Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Sanierung kostet sieben Millionen
Das Wermelskirchener Abwasser-Netz im Einzugsgebiet der Kläranlage Solingen-Burg wird „auf Vordermann“gebracht. Baubeginn ist im Juli, gebaut wird zwei Jahre lang. Die Rohre und Schächte sollen danach etwa 80 Jahre lang halten.
Das Wermelskirchener Abwasser-Netz im Einzugsgebiet der Kläranlage Solingen-Burg wird „auf Vordermann“gebracht. Baubeginn ist im Juli.
WERMELSKIRCHEN Ab Juli diesen Jahres saniert der Abwasserbetrieb der Stadt das Wermelskirchener Kanalnetz im Einzugsgebiet der Kläranlage Solingen-Burg. Das betrifft – grob umrissen – den Bereich zwischen der B51 und der Stadtgrenze Remscheid, also den Norden Wermelskirchens. Bis zum geplanten Abschluss der Maßnahme im Juli 2023 sind dann rund 20 Kilometer Kanalnetz „auf Vordermann“gebracht – sowohl die Rohrleitungen, die sogenannten Haltungen, als auch die zugehörigen Schächte. Die Sanierung schlägt mit 7,09 Millionen Euro zu Buche, was eine leichte Verteuerung gegenüber dem Ansatz vom Sommer 2020 mit 7,08 Millionen Euro bedeutet. „Der Baubeschluss ist bereits im September vergangenen Jahres gefasst worden. Das ist eine große Maßnahme“, führte Tiefbauamtsleiter Harald Drescher in der Sitzung des Betriebsausschusses des Städtischen Abwasserbetriebs aus. Dort stellte Projektleiter Nico Büttner von dem von der Stadt mit der Planung beauftragten Ingenieur-Büro Schulz mit Hauptsitz in Dresden und Niederlassung in Bergisch Gladbach die Sanierungsmaßnahme vor.
Der Zustand des Kanalnetzes im Wermelskirchener Norden wurde in 2016, 2017 sowie 2018 geprüft, Schäden beseitigt und auf dieser Basis das Sanierungskonzept erarbeitet. Erfasst haben die Fachleute des Ingenieurbüros dabei 5400 Meter Kanalnetz in der Schadensklasse 0 (Sanierungspriorität: umgehend), 5400 Meter in der Schadensklasse 1 (Sanierungspriorität: innerhalb von zwölf bis maximal 24 Monaten) und 9300 Meter in der Schadensklasse 2 (Sanierungspriorität: zwei Jahre oder länger). Auf eine Problematik, die von den Experten bei der Planung besonders berücksichtigt werden musste, wies Nico Büttner deutlich hin: „30 Prozent der zu sanierenden Anlagen liegen in unwegsamen, schwer zugänglichen Wald- und Landschutzgebieten oder verlaufen über Privatgrund.“
Das Gebiet der geplanten Sanierung beinhaltet demnach 20.100 Meter Haltungen und 616 Schächte. „Wir haben bei der Schadens-Erfassung die Dichtheit sowie Stand- und Betriebssicherheit bewertet“, erläuterte Nico Büttner. Dabei lege stets der schwerste Schaden in einem geprüften Abschnitt die Messlatte. Wie der Projektleiter berichtete, sind Verformungen, Verschiebungen oder das Eindringen von Wurzeln typische Beispiele für Schäden, die das Kanalnetz beeinträchtigen.
Bei der Sanierung der Kanal-Anlagen kommen je nach Ausmaß des Schadens drei Verfahren zum Einsatz: Reparatur, Renovierung und Erneuerung. Der wesentliche Unterschied dieser Verfahren liegt nach den Ausführungen von Nico Büttner in der Lösungsdauer, sprich „Haltbarkeit“: „Die Reparatur ist auf eine Lösungsdauer von zwei bis 15 Jahren ausgelegt, die der Renovierung auf 25 bis 50 und die der Erneuerung auf 50 bis 100 Jahre.“Allerdings: Die Techniken der Renovierung sind vergleichsweise neu, womit derzeit schlicht keine längerfristigen Erfahrungen vorliegen: „Es gibt Einschätzungen, wonach bei der Renovierung von mehr als 50 Jahren Lösungsdauer auszugehen ist.“
Verschiedene Renovierungs-Techniken würden bei der Kanalnetz-Sanierung angewendet. Zum einen das Schlauch-Lining-Verfahren als grabenlose Sanierung mit einem Rohrin-Rohr-System und zum anderen das Wickelrohr-Verfahren. Bei letzterem wird ein Thermoplast-Profil mit einer Wickelmaschine vor Ort zu einem spiralförmig gewickelten Liner-Rohr gefertigt und in die Haltung eingebracht. „Diese Technik ist sehr gut anwendbar in schwer zugänglichen Bereichen, weil das Material von Hand tragbar und mit kleineren Maschinen wie Radladern verarbeitet werden kann“, brachte Nico Büttner die örtlichen Gegebenheiten mit den für die Maßnahme geplanten Techniken in Einklang.
Bei extrem starken Schäden eines Kanalnetz-Abschnitts käme zur Sanierung nur die Erneuerung in Frage. „Das ist die teuerste Variante und kann in geschlossener oder offener Bauweise umgesetzt werden“, sagte der Projektleiter vom Ingenieur-Büro Schulz: „Bei der anstehenden Maßnahme im Einzugsgebiet der Kläranlage Solingen-Burg haben wir nur die offene Bauweise vorgesehen, weil eine Erneuerung nur an ganz wenigen Stellen nötig ist.“
Die Gesamtmaßnahme sei so geplant, dass sie auf eine Haltbarkeitsdauer von 80 Jahren ausgelegt wäre, verkündete der Projektleiter.