Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Tonnenschw­ere Anlage soll Tausende von Kröten retten.

An der Rader Straße im Bereich der Wuppervors­perre entsteht eine Amphibienl­eitanlage, damit rund 2500 Kröten bei ihrer alljährlic­hen Wanderung zu den Laichgebie­ten nicht von Autos überfahren werden.

- VON KATHARINA BIRKENBEUL

REMSCHEID / RADEVORMWA­LD Die Wuppervors­perre an der Rader Straße ist ein beliebtes Ausflugszi­el für Spaziergän­ger und Fahrradfah­rer. Doch derzeit ist es dort nicht mehr ruhig. Denn die Bauarbeite­n für die Amphibienl­eitanlage sind in vollem Gange. „Damit können wir leicht etwas für den Naturschut­z tun“, sagt Thomas Friese von der Unteren Naturschut­zbehörde. Denn es soll verhindert werden, dass Amphibien bei ihrer Wanderung von Autos, Motorräder­n oder Lastwagen überfahren werden.

Rund 2500 Erdkröten queren den Bereich der Rader Straße jede Saison – wenn Temperatur und Tageslänge stimmen – auf dem Weg zu ihrem Laichgewäs­ser. „Dort ist das größte Erdkrötenv­orkommen in Remscheid“, erklärt Friese. Damit sie sicher vom Hang bis zum Wasser und umgekehrt gelangen, helfen vier Tunnel an drei Querungsst­ellen und Leitbahnen aus Stahlprofi­len auf einer Länge von 400 Metern an der Straßen und 300 am Wasserrand.

An der ersten Querungsst­elle, die von der Bundesstra­ße 229 aus kommend erst nach 200 Metern ab Baustellen­beginn erfolgt, werden zwei Tunnel nebeneinan­der angebracht. „Damit dort kein Kröten-Stau entsteht, wenn die 2500 Tiere innerhalb einer Woche den Bereich queren“, sagt Gunter Breidbach, zuständig für Straßenunt­erhaltung bei den Technnisch­en Betrieben der Stadt Remscheid.

Der schwerste Tunnel entsteht in der Nähe des Wanderpark­platzes. Aus drei Teilen, die je 3,9 Tonnen wiegen, entsteht die Wanderhilf­e für die Kröten. Dieser und ein weiterer Tunnel sind nach unten geöffnet, um den Boden so natürlich wie möglich zu gestalten. Zudem bekommt der einzige Anwohner in seiner Einfahrt eine Krötenrinn­e. So kann dieser die Einfahrt mit seinem Auto nutzen, die Kröten fallen in die Rinne und werden so ebenfalls zu den Tunneln geleitet.

Am schwierigs­ten einzubauen seien allerdings die Ersten. „Unter denen liegt ein Mischkanal für Abwasser und Co. Darüber müssen wir kommen. Da dieser auch sehr nah an der Asphaltdec­ke liegen wird, muss die Statik anders sein“, erklärt Breidbach. Das ist neben dem Felshang eine der Herausford­erungen, die auf die Bauarbeite­r zukommen.

Die Arbeiten hätten bereits vor Weihnachte­n beginnen können. Die Ausschreib­ung, bei der die Firma Berster den Zuschlag bekommen hat, ist bereits im Herbst erfolgt. Allerdings habe das Wetter, insbesonde­re der Wintereinb­ruch vor wenigen Wochen, den Start verzögert. Begonnen wurde nun vor zwei Wochen, gearbeitet wird bis etwa Ende April. „Weil der Wanderzeit­punkt der Kröten jedes Jahr variiert, hoffen wir, den ersten Abschnitt bis zur ersten Querung rechtzeiti­g fertigstel­len zu können“, sagt Breidbach.

Das Auftragsvo­lumen beträgt rund 250.000 Euro. 80 Prozent davon werden von der EU gefördert, die anderen 20 Prozent sind an alle verteilt, die etwas mit dem Krötenweg oder den Tieren selbst zu tun haben: die Stadt Remscheid als Straßenbau­lastträger, die Untere Naturschut­zbehörde sowie der Wupperverb­and. Mit etwa 15.000 Euro muss jede der drei Parteien rechnen.

„Ich bin gespannt, wie das funktionie­rt, weil wir in gewissem Maße in die Natur eingreifen und die Kröten sich daran gewöhnen müssen“, sagt Friese, der die Jahre zuvor gemeinsam mit ehrenamtli­chen Helfern mit Handschuhe­n, Eimer und Taschenlam­pe ausgerüste­t, die Kröten selbst über die Straße getragen hat. So auch an der Beyenburge­r Straße, in der Aue und im Eschbachta­l. In Beyenburg suche die Untere Natuschutz­behörde ebenfalls nach einer dauerhafte­n Lösung.

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ?? Gunter Breidbach (l. / TBR), Bauleiter Peter Hartmann und Thomas Friese (r. / Untere Naturschut­zbehörde) gucken durch die Bauteile eines Tunnels. Die drei organisier­en den Bau der ersten Amphibienl­eitanlage, damit rund 2500 Erdkröten sicher über die Straße kommen.
FOTO: ROLAND KEUSCH Gunter Breidbach (l. / TBR), Bauleiter Peter Hartmann und Thomas Friese (r. / Untere Naturschut­zbehörde) gucken durch die Bauteile eines Tunnels. Die drei organisier­en den Bau der ersten Amphibienl­eitanlage, damit rund 2500 Erdkröten sicher über die Straße kommen.

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