Beat

Test: Rob Papen Punch 2

Leistungsf­ähiger Drum-Synthesize­r

- Von Matthias Sauer

Rob Papen hat in der letzten Dekade einige beliebte Software-Instrument vorgestell­t. Jedes seiner Produkte besticht durch ein individuel­les Profil: So liefert etwa Vecto die klassische Vectorsynt­hese, während sich Blade auf die additive Synthese konzentrie­rt und B.I.T. einen klassische­n Analog-Synthesize­r vertritt. Mit Punch gibt es seit 2011 einen Spezialist­en für elektronis­che Beats. Er kombiniert eine flexible Tonerzeugu­ng aus Synthese und Samples sowie einen Pattern-Sequenzer und arbeitet gern als Plug-in. Rob Papen hat nun offensicht­lich auf die Wünsche vieler User reagiert. Endlich ist eine überarbeit­ete Version erschienen: Punch 2 bietet vor allem einen Import von REX-Dateien und beliebigen Samples sowie eine verbessert­e Benutzer-Oberfläche. Die neue virtuelle Drum Machine ist übrigens Bestandtei­l des aktuellen Bundles Explorer 6. Wer es besitzt, erhält Punch 2 gratis. Eine kostenfrei­e Beigabe ist das auf Bassdrums spezialisi­erte Plug-in Punch-BD.

Klassische Ausstattun­g

Ein großer Teil des Hauptfenst­ers wird von insgesamt 24 Pads eingenomme­n, die Samples, Loops und Synthesize­rklänge beinhalten. Bis zu drei Samples lassen sich einem Pad zuweisen. Typische Drumsounds wie Kick, Snare, Toms, Hi-Hat und auch Percussion gibt es bei Punch 2 en masse. Im unteren Bereich sind die Mastereffe­kte (EQ, Filter, Kompressor, Limiter) sichtbar, für die eine separate Seite mit Mixer-Ansicht vorgesehen ist. Ergiebig ist das FX-Angebot aus vier Prozessore­n, die Reverb, Delay und einige Modulation­seffekte offerieren. Auf der Mod-Seite stehen jeweils zwei LFOs und Hüllkurven sowie eine Modulation­smatrix bereit. Die 15 Parameter auf der Easy-Seite helfen bei einem schnellen Anpassen der wichtigste­n Klangeinst­ellungen. Klanglich kann es bei Bedarf auch rau werden, denn jedes der 24 Pads verfügt über ein eigenes Distortion-Modul. Der interne Pattern-Sequenzer umfasst acht verschiede­ne Muster (Main Grooves und Breaks), mit jeweils 16 Schritten. Verglichen mit der umfangreic­hen und sehr ausführlic­h programmie­rbaren Soundengin­e wirkt er eher bodenständ­ig. Er ist zumindest nicht die eigentlich­e Attraktion von Punch 2.

Klang und Bedienung

Man fühlt sich wohl bei der Bedienung: Das auf 200% vergrößerb­are Benutzer-Interface erlaubt schnelle direkte Zugriffe und bietet auch in den Untermenüs guten Überblick. Wie andere RP-Instrument­e kommt Punch 2 mit einer Fülle an Presets, die sich fast immer einfach ins Song-Arrangemen­t integriere­n lassen. Generell fällt positiv auf, dass sich nicht nur Retro-Sounds, sondern auch einige moderne Kreationen für EDM, Dubstep, World und Hip-Hop finden. Vieles kennt man aber schon von der ersten Version, viele neue Höhepunkte sind aber nicht zu vermelden.

In der Praxis

Importiert­e Samples lassen sich auf dreifache Weise (zu gleichen Abständen, automatisc­h und tempobasie­rt) zerstückel­n, die Slices auf bis zu 24 Pads legen und die Triggernot­en als MIDI-File exportiere­n. Idealerwei­se sind bereits 150 Loops für die ersten eigenen Versuche mitgeliefe­rt. Eine Anleitung braucht es nicht: Man begibt sich einfach auf die Advanced-Seite, wählt bei Pad 1 als Typ „Slice“, importiert eine Audiodatei und klickt auf „Map Slice“. Nun liegt ein Loop schon in Teilstücke auf der Tastatur verteilt vor. Die einzelnen Slices lassen sich nun bearbeiten. Ein simpler Granular-Modus ist zwar auch verfügbar, aber als nette Beigabe zu werten. Während unserer Testphase wurde schnell klar, dass Punch 2 mehr kann als eine gewöhnlich­e Drum Machine. Er liefert auch rhythmisch­e Phrasen, die man eher von einem Synthesize­r erwartet. Ein Wunsch für Version 3 ist eine Zufallsfun­ktion, mit dem sich neue Sounds und Phrasen generieren lassen. So müsste man nicht alles selber stemmen, sondern könnte sich vor allem einmal während einer kreativen Durststrec­ke ein wenig inspiriere­n lassen.

Fazit

Punch 2 ist ein flexibles wie solides Werkzeug für die Beat-Programmie­rung. Insbesonde­re die Klangformu­ng, die nun auf eigenen Samples basieren kann, zählt zu den besonderen Stärken dieses stilistisc­h offenen Instrument­s. Wegen der schon bekannten Presets ähnelt es zwar beim ersten Anspielen seinem direkten Vorgänger, birgt aber unter der Haube deutlich mehr Potenzial. Dabei sollte man diese Software keineswegs zum Preset-Player degradiere­n: Denn erst wenn man eigene Audiodatei­en importiert und eigene Drumkits entwickelt, zeigt das Plug-in seine wahren Qualitäten. Dank seiner gelungenen Benutzer-Oberfläche macht das Editieren meist Spaß. Daumen hoch für Punch 2 – eine druck- und charakterv­olle Drum Machine, die hält, was sie verspricht.

 ??  ?? Die Drum Machine Punch 2 ist ein flexibler Soundliefe­rant, mit dem sich importiert­e REX-Loops relativ einfach zu originelle­n Grooves verarbeite­n lassen.
Die Drum Machine Punch 2 ist ein flexibler Soundliefe­rant, mit dem sich importiert­e REX-Loops relativ einfach zu originelle­n Grooves verarbeite­n lassen.

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