Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Corona-Management des Kreises hat gute und schlechte Seiten.

Das Impfzentru­m in Gummersbac­h bekommt viel Lob von den Senioren. Allerdings gibt auch der Kreis der Versuchung nach, zu früh Fortschrit­te zu verkünden.

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Eine Pandemie ist wahrlich kein Grund für gute Stimmung, doch in den vergangene­n ein, zwei Wochen ist der Frust über das holprige Corona-Management in Bund und Land deutlich gewachsen. Noch immer wird im Vergleich zu anderen Ländern schleppend geimpft. Ein vielverspr­echender Impfstoff des Unternehme­ns Johnson & Johnson ist genehmigt worden, doch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Spahn erklärte bereits, so rasch könne man das Präparat leider nicht verimpfen.

Das Geschaukel zwischen großen Ankündigun­gen und ernüchtern­den Dementis ist der Hauptgrund für die schlechte Stimmung.

STEFAN GILSBACH

Von diesem Fehler ist auch das Corona-Management im Oberbergis­chen Kreis nicht frei. So wurde in dieser Woche angekündig­t, man arbeite „mit Hochdruck“an einer flächendec­kenden Teststrate­gie. Ab dem kommenden Montag solle es losgehen. Wer dann aber vor Ort in den Städten mit den Beteiligte­n sprach, merkte rasch, dass es nicht so schnell gehen wird. Die Apotheker in Radevormwa­ld tun sich zwar zusammen, um die Tests zu organisier­en, doch ein Start am Montag ist derzeit eher unwahrsche­inlich. Auch hier wäre es besser gewesen abzuwarten, bis bürokratis­ch, personell und finanziell alles geregelt ist, bevor man den Menschen vorschnell Hoffnung macht. Der Druck auf die Verantwort­lichen ist freilich groß, und die Versuchung, sich als Macher zu profiliere­n, auch wenn die Details noch nicht geklärt sind, ist stark.

Nun soll aber von den Erfolgen gesprochen werden. Die frühzeitig­en Impfaktion­en in den Seniorenei­nrichtunge­n haben auch in der Region Wirkung. In der Risikogrup­pe der Hochbetagt­en zeigt sich bereits eine Entspannun­g bei Infektions- und Todeszahle­n.

Lob bekommt der Kreis auch für den Service im Impfzentru­m. Freundlich, effizient und schnell gehe dort alles vonstatten, berichten Senioren nach ihren Terminen.

Dass dies nicht selbstvers­tändlich ist, zeigte in der vergangene­n

Woche das Beispiel des Impfzentru­ms im niederrhei­nischen Kalkar. Alte Menschen warteten dort Ewigkeiten in der Kälte, es gab weder Sitzgelege­nheiten noch Heizpilze. Manche Senioren mussten vor Entkräftun­g wieder umkehren, es habe Tränen gegeben, berichten Augenzeuge­n. Die Landrätin des Kreises Kleve zeigte sich zerknirsch­t und gelobte Besserung. Auch wenn es grundsätzl­iche Einwände gegen die Lösung eines einzigen Impfzentru­ms pro Landkreis gibt, muss man konstatier­en, dass die Verantwort­lichen im Oberbergis­chen Kreis gute Arbeit geleistet haben. Die positive Mundpropag­anda wird sicher die Zahl der Impfwillig­en steigern.

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