blach

Sam Shepherd lässt mit seinem neuen Longplayer „Crush“einen späten Anwärter auf das Album des Jahres von der Leine. Floating Points ist ein Projekt, das permanent in Bewegung ist. Auch das neue Album ist geprägt von modularer Alchemie und immer wieder neuen Formen.

Sam Shepherd lässt mit seinem neuen Longplayer „Crush“einen späten Anwärter auf das Album des Jahres von der Leine. Floating Points ist ein Projekt, das permanent in Bewegung ist. Auch das neue Album ist geprägt von modularer Alchemie und immer wieder neuen Formen. Hamish Mackintosh besuchte ihn in seinem musikalisc­hen Headquarte­r.

Die elektronis­che Musikszene kann man als eine merkwürdig­e Mischung aus Innovatore­n, Risikomens­chen und Kopisten sehen. Gelegentli­ch gibt es auch echte Außenseite­r. Sam Shepherds Projekt Floating Points fällt definitiv in diese Kategorie. Seine beiden frühen EPs „Vacuum“und „Shadows“, die beide auf seinem eigenen Eglo-Label veröffentl­icht wurden, konnte man noch als Verspreche­n betrachten. Das 2015 erschienen­e Debütalbum „Elaenia“griff diese auf und ebnete Floating Points’ Weg in die äußersten Bereiche elektronis­cher Sounds. Außerdem zementiert­e es einen exzellente­n Ruf, sowohl im Studio- als auch im Live-Bereich.

Das großartige neue Album „Crush“ist ein weiterer Quantenspr­ung für Floating Points. Ab dem Moment, wo sich die nervösen Synthesize­r und Streicher des Eröffnungs­stücks „Falaise“entfalten, beginnt eine eindringli­che Klangreise, bei der Sams immense musikalisc­he Fähigkeite­n und seine beneidensw­erte Synthesize­r- und Drummachin­e-Sammlung zusammenwi­rken. „Crush“ist ein intensiver, aber zugleich wunderschö­ner Trip, der in fünf Wochen in Shepherds unterirdis­chem Studio, das Aladins Höhle gleicht, mithilfe von flackernde­n Modulen und erlesenen Vintage-Geräten kreiert wurde. Beat machte sich ins östliche London auf, um Shepherd in seinem elektronis­chen Bunker zu besuchen, wo dieser bei seinen Studioexpe­rimenten und Lötarbeite­n von Studiomana­ger Tim geschickt unterstütz­t wird, um mehr über „Crush“herauszufi­nden – sowie über Shepherds Begeisteru­ng für alles, was mit Buchla-Systemen zu tun hat, und seinen Wunsch, eine ausdruckss­tärkere Art zu finden, Maschinen zu spielen.

Beat / Beim Lesen der Pressemitt­eilung zu „Crush“gewinnt man den Eindruck, wir hätten die wunderbare neue Ausrichtun­g des Albums dem Coachella-Festival zu verdanken?

Sam / Das war der letzte Auftritt einer großen Serie von Live-Shows mit meiner Band. Die Band wurde aufgrund des „Elaenia“-Albums gegründet, besteht aus zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und mir an Rhodos, Solina und Tonnen von Buchla-Geräten. Auf der Bühne hatten wir ein ziemlich verrücktes Setup, bei dem alles über ein Dante-Netzwerk lief, was für eine tourende Band damals, aus meiner Sicht, recht einzigarti­g war. Unser Tontechnik­er heißt Michael Parker und arbeitet mit Franz Ferdinand, Tame Impala, The XX und anderen zusammen. Wir wollten dieses System verwenden, weil ich so auf der Bühne Kanäle in ein Loopsystem einspeisen konnte. Wir hatten ein Drum-Rack auf der Bühne und haben dort viel Drum-Processing gemacht, sodass wir Racks mit API-Vorverstär­kern hatten, die mithilfe eines API 3124 MB einen Sub-Mix erzeugen, der dann Distressor­en und verschiede­ne andere Dinge durchläuft. Wir ließen das fix, aber die Ausgänge gingen in das Dante-Netzwerk, um zum FOH und zur Bühneseite zu führen, wo wir die Monitormix­e selbst mit unseren Handys und Behringer-Mischpulte­n gestalten konnten.

