Test:Cubase 10.5
Lohnt das Update der DAW?
Die hier getestete Pro-Version von Cubase 10.5 ist das Flaggschiff der Produktlinie und wartet mit enorm leistungsfähigen Funktionen für Komposition, Recording, Editing und Mixing auf. Auch die Artist-Edition der DAW hat einige neue Features erhalten [1], in Kürze soll zudem ein Update von Cubase Elements folgen. Doch was hat Cubase Pro 10.5 im Detail zu bieten? Zunächst einmal integriert die Software jetzt eine lang erwartete Funktion zum Exportieren und Rendern von Videos im MP4-Format. Auch der Datenaustausch zwischen Projekten wurde vereinfacht. So lassen sich nun nicht nur MIDI, Audio- und Instrumentenspuren, sondern auch Gruppen-, Effekt-, VCA-, Ordner- und Sampler-Tracks schnell und komfortabel importieren. Die nicht minder praktische rückwirkende MIDI-Aufnahme zeichnet alle eingehenden MIDI-Daten auf, selbst wenn die Aufnahmefunktion gerade nicht aktiv ist.
Steinberg Padshop 2
Keine Frage, der Granularsynthesizer Padshop ist einer der beliebtesten Klangerzeuger aus dem Hause Steinberg. Version 2 wartet u. a. mit zahlreichen neuen Presets und Samples sowie mit einem neuen Spektraloszillator auf, der die Klangpalette enorm erweitert. Dabei können Samples in jeder Richtung, an jeder Position und in jeder Tonhöhe abgespielt werden [2]. Für noch mehr Inspiration sorgen der flexible neue Arpeggiator, eine neue Modulationssektion sowie das erweiterte Effektarsenal. Wie gehabt kommen bei dem Instrument sowohl Einsteiger als auch erfahrene Sounddesigner voll auf ihre Kosten.
Neues von der Effektfront
Dem bewährten Channel EQ von Cubase wurde ein neuer Modus namens Spectral Comparison EQ spendiert. Der Equalizer erlaubt dabei, überlappende Frequenzen von zwei Audiokanälen wie z. B. einer Bassdrum und einem Synth-Bass aufzuspüren und zu bereinigen. Dabei können Sie in einem Fenster direkt beide Signale bearbeiten. Das Angebot an Delay-Effekten wurde durch ein äußerst flexibles MultiTap-Delay ergänzt. Dieses bietet bis zu acht Wiederholungen, deren Timing, Pegel und Panoramaposition sich individuell bearbeiten lassen. Ebenso flexibel lässt sich der Klangcharakter des Effekts mittels Sättigung, Modulationen, Sampleratenreduktion, Dämpfung und Filtern manipulieren. Die Ducking-Funktion sorgt bei Bedarf dafür, dass der Pegel des Effektsignals abgesenkt wird, wenn das Eingangssignal zu hören ist. Ein Highlight ist dabei die Effektsektion, in der Sie u. a. die Delay-Taps mit individuellen Effekteinstellungen bearbeiten können. Die Signalkette kann aus sechs Effekten bestehen, wobei Sie zwischen 14 Modulen wählen können.
Evolution im Detail
Sollten Sie Probleme mit einem Drittanbieter-Plug-in haben, können Sie Cubase nun zur Fehlersuche in einem sicheren Modus starten. In diesem werden nur die internen Plug-ins geladen. Wir hätte uns zur Verbesserung der Stabilität zusätzliche eine Funktion wie die „Sandbox“von Bitwig Studio gewünscht, die verhindert, dass ein Plug-in die DAW abstürzen lässt.
Weitere Detailverbesserungen sind u. a. Optimierungen der Grafikleistung und des Fensters für die Erstellung von Makros sowie Erweiterungen des Score Editors. Bei dem Normalisieren von Audiomaterial können Sie jetzt zwischen einer Normalisierung nach Spitzenpegel und nach Lautheit umschalten. Sehr willkommen ist ferner die Möglichkeit, Mixer-Kanäle für eine bessere Übersicht einzufärben. Auch das neue kombinierte Auswahlwerkzeug ist in der Praxis ein echter Timesaver. Wenn Sie dieses Tool aktivieren, können Sie die Auswahltools für Objekte und Bereiche gleichzeitig nutzen, ohne zwischen diesen umschalten zu müssen. Dem von vielen Anwendern geäußerten Wunsch nach einer Clip-Matrix à la Ableton Live für das kreative Arbeiten mit Loops kommt Steinberg hingegen leider nicht nach.
Fazit
Wenn Sie den klassischen Workflow einer linearen DAW bevorzugen, ist Cubase nach wie vor die Referenz. In puncto Ausstattung und Bedienkomfort kann hier nur Apples Logix X mithalten, das allerdings Mac-Usern vorbehalten bleibt. Auch wenn in der neuen Version die großen Innovationen ausbleiben, ist Cubase 10.5 ein rundum gelungenes Update, das die Software noch leistungsfähiger und komfortabler macht. Highlights sind zweifelsohne Padshop 2 sowie das MultiTap Delay, die für viele Benutzer sicherlich bereits den Update-Preis rechtfertigen. Das Kreativwerkzeug kann sich dabei mit den besten Delay-Plug-ins von Drittanbietern messen - komplexe rhythmische Echos werden damit zum Kinderspiel. Auch der Spectral-Comparion-Modus des Channel EQ, der VideoExport sowie die Track-Importfunktion stellen eine echte Bereicherung dar.