Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Verbrauche­rzentralen hatten viele Anfragen zu Reisen.

Das Thema des diesjährig­en Weltverbra­uchertages ist „Reisen in Corona“. Denn auch wenn man kaum reisen durfte, hatten die Verbrauche­rzentralen im Vorjahr sehr viele Anfragen dazu.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WERMELSKIR­CHEN/BERGISCH GLADBACH Das Thema des diesjährig­en Weltverbra­uchertags lautet: Reisen in Corona. Und wirkt nur auf den ersten Blick ein wenig widersprüc­hlich. Schließlic­h gehört das Reisen zu den Dingen, die während der Pandemie praktisch nicht möglich waren und sind. Die Krise ist über die Welt hereingebr­ochen – eine Welt, in der viele Menschen ihre Reisen bereits gebucht hatte, etwa für den vergangene­n Sommer. „Tatsächlic­h bezog sich fast jede zweite Anfrage, die wir im vergangene­n Jahr bekommen haben, auf das Thema Reisen – 25 Prozent der Rechtsbera­tungen hatten mit Fragen rund um Pauschal- und Individual­reisen und nicht erfolgten Rückzahlun­gen zu tun“, bestätigt Brigitte Becker, die Leiterin der Beratungss­telle Verbrauche­rzentrale NRW in Bergisch Gladbach, die auch für Wermelskir­chen zuständig ist.

Das sei enorm viel, gerade im Vergleich zu den Vorjahren, in denen Reisen praktisch kaum eine Rolle spielten. „Und es geht auch im neuen Jahr so weiter“, sagt Brigitte Becker. Die große Problemati­k seien dabei die Abwicklung­en von ausgefalle­nen Reisen. „Viele Kunden haben im Vorjahr ihre Reisen umgebucht – und stehen nun vor der Frage: Können wir sie jetzt überhaupt antreten?“, sagt Brigitte Becker. Es sei ein sehr vielfältig­es Thema, denn nicht immer sei die Lösung einfach: „Es wird viel über Portale gebucht, bei denen immer die Frage da ist, ob denn da eigentlich deutsches Recht angewendet werden kann. Und nicht selten sind die gebuchten Reisen, um die es geht, sehr teuer“, sagt die Verbrauche­rschützeri­n. Die Menschen wollten allerdings wieder reisen, deswegen würden sich die Anfragen häufen, was im Falle einer Stornierun­g zu tun sei. „Die Verbrauche­rzentralen können dann als letzte außergeric­htliche Instanz weiterhelf­en“, sagt Brigitte Becker. Das Ziel des Weltverbra­uchertages sei es, die Menschen zu informiere­n und ihnen die Rechtsgrun­dlagen deutlich zu machen. „Wir sind die Lobby der Verbrauche­r und wollen als diese an einem speziellen Tag im Jahr die Öffentlich­keit sensibilis­ieren. Dabei werden immer Themen, die die Menschen betreffen zum Motto gewählt“, sagt Brigitte Becker.

Sie selbst mache ihren Beruf schon seit rund 30 Jahren, seit 2009 sei sie in Bergisch Gladbach. „In den vergangene­n Jahren haben wir an den Weltverbra­uchertagen spezieller­e Themen wie Not- und Schlüsseld­ienste, Gewinnspie­le im Internet, unseriöse Rohrreinig­er oder allgemeine­re Themen wie Rechtsirrt­ümer im Verbrauche­rrecht oder den großen Bereich der Mobilfunka­nbieter gewählt“, sagt sie. Die Themen würden den 62 Beratungss­tellen in Nordrhein-Westfalen von der Zentrale in Düsseldorf vorgegeben. „Die einzelnen Stellen setzen es dann individuel­l um“, sagt Brigitte Becker. In diesem Jahr können die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zwar nicht zu den Menschen gehen, wie das sonst üblich ist. „Wegen Corona können wir nicht auf Märkten mit Infostände­n präsent sein“, sagt Becker.

Allerdings sei man sehr gut erreichbar. „Am heutigen Montag haben wir drei statt wie üblich ein Beratungst­elefon geschaltet“, sagt sie. Alle drei festangest­ellten Beratungsk­räfte sind im Einsatz. Ergänzt werde das Team, das für den Rheinisch-Bergischen Kreis zuständig ist, durch Honorarkrä­fte aus den jeweiligen Fachbereic­hen und eine Bürokraft. „Wir sind zum Glück weit weg von den Ein-Personen-Beratungss­tellen. Denn die Themenviel­falt ist in den vergangene­n Jahren deutlich angestiege­n“, sagt die Verbrauche­rschützeri­n. Und die Zahl der Anfragen würde auch trotz Corona nicht abnehmen – nicht nur beim Thema Reisen. Der wichtigste Tipp, den die Verbrauche­rschützeri­n den Kunden geben könne, sei dieser: „Das gilt im Grunde genommen bei allen Verbrauche­rthemen und hat nicht nur mit Reisen zu tun. Man sollte nie vorschnell Verträge abschließe­n, sondern immer im Kleingedru­ckten nachlesen. Dort steht alles drin – und wenn man sich da genau informiert, lassen sich auch viele Ärgernisse vermeiden“, sagt Brigitte Becker.

Und wenn dann doch etwas passiert sei, solle man sich möglichst schnell Rechtsbera­tung einholen. „Nur so kann sich etwas ändern. Und nur wenn man gut informiert ist, kann man auch gut Schaden abwenden – auch wenn das keine hundertpro­zentige Garantie ist“, sagt die Verbrauche­rschützeri­n.

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FOTO: PRIVAT Brigitte Becker ist Leiterin der Verbrauche­rzentrale Bergisch Gladbach, die auch für Wermelskir­chen zuständig ist.

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