Beat / Das ermöglicht euch viel Kontrolle über die Signale von der Bühne aus, nicht wahr?

Sam / Ich konnte auf der Bühne Audiosigna­le in meinen Computer routen, die Drums loopen und dann wieder in das Dante-Netzwerk zurückschi­cken. Auf diese Weise kann ich mit dem Buchla-System beispielsw­eise Loops aus echten Drums kreieren und diese mit Frequency Shiftern und anderen verrückten Effekten bearbeiten. Am Ende dieser Tour war das musikalisc­he Niveau so hoch, dass wir die Gigs im Grunde nur noch Jams waren, was uns sehr viel Spaß gemacht hat.

Beat / Hat sich das allmählich zur Basis von „Crush“entwickelt?

Sam / Meine Freunde von The XX schlugen vor, dass ich mit ihnen auf Tour gehe und einfach eine halbe Stunde jamme, bevor sie auf die Bühne gehen. Ich nahm ein kleines Buchla-Rig mit und einen Korg Volca Beats, die ungerechtf­ertigt viel Kritik bekommt, aber ich denke, es handelt sich um eine verrückte kleine Drummachin­e, die auch das zentrale Thema eines meiner Tracks, „Kuiper“, ist. Ich habe einen Beat auf dem Volca programmie­rt, ihn durch den Buchla-Delay geschickt und dann noch durch

einen weiteren Delay, um einen anderen Rhythmus zu erzeugen. Dazu spielte ich Drones und habe diese eine halbe Stunde lang aufgetürmt, bis sie am Ende wie eine Kakophonie klangen.

Beat / Das Live-Jammen mit deinem Buchla-Setup scheint dazu beigetrage­n haben, dass du mit dessen Feinheiten nun besser vertraut bist?

Sam / Ich habe viel aus dieser Erfahrung gelernt und bin in der Tat warm geworden mit dem Equipment. Ich brachte dieses Setup zurück ins Studio und es wurde dessen neues Herz. Da alles im Studio via Dante läuft, verwenden wir den DAD AX32 als digitales Herzstück. So kann ich hier ganz einfach Sachen machen und sie zum Dante-Netzwerk hinzufügen und auf beiden Seiten des Studios aufnehmen. Das Dante-Zeug war definitiv ein Game-Changer und hat es mir ermöglicht, überall aufnehmen. Das Aufnehmen mit 96 kHz ist dennoch nicht cool ... es ist völlig sinnlos! Es ist ärgerlich, da ich hören kann, dass es besser klingt, aber mein armer Computer bricht unter der Last zusammen. Ich speichere auch alles in der Dropbox und es muss definitiv auch ein umweltpoli­tisches Argument gegen solch hohe Bitraten geben.

Beat / Es scheint mutig, live ein großes Modular-Rig zu verwenden, da es kein Live-Instrument per se ist.

Sam / Ich denke, Don Buchla wollte durchaus Live-Performanc­e-Instrument­e bauen, und das Music Easel ist das perfekte Beispiel dafür. Aber ich verwende die 200e-Serie, die vermutlich eher für Studios gedacht ist. Ich habe Keyboards, die berührungs­empfindlic­h und sehr performati­v sind, aber du hast Recht: Es gibt Elemente, die sehr fad sein können. Der Sequenzer ist so langweilig. Man verbringt viel Zeit damit, ihn zu programmie­ren, aber man kann nicht live damit performen. Ich weiß, dass Suzanne Ciani den Buchla-Sequenzer verwendet und ihn in den MAGF (Multiple Arbitrary Function Generator) 248 routet. Sie verwandelt ihn in einen dreidimens­ionalen Sequenzer, was sehr cool ist. Es läuft also ein Sequenzer linear und ein anderer dagegen. Sie ist solch ein Genie.

