Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Jahr Homeoffice

Corona lehrt: Es braucht stabiles Internet, gute Bildung – und Freunde.

- RICHARD GUTJAHR

Wissen Sie noch, damals, als wir alle ins Büro gingen? Damals, vor der Pandemie, war die Welt noch in Ordnung. Fast 90 Prozent der abhängig Beschäftig­ten in Deutschlan­d fuhren Tag für Tag brav zur Arbeit. Heute, ein Jahr nach Beginn des ersten Lockdowns, arbeitet jeder Zweite von zu Hause aus. Ein Jahr der Online-Konferenze­n zwischen Homeschool­ing und Waschmasch­ine. Ein Jahr wie eine Ewigkeit. Pünktlich zum Jahrestag hat die Bundesregi­erung eine Studie vorgelegt, die dokumentie­rt, was dieses Jahr Homeoffice mit uns gemacht hat. Ich kann es kurz machen: nichts Gutes. Die allgemeine Lebenszufr­iedenheit ist deutlich gesunken. 42 Prozent aller

Befragten empfinden ihr Leben heute als „anstrengen­d“. Vor allem Frauen scheint die Arbeitssit­uation zu Hause zu belasten.

Dabei ist es weniger die technische Ausstattun­g, an der es mangelt. 85 Prozent aller Befragten haben vom Arbeitgebe­r einen Laptop, ein Smartphone oder einfach nur Software für den eigenen PC gestellt bekommen. Woran es offenbar häufiger fehlt, sind geeignete Büromöbel. Vor allem vermissen die Menschen aber den persönlich­en Kontakt mit den Kollegen aus dem Büro.

Gewinner der Pandemie sind Beschäftig­te mit höherer Bildung. Nicht nur, dass es für sie leichter wäre, ihrer Arbeit von zu Hause aus nachzugehe­n. Menschen mit Abitur oder Hochschula­bschluss müssen im Homeoffice deutlich weniger Arbeitszei­t aufwenden als schlechter Gebildete, um ihr ohnehin überdurchs­chnittlich­es Einkommens­niveau zu halten. Wenn wir die Pandemie als Orakel für die Arbeitswel­t der Zukunft begreifen, so lautet mein Fazit: Wer sich selbst oder seine Kinder krisensich­er machen möchte, sollte weniger in die Technik, sondern vor allem in die Ausund Weiterbild­ung investiere­n, in eine stabile Internetve­rbindung und in gute Freunde.

Unser Autor ist Blogger und Digitalexp­erte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.

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