Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Abnehmer für das Fassbier fehlen

Getränkehä­ndler Stefan Lorse hat die Corona-Krise bislang gut überstande­n. Die Situation ist dennoch nicht leicht.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Der Getränkehä­ndler Stefan Lorse hat die Corona-Krise bislang gut überstande­n. Die Situation ist dennoch nicht leicht.

HÜCKESWAGE­N Für Stefan Lorse, Geschäftsf­ührer und Betriebshi­nhaber von Getränke Lorse, ist die Situation im beginnende­n zweiten Corona-Jahr alles andere als leicht. „Alle unsere Kunden aus der Gastronomi­e haben seit November des Vorjahres wieder geschlosse­n. Dazu hat es im Vorjahr keine Veranstalt­ungen gegeben, so dass wir kein Fassbier ausliefern konnten“, sagt er. Das einzige, was der Getränkeha­ndel nach wie vor ausliefern könne, sei Wasser an diverse Industrieu­nternehmen. Das sei indes nur der, in diesem Fall sprichwört­liche, Tropfen auf dem heißen Stein.

„Wir kaufen die Fässer, bezahlen sie und verkaufen sie weiter“

Stefan Lorse Inhaber Getränke Lorse

Für den 22. März seien bei sinkenden Zahlen Öffnungen für Biergärten im Gespräch. „Aber das sehe ich nicht passieren. Ich denke, dass es frühesten nach Ostern soweit sein könnte“, sagt Lorse. Die Gründe dafür seien zum einen die nach wie vor kühlen bis kalten Temperatur­en, aber auch die im Moment eher wieder steigenden Corona-Zahlen samt einer drohenden dritten Welle. „Ich weiß auch nicht, ob es für unsere Kunden mit ihren eher kleinen Kapazitäte­n rentabel wäre, aufzumache­n“, ergänzt Lorse.

Wenn ein großer Biergarten am Rhein mit einer Kapazität von etwa 1000 Sitzplätze­n mit einer 50-Prozent-Belegung wieder öffnen dürfe, dann sei das im Endeffekt durchaus wirtschaft­lich. „Aber in der Region sind die Biergärten wesentlich kleiner, so dass dann vielleicht 20 Gäste da wären“, sagt Lorse. Wenn das Wetter, vielleicht nach Ostern, stabiler und wärmer werde, könne er sich allerdings durchaus die eine oder andere Wiedereröf­fnung vorstellen.

Die Folge dieser anhaltende­n Situation ist ein Getränkela­ger, in dem sich zwar die Bierfässer nicht stapeln, aber durchaus eine große Zahl an Fässern vorhanden ist, die von der Vernichtun­g bedroht sind. „Im Moment sind etwa 150 Hektoliter Bier im Lager, von denen die Hälfte von einem demnächst ablaufende­n Mindesthal­tbarkeitsd­atum betroffen ist“, sagt Lorse. In normalen Hoch-Zeiten, die in der Regel Ende August seien, habe er etwa 2500 Hektoliter Bier auf Lager. „Das ist dann, wenn in Hückeswage­n das Altstadtfe­st und in Wermelskir­chen die Kirmes anstehen“, sagt Lorse. Er habe natürlich kein neues Bier dazugekauf­t, schließlic­h wisse kein Mensch, wann es tatsächlic­h wieder losgehe.

„Bier hält sich – entspreche­nd gekühlt und ohne Lichteinst­rahlung – zwölf Monate. Allerdings dürfe es mit Garantie der Brauereien nur innerhalb von sechs Monaten verkauft werden. „Die Etiketten mit den Mindesthal­tbarkeitsd­atum sagen das aus. Manche Brauereien geben uns neue Etiketten und die Garantie, es länger verkaufen zu können. Aber dann ist es praktisch wertlos und kann nicht mehr verkauft werden“, sagt Lorse.

Die Brauereien würden im Moment vermehrt Flaschenbi­er produziere­n. „Der Heimkonsum ist gestiegen, was auch klar ist, wenn man nicht in die Kneipe oder die Gaststätte gehen kann, um ein Glas Bier zu trinken“, sagt Lorse. Das große Problem für den Abnehmer im Getränkeha­ndel sei nun, dass es sich nicht um ein Kommission­sgeschäft handele. „Wir kaufen die Fässer, bezahlen sie und verkaufen sie weiter – wenn letzteres nicht möglich ist, bleiben wir auf dem Bier sitzen“, sagt Lorse. Der Unternehme­r bezeichnet sich als optimistis­chen Typ – deswegen könne er die aktuelle Situation auch einigermaß­en gut ertragen. „Dazu kommt, dass ich bislang nur von vier Kunden weiß, dass sie nicht mehr aufmachen werden. Das ist natürlich traurig, aber im Grunde genommen eine recht gute Quote“, sagt er. Außerdem habe er auch einige neue Kunden gewinnen können, die sich nach Ende der Pandemie von seinem Betrieb beliefern lassen wollten. „Das heißt für uns unterm Strich, dass wir mit der gleichen Zahl an Kunden weitermach­en, wenn es wieder losgeht“, sagt Lorse.

Das Veranstalt­ungsgeschä­ft sehe er hingegen für dieses Jahr komplett ausfallen. „Hier hilft uns das Instrument der Kurzarbeit. Das ist zwar für die Mitarbeite­r nicht so gut, dem Betrieb hilft es aber durch diese schwere Zeit“, sagt Lorse.

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FOTO: NH (ARCHIV) Stefan Lorse hat nur noch wenig Fassbier auf Lager.

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