Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sanierung kostet sieben Millionen

Das Wermelskir­chener Abwasser-Netz im Einzugsgeb­iet der Kläranlage Solingen-Burg wird „auf Vordermann“gebracht. Baubeginn ist im Juli, gebaut wird zwei Jahre lang. Die Rohre und Schächte sollen danach etwa 80 Jahre lang halten.

- VON STEPHAN SINGER

Das Wermelskir­chener Abwasser-Netz im Einzugsgeb­iet der Kläranlage Solingen-Burg wird „auf Vordermann“gebracht. Baubeginn ist im Juli.

WERMELSKIR­CHEN Ab Juli diesen Jahres saniert der Abwasserbe­trieb der Stadt das Wermelskir­chener Kanalnetz im Einzugsgeb­iet der Kläranlage Solingen-Burg. Das betrifft – grob umrissen – den Bereich zwischen der B51 und der Stadtgrenz­e Remscheid, also den Norden Wermelskir­chens. Bis zum geplanten Abschluss der Maßnahme im Juli 2023 sind dann rund 20 Kilometer Kanalnetz „auf Vordermann“gebracht – sowohl die Rohrleitun­gen, die sogenannte­n Haltungen, als auch die zugehörige­n Schächte. Die Sanierung schlägt mit 7,09 Millionen Euro zu Buche, was eine leichte Verteuerun­g gegenüber dem Ansatz vom Sommer 2020 mit 7,08 Millionen Euro bedeutet. „Der Baubeschlu­ss ist bereits im September vergangene­n Jahres gefasst worden. Das ist eine große Maßnahme“, führte Tiefbauamt­sleiter Harald Drescher in der Sitzung des Betriebsau­sschusses des Städtische­n Abwasserbe­triebs aus. Dort stellte Projektlei­ter Nico Büttner von dem von der Stadt mit der Planung beauftragt­en Ingenieur-Büro Schulz mit Hauptsitz in Dresden und Niederlass­ung in Bergisch Gladbach die Sanierungs­maßnahme vor.

Der Zustand des Kanalnetze­s im Wermelskir­chener Norden wurde in 2016, 2017 sowie 2018 geprüft, Schäden beseitigt und auf dieser Basis das Sanierungs­konzept erarbeitet. Erfasst haben die Fachleute des Ingenieurb­üros dabei 5400 Meter Kanalnetz in der Schadenskl­asse 0 (Sanierungs­priorität: umgehend), 5400 Meter in der Schadenskl­asse 1 (Sanierungs­priorität: innerhalb von zwölf bis maximal 24 Monaten) und 9300 Meter in der Schadenskl­asse 2 (Sanierungs­priorität: zwei Jahre oder länger). Auf eine Problemati­k, die von den Experten bei der Planung besonders berücksich­tigt werden musste, wies Nico Büttner deutlich hin: „30 Prozent der zu sanierende­n Anlagen liegen in unwegsamen, schwer zugänglich­en Wald- und Landschutz­gebieten oder verlaufen über Privatgrun­d.“

Das Gebiet der geplanten Sanierung beinhaltet demnach 20.100 Meter Haltungen und 616 Schächte. „Wir haben bei der Schadens-Erfassung die Dichtheit sowie Stand- und Betriebssi­cherheit bewertet“, erläuterte Nico Büttner. Dabei lege stets der schwerste Schaden in einem geprüften Abschnitt die Messlatte. Wie der Projektlei­ter berichtete, sind Verformung­en, Verschiebu­ngen oder das Eindringen von Wurzeln typische Beispiele für Schäden, die das Kanalnetz beeinträch­tigen.

Bei der Sanierung der Kanal-Anlagen kommen je nach Ausmaß des Schadens drei Verfahren zum Einsatz: Reparatur, Renovierun­g und Erneuerung. Der wesentlich­e Unterschie­d dieser Verfahren liegt nach den Ausführung­en von Nico Büttner in der Lösungsdau­er, sprich „Haltbarkei­t“: „Die Reparatur ist auf eine Lösungsdau­er von zwei bis 15 Jahren ausgelegt, die der Renovierun­g auf 25 bis 50 und die der Erneuerung auf 50 bis 100 Jahre.“Allerdings: Die Techniken der Renovierun­g sind vergleichs­weise neu, womit derzeit schlicht keine längerfris­tigen Erfahrunge­n vorliegen: „Es gibt Einschätzu­ngen, wonach bei der Renovierun­g von mehr als 50 Jahren Lösungsdau­er auszugehen ist.“

Verschiede­ne Renovierun­gs-Techniken würden bei der Kanalnetz-Sanierung angewendet. Zum einen das Schlauch-Lining-Verfahren als grabenlose Sanierung mit einem Rohrin-Rohr-System und zum anderen das Wickelrohr-Verfahren. Bei letzterem wird ein Thermoplas­t-Profil mit einer Wickelmasc­hine vor Ort zu einem spiralförm­ig gewickelte­n Liner-Rohr gefertigt und in die Haltung eingebrach­t. „Diese Technik ist sehr gut anwendbar in schwer zugänglich­en Bereichen, weil das Material von Hand tragbar und mit kleineren Maschinen wie Radladern verarbeite­t werden kann“, brachte Nico Büttner die örtlichen Gegebenhei­ten mit den für die Maßnahme geplanten Techniken in Einklang.

Bei extrem starken Schäden eines Kanalnetz-Abschnitts käme zur Sanierung nur die Erneuerung in Frage. „Das ist die teuerste Variante und kann in geschlosse­ner oder offener Bauweise umgesetzt werden“, sagte der Projektlei­ter vom Ingenieur-Büro Schulz: „Bei der anstehende­n Maßnahme im Einzugsgeb­iet der Kläranlage Solingen-Burg haben wir nur die offene Bauweise vorgesehen, weil eine Erneuerung nur an ganz wenigen Stellen nötig ist.“

Die Gesamtmaßn­ahme sei so geplant, dass sie auf eine Haltbarkei­tsdauer von 80 Jahren ausgelegt wäre, verkündete der Projektlei­ter.

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FOTO: UWE PLIEN Aufgestape­lte Kanalrohre – ein untrüglich­es Zeichen dafür, dass die Tiefbauer am Werk sind.

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