Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kinder kehren in die Schulen zurück
Abwechselnd findet in den nächsten zwei Wochen bis zu den Osterferien wieder Präsenzunterricht statt. Es geht vor allem darum, dass die Remscheider Schüler ihre Klassenkameraden sehen können.
REMSCHEID Nach Wochen des Distanzunterrichts dürfen die Schüler ab heute im Wechselmodell wieder zur Schule gehen. Für die nächsten zwei Wochen bis zu den Osterferien wurden dafür Konzepte ausgearbeitet.
An der Alexander-von-Humboldt-Realschule wechseln die Kinder täglich. Die Klassen wurden geteilt, die erste Hälfte kommt in der ersten Woche montags, mittwochs und freitags in die Schule, in der zweiten Woche dann dienstags und donnerstags. „So machen wir in zwei Wochen eine komplette Unterrichtswoche“, erklärt Schulleiterin Gundula Krüger.
Der gewohnte Stundenplan bleibe dabei bestehen. Klassenübergreifender Unterricht finde aber als Videokonferenz entweder am Nachmittag statt oder im Klassenverband am Vormittag. Denn die Gruppen dürften nicht vermischt werden, erklärt Krüger.
Das, was im Klassenraum passiert, an die Kinder zu Hause zu streamen, gebe das Internet allerdings nicht her. Sie werden mit Aufgaben versorgt. „Es wird so sein, dass wir in den zwei Wochen vieles doppelt machen. Wir müssen schließlich in beiden Gruppen gucken, wo die Kinder überhaupt stehen.“Es sei wichtig, den Schülern wieder eine Struktur und einen geregelten Tagesablauf zu geben.
Am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in der Innenstadt wechseln die Schüler wöchentlich. Weil auch dort die Kurse nicht aufgeteilt werden dürfen, werden Themen fächerübergreifend behandelt, sagt Schulleiter Rainer Schulz. So finde beispielsweise Ethikunterricht anstelle von Religion und Philosophie statt.
„Es geht in diesen zwei Wochen eher darum, dass die Schüler mal wieder in die Schule gehen und ihre Klassenkameraden sehen können. Das ist ganz wichtig im Moment“, sagt Schulz. Die Schüler zu Hause sollen – sofern möglich – per Videokonferenz am Unterricht beteiligt werden. Nach der sechsten Stunde sei mit dem Präsenzunterricht aber Schluss, die Stunden am Nachmittag finden weiterhin in Distanz statt.
Birgit Karrenbauer-Mayerhofer, Lehrerin an der Hauptschule Hackenberg, berichtet von Schülern, die im Distanzunterricht mitunter abgetaucht sind. Die Voraussetzungen seien schwierig gewesen, viele Schüler konnten nur über das Handy am Unterricht teilnehmen. „Wir haben gejubelt, als wir gehört haben, dass es wieder losgeht“, sagt sie.
Ihre Schülerin Jasmin (12) freut sich sehr, nicht mehr online arbeiten zu müssen. „Es war sehr langweilig, zu Hause zu bleiben. Ich freue mich auf meine Freundinnen und die Lehrerinnen“, sagt die Siebtklässlerin. Vielfach seien die Schüler im Online-Unterricht schlechter geworden, so empfinden ihre Mitschüler, berichtet sie. „Die Lehrerin kann in der Schule einfach besser erklären. Ich strenge mich auf jeden Fall an“, sagt Jasmin.
Auch die Klassensprecherin der siebten Klasse, Nasra (14), freut sich über die Öffnung, „weil es viele Schüler gibt, die Depressionen haben“. Gerade in Förderklassen kämen viele Mitschüler online nicht mit dem Lesen und Sprechen klar. Verstehe man etwas nicht, frage man viel seltener nach. „Es ist gut, dass es die vielen Corona-Regeln gibt, aber Schule braucht jeder.“
Derweil wünscht sich Karsten Neldner, Vorstand der Stadtschulpflegschaft, dass für den bestmöglichen Infektionsschutz der Schüler vorgesorgt wird. „Die Leistungsschere zwischen guten und schlechten Schülern geht immer weiter auf“, sagt Neldner. Deswegen glaube er, dass alle den Präsenzunterricht herbeisehnen. Die Schulpflegschaft wünsche sich deshalb eine vernünftige Teststrategie sowie eine Ausstattung der Schüler mit kostenlosen Masken.
„Schön wäre es auch, wenn die Schüler in der Klasse mit denen, die zu Hause sind, in Verbindung wären“, sagt Neldner. Denn Aufgaben zu Hause zu bearbeiten, sei suboptimal. „Die Lehrer werden ganz oft alleingelassen. Warum ist in einem Jahr nichts passiert?“