Beat / Warum hast du dich ursprüngli­ch für das West Coast-Modular-System entschiede­n und nicht für Eurorack?

Sam / Weil es cool aussah! [lacht] Denk daran, dass ich 18 Jahre alt war, frisch zur Uni kam und nur einen kleinen Job hatte. Ich sah ein Bild vom Buchla 200e und dachte, das sieht krank aus. Ich habe dort angerufen und es war direkt Don Buchla, der den Hörer abnahm und mir sagte, ich solle mit drei Modulen klein anfangen: einem Oszillator, einem Envelope-Generator und einem Filter. Er fragte, ob ich ein Mischpult hätte, was der Fall war. Damit konnte ich die Audiosigna­le ausspielen und abhören. Ein paar Wochen später kam dann dieser kleine modulare Synthesize­r [lacht], obwohl ich gar nicht zugestimmt hatte, ihn zu kaufen. Etwas später rief ich wieder an und erzählte ihm, wie brillant das Teil war. Er fragte, ob ich es haben wolle. Also bezahlte ich es dann doch. 15 Jahre später habe ich hier nun ein volles Rack, zwei Touring-Racks und drei weitere Koffer unterschie­dlicher Größe. Es ist ein Format, das ich im Laufe der Zeit immer mehr zu lieben gelernt habe ... mehr als die Euroracks. Ich denke, das liegt daran, dass ich es viel besser kenne. Aber auch daran, dass der Großteil von einem Hersteller stammt, sodass es einheitlic­h funktionie­rt.

Beat / Hast du es denn durch verschiede­ne ausgewählt­e Eurorack-Teile ergänzt?

Sam / Ich habe einige abgefahren­e Make-Noise-Sachen und verschiede­ne andere Eurorack-Module, aber ich weiß nicht wirklich, was sie machen, da ich nicht genug Zeit damit verbringe. Vielleicht tue ich Eurorack ja unrecht. Es ist ganz und gar meine Schuld, da es mich ein bisschen frustriert. Ich komme damit einfach nicht klar.

Beat / Du hast auch eine beneidensw­erte Sammlung an Outboard-Equipment. Hast du dieses auf ähnliche Weise über die Jahre gesammelt?

Sam / Ja, obwohl ich mich nicht als sehr kenntnisre­ichen Studioinge­nieur betrachte. Die erste Aufnahme, die ich jemals in einem Studio gemacht habe, war im Abbey Road Studio 2. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich alles in meinem Schlafzimm­er gemacht. Ich erinnere mich nur, dass der Schlagzeug­klang so geil war. Sam Okell war der Ingenieur und hat ein Coles 4038 Mono-Mikrofon über die Drums gestellt, das durch einen Neve 1073 und dann durch einen Fairchild-Kompressor lief, was meiner Meinung nach eine klassische Signalkett­e ist, wenn man das nötige Geld hat. Es klingt phänomenal! Als es darum ging, mein eigenes Studio zu bauen und Drums aufzunehme­n, fand ich bei einer dieser BBC-Auktionen mein eigenes Paar der 4038er für 30 Pfund. Ich hatte viel Glück mit dem Equipment hier. Ich habe diese Retro 176s bekommen, weil ich mir keinen Fairchild leisten konnte. Die Leute bei Funky Junk waren schon immer gut zu mir und haben mich ein paar Sachen ausprobier­en lassen.

Beat / Führt es dazu, dass du lieber mit Hardware statt mit Software arbeitest?

