Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das rollt im Frühjahr auf den Automarkt

Auch ohne den Genfer Autosalon wartet die PS-Branche in den nächsten Wochen mit spektakulä­ren Premieren auf.

- VON THOMAS GEIGER

Eine gesichtslo­se Halle irgendwo am Stadtrand von Stuttgart. An der Tür Zugangskon­trollen wie bei der Bank von England: Statt wie sonst Anfang März vor großem Publikum auf dem Genfer Autosalon zelebriert Mercedes hinter verschloss­enen Türen die Weltpremie­re des vielleicht wichtigste­n Autos der Saison – diesmal digital übertragen. Corona macht auch vor der neuen C-Klasse nicht halt. Und das ist nicht das einzig Ungewöhnli­che an dieser Premiere.

Sondern auch darüber hinaus bricht die Stuttgarte­r Neuheit mit allen Trends dieser Saison. Denn wo sonst derzeit entweder SUVs oder Elektroaut­os oder im besten Fall elektrisch­e SUVs enthüllt werden, geht es hier um eine Limousine und einen Kombi – die beide auch noch von einem Verbrenner angetriebe­n werden. Damit ist die C-Klasse – flankiert vom neuen Skoda Fabia, der im Herbst in die vierte Generation geht, und dem DS9, mit dem sich die Franzosen in der Oberklasse zurückmeld­en – allerdings eine rare Ausnahme.

Auch 2021 stehen die SUVs und die E-Autos auf der Premierenb­ühne in der ersten Reihe. Und im besten Fall kombiniere­n die Neuheiten beide Trends. So starten in diesem Frühjahr jede Menge elektrisch­er SUVs: Bei Skoda ist das der Enyag, bei Mercedes der EQA und bei BMW der iX3. Ford macht den Fahrer im Mustang zum elektrisch­en Reiter – das klassische Sportcoupé bleibt aber im Programm. VW erweitert die ID-Familie um den Vierer. Selbst der Porsche Taycan drängt als Cross Turismo mit mehr Bodenfreih­eit und rustikalen Anbauteile­n auf Wege abseits des Asphalts.

Außerdem stellt Volvo dem XC40 ein Coupé zur Seite und bietet diesen C40 als Antwort auf den BMW X4 gleich nur noch elektrisch an. Ein paar Newcomer aus China wie Aiways mit dem U5 oder MG mit dem ZS-EV stehen ebenfalls in den Startlöche­rn. Der neue Nissan Qashqai setzt noch auf Verbrenner, allerdings ausschließ­lich in elektrifiz­ierten Varianten. Zu den wenigen Elektroaut­os mit mehr Bodennähe, also ohne SUV-Anleihen, zählen der Audi e-tron GT, der BMW i4 sowie der Ioniq 5, mit dem Hyundai eine neue Submarke für E-Autos einführt.

Bei aller neu entdeckten Liebe zum Elektroant­rieb gibt es darüber hinaus allerdings noch eine ganze Reihe neuer SUVs, die weiterhin auf Verbrenner setzen. Dazu zählen die üblichen Verdächtig­en mit Kleinwagen: Hyundai mit dem handlichen Bayon und Opel, wo der Mokka im Corsa-Format eben nicht nur als E-Auto anrollt. Und Toyota bringt den Yaris als Modell Cross heraus. Aber es gibt auch größere Brummer wie den Renault Arkana als bürgerlich­e Antwort auf den BMW X6.

Überraschu­ngsgäste gibt es aber auch: Maserati hat mit dem Grecale einen zweiten, diesmal etwas kleineren Geländewag­en angekündig­t. Und als einer der letzten Luxus- und Sportwagen­hersteller wagt sich selbst Ferrari mit dem Purosangue jetzt bald ins Gelände.

Also gar nichts wirklich Neues und richtig Spannendes? Doch, denn die Elektromob­ilität erobert dieses Jahr auch ein neues Segment: Mit dem Artura legt McLaren den ersten Sportwagen für große Stückzahle­n an die Leine. Zwar ist das nur ein Plug-in-Hybrid und die elektrisch­e Reichweite liegt bei gerade mal 30 Kilometern. Doch ein Anfang ist damit gemacht und ein Verbrauch von 5,5 Litern für ein 330 km/h schnelles Auto zumindest in der Theorie ist nicht schlecht. Und wer rein elektrisch auf die Überholspu­r will, kann sich auf Extremiste­n wie den Pininfarin­a Battista und den Rimac C-Two freuen, die mit jeweils knapp 2000 PS und Preisen um die zwei Millionen Euro neue Maßstäbe setzen.

Trotzdem gibt es auch ein paar sportliche Autos in konvention­eller Machart, die als vielleicht letzte ihrer Art noch einmal der Fahrfreude allein mit der Macht des Verbrenner­s huldigen: Allen voran BMW M3 und M4, der Cupra Formentor mit dem ersten Fünfzylind­er der Marke und der Porsche 911 GT3, der seinen Einstand gleich mit einem Rundenreko­rd auf der Nordschlei­fe des Nürburgrin­gs gegeben hat. Ach ja, und für Open-Air-Fans gibt es das Comeback des 4er Cabrios mit Stoffmütze und die überfällig­e Neuauflage des Mercedes SL, der ebenfalls wieder ein Textilverd­eck tragen wird.

SUVs, soweit das Auge reicht, und fast jedes Auto mit Stecker – diesem Trend kann sich auch die Mercedes C-Klasse nicht verschließ­en. Deshalb kündigt Mercedes neben dem serienmäßi­gen Mild-Hybrid für alle Versionen gleich auch einen Plug-in mit mehr als 100 Kilometern Reichweite an. Und weil alle Welt nach Offroad-Optik ruft, gibt’s den Kombi erstmals auch mit erhöhter Bodenfreih­eit und neuen Anbauteile­n auch als Allterrain.

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FOTO: NISSAN/DPA-TMN Nissan Qashqai
 ?? FOTO: PORSCHE AG/DPA-TMN ?? Porsche Taycan
FOTO: PORSCHE AG/DPA-TMN Porsche Taycan
 ?? FOTO: UWE FISCHER/BMW AG/DPA-TMN ?? BMW 4er M
FOTO: UWE FISCHER/BMW AG/DPA-TMN BMW 4er M
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FOTO: PETTER BORG/VOLVO/DPA-TMN Volvo C40
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FOTO: DAIMLER AG/DPA-TMN Mercedes C-Klasse
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FOTO: RENAULT/DPA-TMN Renault Arkana

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