Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Tonnenschwere Anlage soll Tausende von Kröten retten.
An der Rader Straße im Bereich der Wuppervorsperre entsteht eine Amphibienleitanlage, damit rund 2500 Kröten bei ihrer alljährlichen Wanderung zu den Laichgebieten nicht von Autos überfahren werden.
REMSCHEID / RADEVORMWALD Die Wuppervorsperre an der Rader Straße ist ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger und Fahrradfahrer. Doch derzeit ist es dort nicht mehr ruhig. Denn die Bauarbeiten für die Amphibienleitanlage sind in vollem Gange. „Damit können wir leicht etwas für den Naturschutz tun“, sagt Thomas Friese von der Unteren Naturschutzbehörde. Denn es soll verhindert werden, dass Amphibien bei ihrer Wanderung von Autos, Motorrädern oder Lastwagen überfahren werden.
Rund 2500 Erdkröten queren den Bereich der Rader Straße jede Saison – wenn Temperatur und Tageslänge stimmen – auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer. „Dort ist das größte Erdkrötenvorkommen in Remscheid“, erklärt Friese. Damit sie sicher vom Hang bis zum Wasser und umgekehrt gelangen, helfen vier Tunnel an drei Querungsstellen und Leitbahnen aus Stahlprofilen auf einer Länge von 400 Metern an der Straßen und 300 am Wasserrand.
An der ersten Querungsstelle, die von der Bundesstraße 229 aus kommend erst nach 200 Metern ab Baustellenbeginn erfolgt, werden zwei Tunnel nebeneinander angebracht. „Damit dort kein Kröten-Stau entsteht, wenn die 2500 Tiere innerhalb einer Woche den Bereich queren“, sagt Gunter Breidbach, zuständig für Straßenunterhaltung bei den Technnischen Betrieben der Stadt Remscheid.
Der schwerste Tunnel entsteht in der Nähe des Wanderparkplatzes. Aus drei Teilen, die je 3,9 Tonnen wiegen, entsteht die Wanderhilfe für die Kröten. Dieser und ein weiterer Tunnel sind nach unten geöffnet, um den Boden so natürlich wie möglich zu gestalten. Zudem bekommt der einzige Anwohner in seiner Einfahrt eine Krötenrinne. So kann dieser die Einfahrt mit seinem Auto nutzen, die Kröten fallen in die Rinne und werden so ebenfalls zu den Tunneln geleitet.
Am schwierigsten einzubauen seien allerdings die Ersten. „Unter denen liegt ein Mischkanal für Abwasser und Co. Darüber müssen wir kommen. Da dieser auch sehr nah an der Asphaltdecke liegen wird, muss die Statik anders sein“, erklärt Breidbach. Das ist neben dem Felshang eine der Herausforderungen, die auf die Bauarbeiter zukommen.
Die Arbeiten hätten bereits vor Weihnachten beginnen können. Die Ausschreibung, bei der die Firma Berster den Zuschlag bekommen hat, ist bereits im Herbst erfolgt. Allerdings habe das Wetter, insbesondere der Wintereinbruch vor wenigen Wochen, den Start verzögert. Begonnen wurde nun vor zwei Wochen, gearbeitet wird bis etwa Ende April. „Weil der Wanderzeitpunkt der Kröten jedes Jahr variiert, hoffen wir, den ersten Abschnitt bis zur ersten Querung rechtzeitig fertigstellen zu können“, sagt Breidbach.
Das Auftragsvolumen beträgt rund 250.000 Euro. 80 Prozent davon werden von der EU gefördert, die anderen 20 Prozent sind an alle verteilt, die etwas mit dem Krötenweg oder den Tieren selbst zu tun haben: die Stadt Remscheid als Straßenbaulastträger, die Untere Naturschutzbehörde sowie der Wupperverband. Mit etwa 15.000 Euro muss jede der drei Parteien rechnen.
„Ich bin gespannt, wie das funktioniert, weil wir in gewissem Maße in die Natur eingreifen und die Kröten sich daran gewöhnen müssen“, sagt Friese, der die Jahre zuvor gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern mit Handschuhen, Eimer und Taschenlampe ausgerüstet, die Kröten selbst über die Straße getragen hat. So auch an der Beyenburger Straße, in der Aue und im Eschbachtal. In Beyenburg suche die Untere Natuschutzbehörde ebenfalls nach einer dauerhaften Lösung.