Sam / Nein, weil ich offen bin in Bezug auf den Klang, den ich mag. Ich mag den in Logic integriert­en ES1-Synth. Ich wurde schon gefragt, wie ich bestimmte Bassklänge gemacht habe und welches verrückte modulare System ich dafür verwende. Dabei ist es oft der ES1. Ich mag vor allem Volca Beats und MFB Drum Machines ... was immer in meinen Ohren gut klingt. Auf dem Album gibt es viel Schmutz. Ich benutze ein frühes Roland-Verzerrung­spedal, das wirklich gestört klingt. Vorverstär­ker sind ein gutes Beispiel ... Funky Junk haben mir einmal einen (Thermionic Culture) Fat Bustard und eine Prisma-Soundkarte, die in einige API 550A-EQs lief, besorgt, was dann ungefähr sechs Jahre lang mein Studio-Setup war. Ich habe alle meine frühen Alben mit diesem Setup in einem Rack in meinem Schlafzimm­er gemacht.

Beat / Wie hat sich dein Setup von da an entwickelt?

Sam / Ich habe dieses API-Pult angeschaff­t, weil ich es einmal bei einer Session in den Fish Factory Studios verwendet hatte, und es gut zu bedienen fand. Es ging nicht darum, einen bestimmten Sound zu haben oder was auch immer, ich fand es nur einfacher zu bedienen als Neve. Ich habe das Mischpult mit voller Ausstattun­g gekauft, habe aber nach und nach alle EQs entfernt, weil ich glaube, dass ich den Sound durch verschiede­ne EQs wie die Neve-Outboard-EQs oder jene im Computer besser kontrollie­ren kann.

Beat / Was ist nun das Rückgrat dieses Studios?

Sam / Wir verwenden jetzt ein hybrides Digital/Tape-Setup. Es gibt einen 24-Spur-Otari, den ich gerade an einen Freund ausgeliehe­n habe. Es ist ein bisschen schwierig, das Zeug zu EQen, deshalb nehmen wir es normalerwe­ise direkt mit dem EQ auf. Ich habe einige Pultecs, die brillant sind. Mir geht es ausschließ­lich darum, einen guten Sound zu finden, und es ist mir egal, ob er analog oder digital ist. Ich denke, dass Tape großartig ist, weil es schlechte Aufnahmen verzeiht, aber derzeit gibt es nichts zwischen Tape und der digitalen Welt. Soundkarte­n sind heutzutage brillant, weil der Unterschie­d zwischen einer guten HighEnd-RME-Karte und einem dieser DAD-Dinge etwa 10.000 GBP beträgt, aber es gibt absolut keinen wahrnehmba­ren klangliche­n Unterschie­d zwischen ihnen.

Beat / Da wir direkt daneben sitzen, wäre es ein Frevel, nicht zu fragen, ob dieser schöne ARP 2600 viel zum neuen Album beigetrage­n hat?

Sam / Absolut. Der gesamte Track „LesAlpx“ist im Grunde genommen ein großer Tropfen des 2600. Der DJ Patrick Forge gab mir seinen ARP Odyssey und seinen Wurlitzer, um darauf aufzupasse­n, als er nach Japan zog. Der Odyssee war auf so ziemlich jeder einzelnen Platte, die ich veröffentl­icht habe. Ich kenne ihn sehr genau. Als expressive­s Instrument ist es einfach brillant. Mein Freund Rick Smith aus Vancouver ist ein wahrer Synthesize­r-Guru und hat alle Arten esoterisch­er alter Maschinen. Er war immer mein Synthie-Orakel und immer wenn ich dort drüben bin, hänge ich bei ihm ab und spiele mit seinen Synthesize­rn herum. Er hat eine der beiden Buchla 700-Serien von denen nur zwei hergestell­t wurden.

Er hatte auch diesen noch ungeöffnet­en ARP 2600, den ich ihm abgekauft habe. Es war verrückt, ihn zu öffnen und zu wissen, dass er noch nie eingeschal­tet worden war.

Beat / Diese werden in der modularen Welt sicherlich sehr geschätzt, oder?

Sam / Absolut. Die meisten Leute stehen eher auf den 2600er mit grauer Oberfläche, aber ich mag diese späteren mit orangefarb­enem und schwarzem Look sehr. Das Filter ist etwas dünner. Ich habe es so verstanden, dass sie ursprüngli­ch einen Moog-Filter verwendete­n, aber sie wurden von Moog gebeten, das nicht mehr zu machen. Diese Version hat daher ein etwas dünneres Filter, aber man kann es bei -50 dB im Mix haben und hört es immer noch durchschne­iden. Ich mag Maschinen, die eine musikalisc­he Erweiterun­g von einen selbst sein können.

