Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Verbraucherzentralen hatten viele Anfragen zu Reisen.
Das Thema des diesjährigen Weltverbrauchertages ist „Reisen in Corona“. Denn auch wenn man kaum reisen durfte, hatten die Verbraucherzentralen im Vorjahr sehr viele Anfragen dazu.
WERMELSKIRCHEN/BERGISCH GLADBACH Das Thema des diesjährigen Weltverbrauchertags lautet: Reisen in Corona. Und wirkt nur auf den ersten Blick ein wenig widersprüchlich. Schließlich gehört das Reisen zu den Dingen, die während der Pandemie praktisch nicht möglich waren und sind. Die Krise ist über die Welt hereingebrochen – eine Welt, in der viele Menschen ihre Reisen bereits gebucht hatte, etwa für den vergangenen Sommer. „Tatsächlich bezog sich fast jede zweite Anfrage, die wir im vergangenen Jahr bekommen haben, auf das Thema Reisen – 25 Prozent der Rechtsberatungen hatten mit Fragen rund um Pauschal- und Individualreisen und nicht erfolgten Rückzahlungen zu tun“, bestätigt Brigitte Becker, die Leiterin der Beratungsstelle Verbraucherzentrale NRW in Bergisch Gladbach, die auch für Wermelskirchen zuständig ist.
Das sei enorm viel, gerade im Vergleich zu den Vorjahren, in denen Reisen praktisch kaum eine Rolle spielten. „Und es geht auch im neuen Jahr so weiter“, sagt Brigitte Becker. Die große Problematik seien dabei die Abwicklungen von ausgefallenen Reisen. „Viele Kunden haben im Vorjahr ihre Reisen umgebucht – und stehen nun vor der Frage: Können wir sie jetzt überhaupt antreten?“, sagt Brigitte Becker. Es sei ein sehr vielfältiges Thema, denn nicht immer sei die Lösung einfach: „Es wird viel über Portale gebucht, bei denen immer die Frage da ist, ob denn da eigentlich deutsches Recht angewendet werden kann. Und nicht selten sind die gebuchten Reisen, um die es geht, sehr teuer“, sagt die Verbraucherschützerin. Die Menschen wollten allerdings wieder reisen, deswegen würden sich die Anfragen häufen, was im Falle einer Stornierung zu tun sei. „Die Verbraucherzentralen können dann als letzte außergerichtliche Instanz weiterhelfen“, sagt Brigitte Becker. Das Ziel des Weltverbrauchertages sei es, die Menschen zu informieren und ihnen die Rechtsgrundlagen deutlich zu machen. „Wir sind die Lobby der Verbraucher und wollen als diese an einem speziellen Tag im Jahr die Öffentlichkeit sensibilisieren. Dabei werden immer Themen, die die Menschen betreffen zum Motto gewählt“, sagt Brigitte Becker.
Sie selbst mache ihren Beruf schon seit rund 30 Jahren, seit 2009 sei sie in Bergisch Gladbach. „In den vergangenen Jahren haben wir an den Weltverbrauchertagen speziellere Themen wie Not- und Schlüsseldienste, Gewinnspiele im Internet, unseriöse Rohrreiniger oder allgemeinere Themen wie Rechtsirrtümer im Verbraucherrecht oder den großen Bereich der Mobilfunkanbieter gewählt“, sagt sie. Die Themen würden den 62 Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen von der Zentrale in Düsseldorf vorgegeben. „Die einzelnen Stellen setzen es dann individuell um“, sagt Brigitte Becker. In diesem Jahr können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwar nicht zu den Menschen gehen, wie das sonst üblich ist. „Wegen Corona können wir nicht auf Märkten mit Infoständen präsent sein“, sagt Becker.
Allerdings sei man sehr gut erreichbar. „Am heutigen Montag haben wir drei statt wie üblich ein Beratungstelefon geschaltet“, sagt sie. Alle drei festangestellten Beratungskräfte sind im Einsatz. Ergänzt werde das Team, das für den Rheinisch-Bergischen Kreis zuständig ist, durch Honorarkräfte aus den jeweiligen Fachbereichen und eine Bürokraft. „Wir sind zum Glück weit weg von den Ein-Personen-Beratungsstellen. Denn die Themenvielfalt ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen“, sagt die Verbraucherschützerin. Und die Zahl der Anfragen würde auch trotz Corona nicht abnehmen – nicht nur beim Thema Reisen. Der wichtigste Tipp, den die Verbraucherschützerin den Kunden geben könne, sei dieser: „Das gilt im Grunde genommen bei allen Verbraucherthemen und hat nicht nur mit Reisen zu tun. Man sollte nie vorschnell Verträge abschließen, sondern immer im Kleingedruckten nachlesen. Dort steht alles drin – und wenn man sich da genau informiert, lassen sich auch viele Ärgernisse vermeiden“, sagt Brigitte Becker.
Und wenn dann doch etwas passiert sei, solle man sich möglichst schnell Rechtsberatung einholen. „Nur so kann sich etwas ändern. Und nur wenn man gut informiert ist, kann man auch gut Schaden abwenden – auch wenn das keine hundertprozentige Garantie ist“, sagt die Verbraucherschützerin.