Test: Rob Papen Punch 2
Leistungsfähiger Drum-Synthesizer
Rob Papen hat in der letzten Dekade einige beliebte Software-Instrument vorgestellt. Jedes seiner Produkte besticht durch ein individuelles Profil: So liefert etwa Vecto die klassische Vectorsynthese, während sich Blade auf die additive Synthese konzentriert und B.I.T. einen klassischen Analog-Synthesizer vertritt. Mit Punch gibt es seit 2011 einen Spezialisten für elektronische Beats. Er kombiniert eine flexible Tonerzeugung aus Synthese und Samples sowie einen Pattern-Sequenzer und arbeitet gern als Plug-in. Rob Papen hat nun offensichtlich auf die Wünsche vieler User reagiert. Endlich ist eine überarbeitete Version erschienen: Punch 2 bietet vor allem einen Import von REX-Dateien und beliebigen Samples sowie eine verbesserte Benutzer-Oberfläche. Die neue virtuelle Drum Machine ist übrigens Bestandteil des aktuellen Bundles Explorer 6. Wer es besitzt, erhält Punch 2 gratis. Eine kostenfreie Beigabe ist das auf Bassdrums spezialisierte Plug-in Punch-BD.
Klassische Ausstattung
Ein großer Teil des Hauptfensters wird von insgesamt 24 Pads eingenommen, die Samples, Loops und Synthesizerklänge beinhalten. Bis zu drei Samples lassen sich einem Pad zuweisen. Typische Drumsounds wie Kick, Snare, Toms, Hi-Hat und auch Percussion gibt es bei Punch 2 en masse. Im unteren Bereich sind die Mastereffekte (EQ, Filter, Kompressor, Limiter) sichtbar, für die eine separate Seite mit Mixer-Ansicht vorgesehen ist. Ergiebig ist das FX-Angebot aus vier Prozessoren, die Reverb, Delay und einige Modulationseffekte offerieren. Auf der Mod-Seite stehen jeweils zwei LFOs und Hüllkurven sowie eine Modulationsmatrix bereit. Die 15 Parameter auf der Easy-Seite helfen bei einem schnellen Anpassen der wichtigsten Klangeinstellungen. Klanglich kann es bei Bedarf auch rau werden, denn jedes der 24 Pads verfügt über ein eigenes Distortion-Modul. Der interne Pattern-Sequenzer umfasst acht verschiedene Muster (Main Grooves und Breaks), mit jeweils 16 Schritten. Verglichen mit der umfangreichen und sehr ausführlich programmierbaren Soundengine wirkt er eher bodenständig. Er ist zumindest nicht die eigentliche Attraktion von Punch 2.
Klang und Bedienung
Man fühlt sich wohl bei der Bedienung: Das auf 200% vergrößerbare Benutzer-Interface erlaubt schnelle direkte Zugriffe und bietet auch in den Untermenüs guten Überblick. Wie andere RP-Instrumente kommt Punch 2 mit einer Fülle an Presets, die sich fast immer einfach ins Song-Arrangement integrieren lassen. Generell fällt positiv auf, dass sich nicht nur Retro-Sounds, sondern auch einige moderne Kreationen für EDM, Dubstep, World und Hip-Hop finden. Vieles kennt man aber schon von der ersten Version, viele neue Höhepunkte sind aber nicht zu vermelden.
In der Praxis
Importierte Samples lassen sich auf dreifache Weise (zu gleichen Abständen, automatisch und tempobasiert) zerstückeln, die Slices auf bis zu 24 Pads legen und die Triggernoten als MIDI-File exportieren. Idealerweise sind bereits 150 Loops für die ersten eigenen Versuche mitgeliefert. Eine Anleitung braucht es nicht: Man begibt sich einfach auf die Advanced-Seite, wählt bei Pad 1 als Typ „Slice“, importiert eine Audiodatei und klickt auf „Map Slice“. Nun liegt ein Loop schon in Teilstücke auf der Tastatur verteilt vor. Die einzelnen Slices lassen sich nun bearbeiten. Ein simpler Granular-Modus ist zwar auch verfügbar, aber als nette Beigabe zu werten. Während unserer Testphase wurde schnell klar, dass Punch 2 mehr kann als eine gewöhnliche Drum Machine. Er liefert auch rhythmische Phrasen, die man eher von einem Synthesizer erwartet. Ein Wunsch für Version 3 ist eine Zufallsfunktion, mit dem sich neue Sounds und Phrasen generieren lassen. So müsste man nicht alles selber stemmen, sondern könnte sich vor allem einmal während einer kreativen Durststrecke ein wenig inspirieren lassen.
Fazit
Punch 2 ist ein flexibles wie solides Werkzeug für die Beat-Programmierung. Insbesondere die Klangformung, die nun auf eigenen Samples basieren kann, zählt zu den besonderen Stärken dieses stilistisch offenen Instruments. Wegen der schon bekannten Presets ähnelt es zwar beim ersten Anspielen seinem direkten Vorgänger, birgt aber unter der Haube deutlich mehr Potenzial. Dabei sollte man diese Software keineswegs zum Preset-Player degradieren: Denn erst wenn man eigene Audiodateien importiert und eigene Drumkits entwickelt, zeigt das Plug-in seine wahren Qualitäten. Dank seiner gelungenen Benutzer-Oberfläche macht das Editieren meist Spaß. Daumen hoch für Punch 2 – eine druck- und charaktervolle Drum Machine, die hält, was sie verspricht.