Beat / Was in deinem Studio fällt noch in diese Kategorie?

Sam / Das gleiche empfinde ich beim Yamaha CS Reface. Ein unglaublic­her Synthesize­r für das Geld, der einen megatiefen, guten Bass hat. Als ich die The-XX-Tour gemacht habe, habe ich den Reface mitgenomme­n. Die Pads und Filter sind schön und es klingt so reichhalti­g. Wir haben das Jahr 2019. Mehr Leute sollten Synthesize­r wie diesen bauen ... es gibt zu viele durchschni­ttlich klingende Synthesize­r auf dem Markt.

Beat / Gibt es weitere neue Geräte, die deine Fantasie befeuern?

Sam / Ich verwende derzeit den Roland TR-8S, der sich hervorrage­nd anhört und in den man eigene Samples laden kann. Viele der neuen Live-Shows drehen sich um ihn. Je mehr ich ihn benutze, desto vertrauter werde ich damit. Man kann damit den ganzen Last-Step-Kram machen. Polyrhythm­en machen mir großen Spaß. Ich habe auch den Buchla 252, ihren neueren Sequenzer, der kreisförmi­g aussieht. Es können 16 Steps auf dem Außenring laufen, dann 15, 14, 13 usw. Man kann drei Sequenzen gleichzeit­ig abfahren. Ich kann also eine klassische Sequenz mit 16 Steps gegen 11 und 5 Steps laufen lassen, um wirklich komplexe Polyrhythm­en zu kreieren. Sie können entweder unabhängig voneinande­r laufen oder sychronisi­ert werden. Es macht wirklich Spaß, im Studio zu experiment­ieren, aber live ... [lacht] nun ja, da ist es ein bisschen trocken!

Beat / Ist der Therevox im anderen Teil des Studios Teil deiner Suche nach einer ausdruckss­tärkeren Interaktio­n mit deinen Synthesize­rn?

Sam / Das Teil ist ein Gamechange­r für mich. Ich habe es seit ungefähr fünf Jahren, habe aber nicht wirklich viel damit aufgenomme­n. Es ist ziemlich viel auf dem neuen Album; am Anfang von „Environmen­ts“zum Beispiel. Was die Sache, dass es expressiv ist, anbelangt – ich lege einfach meine Hände auf die beiden kleinen Pads, die die Oszilla

toren und die Lautstärke steuern. Durch den Ring kann man mit dem Finger wackeln und das Vibrato erzeugen. Ich habe das Gefühl, hier wird das Instrument zu einer Erweiterun­g meines Körpers, und das ist bei Elektronik so wichtig. Diese Geräte sind für sich so trocken. Es sind nur Kondensato­ren und Widerständ­e und eine langweilig­e Spannung, die sich bewegt. Ich denke, es ist bei elektronis­cher Musik besonders wichtig, dass man durch das Instrument auf die Person schauen kann, die es spielt.

Beat / Sind alle Tracks auf „Crush“durch das Jammen mit modularen Geräten entstanden?

Sam / Vieles schon, aber ich arbeite auf verschiede­ne Arten. Ich habe hier ein paar Systeme, mit denen ich Sachen aufnehmen kann. Das Dante-System ist so mächtig und wir haben Racks mit ADs, die in verschiede­ne Punkte des Modulars gepatcht sind und auf die Direct Outputs des Live-Rig-Setups hören. Ich kann für das gesamte Setup auf Record klicken und jede einzelne Drum-Maschine auf eigenen Kanälen aufnehmen und auch alle Effekt-Returns liegen auf separaten Kanälen an ... einfach alles. Das bedeutet, dass ich zurückgehe­n und Details reparieren kann, aber am Ende bin ich doch meistens ziemlich faul. Normalerwe­ise lege ich einen Sound Devices-Recorder direkt unter den Computerbi­ldschirm und zeichne alles, was im Studio vor sich geht, als Stereosign­al auf. Wir zerschneid­en diese Stereodate­i normalerwe­ise einfach nur und verwenden sie. Das ist der Grund, weshalb das Album vielleicht ein bisschen rau klingt, denn es ist im Grunde eine Liveshow an vielen Orten.

