Test: Yamaha CP88
Ein aktueller Tipp unter den Stagepianos?
Eine robuste Mechanik kombiniert mit einem guten Spielgefühl und authentischen Klangfarben, die sich bei der Live-Performance behaupten können. Drei wesentliche Kriterien scheint das Yamaha CP88 zu erfüllen – ein aktueller Tipp unter den Stagepianos?
Inzwischen gibt es eine Menge Stagepianos, die auf die Bedürfnisse des Live-Keyboarders zugeschnitten sind. Sie verzichten auf interne Lautsprecher, zusätzliche Gehäuseverkleidungen und auf weitere Schnörkel. Features für den Praktiker stehen im Fokus. So auch beim Yamaha CP88 und seinem kleinen Bruder CP73 mit identischer Funktionalität und Sound-Ausstattung. Yamaha bietet also wieder seriöse Modelle der traditionsreichen CP-Serie. Das 88er Modell haben wir angespielt und konnten uns erstaunlich schnell zu einer positiven Meinung durchringen.
Hardware
Beim Auspacken fällt zunächst das angenehme Gewicht positiv auf. Das CP88 ist keineswegs das befürchtete Monstrum von über 30 Kilogramm, sondern leicht zu transportieren, wenn man noch einen maßgeschneiderten Softcase hinzunimmt. Die mechanische Verarbeitung ist klasse. Das CP88 fühlt sich wertig an. Auf der Rückseite erfreuen Klinken- und XLR-Anschlüsse sowie ein Stereo-Eingang den FOH-Mitarbeiter.
Die gewichtete Tastatur des CP88 besteht aus Holz mit einer Oberfläche aus synthetischer Elfenbein-Nachbildung. Sie lässt sich differenziert und angenehm spielen. Auffällige Stärke des CP88: Alle Bedienelemente sind auf der Oberfläche visuell gut strukturiert und stehen im direkten Zugriff für den Spieler. Es gibt jeweils eine dedizierte Sektion für Piano, E-Piano und Sub sowie eine Effekt-Abteilung mit einigen Reglern und Kippschaltern.
Man wird regelrecht zum Anpacken verleitet und möchte die drei einzelnen Klangsparten kombinieren und mit den Effekten tüfteln. Das ausreichend große LC-Display ist in der Live-Situation gut lesbar. Leider sind die beiden Wheels für
Pitchbending und Modulation zu weit links platziert, was zumindest für Kollegen mit kürzeren Armen gewöhnungsbedürftig ist.
Sound
Das CP88 liefert insgesamt 57 Voices, unterteilt in Klaviere, E-Pianos und sonstige Klänge. Die zehn akustischen Flügel (Yamaha CFX, Bösendorfer) klingen sehr natürlich und transparent. Im Band-Arrangement können sie sich durchsetzen. Bei den 14 E-Pianos werden die bekannten elektromechanischen Modelle, ein CP80, sowie auch Exemplare mit FM-Samples offeriert. Das klingt alles ordentlich, aber nicht überaus spektakulär – ein Yamaha Montage hält mit. Unter den 33 Sub-Klängen versammeln sich Flächen, Streicher, Orgeln, Mallets und einige wenige Synths in passabler bis guter Qualität.
Die Bezeichnung „Sub“ist treffend. Konzeptionell sind diese Klänge als Füllmaterial fürs Stacking gedacht. Ab Werk kommt das CP88 mit vielen sinnvollen Layer/Split- und Effektkreationen. Damit ist man für die allermeisten Standardaufgaben schon bestens bewaffnet. Die interne Effektsektion macht übrigens einen guten Job und wertet die Klänge deutlich auf. Jeder Klangwechsel verläuft flüssig, beim Umschalten gehaltener Akkorde werden keine Sounds störend abgerissen.
Besonderheiten
Wie bei einem Stagepiano dieser Klasse er wartet, finden sich beim CP88 M a s t e r k e y b o a r d - Funktionen. Es stehen vier programmierbare Zonen bereit, die auch externe Midi-Klangerzeuger berücksichtigen. Praktische
Split- und Layer-Kreationen sind bereits mit den internen Klängen einfach zu erstellen und lassen sich als 160 Live-Sets ablegen. Wer umfangreiche Live-Setups plant, wird vermutlich sowieso mit einem Laptop arbeiten.
Das integrierte USB-Midi/Audio-Interface könnte zum Beispiel im Projektstudio oder beim Rechner-Einsatz im Hotelzimmer nützlich werden. Eine Neuheit bei den CP-Modellen ist die Aktualisierung interner Voices, einige weitere Klavier- und Keyboardsounds stehen für den CP88-Besitzer zum Download bereit. Wie das konkret aussieht, zeigt das Update OS V 1.1 mit zwei neuen Instrumenten (E-Piano und Yamaha C7 Flügel) – ein gelungener Auftakt.
Fazit
Als budgetfreundliches Stagepiano punktet das CP88 durch Leichtigkeit und intuitive Bedienung. Für semiprofessionelle Musiker, die ein schickes und solides Instrument für gelegentliche Live-Gigs benötigen, ist es ideal. Mitbewerber sind vor allem Kawai MP-11 SE (höheres Gewicht) und Korg Grandstage (größere Soundauswahl), die ebenfalls angespielt werden sollten. Band-Keyboarder, die nicht die gesamte Klaviatur benötigen, bekommen das kleinere CP73. Es verfügt über einen anderen Tastatur-Typ („Balanced Hammer Standard“), der beim Händler persönlich probiert werden sollte. Das Clavia Nord Electro 6 HP wäre aber eine bessere Alternative, wenn exzellente Orgel- und Keyboardsounds gewünscht sind. Kurzum: Klang, Gewicht und Preis sprechen für Yamahas CP88, das einen stimmigen Gesamteindruck hinterlässt.