Test: XLN Audio XO
Innovativer Drum-Sampler + Sequenzer
Man kann nie genug Drum-Samples haben, oder? Das Problem bei einer großen Kollektion ist allerdings das Auffinden eines passenden Sounds, vor allem, wenn die Ordner über mehrere Festplatten verstreut sind. Hier bringt sich das Plug-in XO [1] ins Spiel. Dieses bringt nicht nur eine sehr umfangreiche Library mit perkussiven Klängen mit, sondern kann auch die Drum-Samples von Ihren Festplatten verwalten. Die Werks-Bibliothek beinhaltet über 8000 Drum-Sounds und mehr als 200 Beat-Presets. Damit sind Sie für eine Vielzahl aktueller Musikgenres von EDM, House und Techno, über Hip-Hop, Downtempo und Drum & Bass bis hin zu und R&B und Pop gewappnet. Komfortable Such-, Favoritenund History-Funktionen für Samples helfen bei der Navigation. Dank Playlists und Suchfilter geht auch das Finden eines inspirierenden Grooves einfach von der Hand. Highlights waren für uns vor allem die Grooves aus der Playlist „Abstract Textures“.
Sample-Kosmos
Auf der Space-Seite von XO werden alle Samples als Punkte in einer Art „Landkarte“dargestellt, wobei jeder Instrumententyp wie Bassdrum, Snare und Hi-Hat seine eigene Farbe besitzt. Das Innovative dabei ist, dass ähnliche Sounds nebeneinander platziert werden. Wenn Sie auf einen Sound klicken, der Ihnen zusagt, wie z. B. eine Snare, werden Ihnen in einem kleinen Fenster die 14 ähnlichsten Klänge angezeigt. XO verfügt über acht Sample-Slots, die Sie mit Sounds füttern können. Klicken Sie dazu einfach auf das Pfeilsymbol neben dem gewünschten Sample-Slot.
Sounds anpassen
Wenn Sie in alle acht Slots Drum-Samples geladen haben, können Sie diese auf der Edit-Seite nach Belieben anpassen. Hier lassen sich Klangparameter wie die Tonhöhe, das Timbre, die Panoramaposition, die Hüllkurve sowie die Frequenzen des Hoch- und des Tiefpassfilters einstellen. Auf dieser Seite können Sie auch verschiedene Wiedergabeparameter, die Anschlagsempfindlichkeit sowie den jeweiligen Effektanteil von Hall und Delay regeln. Dabei ist es auch möglich, Sounds rückwärts abzuspielen. Direkt darunter lassen sich Pegel, Stimmung und Effekt-Sends für das ganze Kit anpassen. Als Master-Effekte stehen eine Kombination aus Hoch- und Tiefpassfilter sowie ein Soft-Clipper bereit. Mehr Biss gefällig? Der Crunch-Effekt sorgt bei Bedarf für mehr Schmutz und Charakter, wobei neben verschiedenen Verzerrertypen auch Bit- und Sampleratenreduktion zur Auswahl stehen. In der linken unteren Ecke der Bedienoberfläche können Sie übrigens zwischen ähnlichen Drumkits umschalten, um schnell einmal verschiedene Varianten auszuprobieren.
Mächtiger Sequenzer
Ein echtes Highlight ist auch der Sequenzer von XO, der je eine Spur für jeden Sample-Slot bietet. Jede Spur besitzt 16 Steps sowie eigene Swing- bzw. Groove-Settings. Auch Rolls mit bis zu vier Wiederholungen lassen sich schnell und einfach erzeugen. Mit der Nudge-Funktion können Sie ferner für jede Spur einen Timing-Versatz einstellen – perfekt für lebendige Hip-Hop-Grooves oder um das Feeling eines betrunkenen Schlagzeugers nachzubilden. Mit dem Accentuator können Sie außerdem mit wenigen Handumdrehen Dynamik und Feeling eines Grooves anpassen – wenn Sie möchten auch per Zufallsgenerator. Dabei lässt sich einstellen, welche Zählzeiten betont werden. Wir hätten uns dennoch eine zusätzliche Velocity-Spur gewünscht. Der Sequenzer besitzt zwei Patterns (A+B), die sich verknüpfen lassen. Leider lassen sich die Längen der Sequenzerspuren nicht einstellen. Mithilfe der Drag-&-Drop-Funktion können Sie Ihren Groove in die DAW übertragen. Darüber hinaus gibt es flexible Audio-Exportfunktion für One-Shots, Beats, Beat-Stems und Kits. Der Sample Combiner und der Beat Combiner erlauben das nicht destruktive Ausprobieren verschiedener Sound- und Groove-Kombinationen. In diesem sogenannten Playground-Modus lassen sich bei laufender Wiedergabe Patterns oder Sounds austauschen – Inspiration garantiert!
Fazit
Mit XO hat XLN Audio seiner akustischen Schlagzeug-Library Addictive Drums einen exzellenten Spezialisten für elektronisches Schlagwerk zur Seite gestellt. Dabei trifft eine erstklassige Sample- und Groove-Bibliothek auf einen inspirierenden und äußerst flexiblen Sequenzer. Und ganz nebenbei bringt XO noch Ordnung in den Drum-Sample-Dschungel auf der eigenen Festplatte. Angesichts dieser Stärken schaut man gerne über kleine Mankos wie die Beschränkung auf acht Sample-Slots sowie zwei Sequenzer-Pattern hinweg. In unserem Test entpuppte sich das Plug-in als mächtiges Groove-Tool, welches das spielerische Experimentieren mit verschiedenen Sounds und Beats erlaubt. Auch in puncto Bedienkomfort genügt es höchsten Ansprüchen. Top!