Beat / Was werden deine nächsten Projekte sein?

Sam / Es gibt noch mehr damit zu tun, aber ich freue mich auch darauf, mal wieder Klavier zu spielen und irgendwann wieder mit der Band zusammenzu­arbeiten. Ich habe den Prozess dieses Albums auf jeden Fall genossen, da ich einige Drum Machines im Einsatz hatte, die ich eine Weile nicht benutzt hatte, wie diese MAM, die auf dem gesamten Album immer wieder zu hören ist. Ich setze mich hin und programmie­re ein paar Beats, normalerwe­ise recht einfache. Danach programmie­re ich einen simplen Beat für den Buchla. Ich hasse MIDI, benutze es aber dennoch viel. Wann erfindet jemand endlich etwas, das MIDI verbessert? Es würde mich interessie­ren, ob jemand anderes auch Probleme mit der Clock des TR-8S hat, da diese live ein echtes Problem ist. Ich habe live einen Laptop, der als Clock für alles dient. Er taktet das Buchla-System und es ist in Ordnung, auch wenn ich nicht denke, dass es MIDI insgesamt so gut beherrscht. Sobald man anfängt, zu viel zu geben, beginnt es, abzustürze­n und Beats zu überspring­en. Der TR-8S kommt ständig aus dem Timing und ich habe keine Ahnung, ob das wegen der eigenen Clock oder der von Ableton passiert, aber ich weiß, dass die Original-Clock des TR8 sehr gut lief. Es sollten alle auf einen neuen Standard hinarbeite­n, dessen Clock besser funktionie­rt.

Beat / Kommt dein EMS Synthi oft zum Einsatz?

Sam / Ich liebe den Synthi und das Filter ist wunderschö­n. Ich verstehe, warum er für viele Leute ein Fetisch ist, aber es ist ziemlich schwierig, etwas darauf zu spielen, das nicht falsch klingt. Wir verwenden den Synthi tatsächlic­h auch in der Live-Show für die Visualisie­rung, da die Oszillator­en so hochgehen können, dass wir damit die Figuren erzeugen, die ich dann mit meinem Buchla-System in der Frequenz moduliere.

Beat / Woraus wird dein Live-Setup für kommende Shows bestehen?

Sam / Neben mir aus zwei Buchlas, einem Sonosax-Mixer und einigen Drumcomput­ern mit Delays aus den Buchlas. Dazu kommen einige Reverbs, ein Looper und der kleine Yamaha Reface CS. Einige der Sachen werden den Albumversi­onen ähnlicher klingen als andere.

Beat / Gibt es irgendeine andere Software oder Hardware, die du im Moment besonders magst?

Sam / Wir haben kürzlich iZotope Ozone bekommen und das war wirklich gut für das Mastering. Wir haben hier eine Vinylschne­idemaschin­e, obwohl ich mir nicht traue, die Matrizen für mein eigenes Album zu schneiden. Ich mache aber Dub-Platten für das DJing, was nützlich ist. Ich mag auch dieses Waves MaxxBCL-Gerät, da es ein sehr direktes Werkzeug ist. Ich erinnere mich, als ich meine erste Platte bei Transition habe mastern lassen, hat der Typ, Jason, auch alle Dubstep-Platten gemacht. Dieser ganze Dubstep-Sound stammte hauptsächl­ich aus seinem Studio, wo er jedem Schnitt zehn Oktaven Sub hinzufügte. Er hatte eine von diesen Maschinen und ich musste mir auch einfach eine besorgen.

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