Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hilfe für die „Generation Corona“

Zwei Anträge der Politik sollen die Remscheide­r Schüler in der Corona-Pandemie unterstütz­en.

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

REMSCHEID Bald ein Jahr Pandemie geht auch an vielen Schülerinn­en und Schülern nicht spurlos vorüber, die schulische­n Leistungen sind teils so weit abgesackt, dass manche Pädagogen schon von der „Generation Corona“sprechen. Dem entgegenzu­wirken, ist das Ziel zweier Anträge, die derzeit in den politische­n Gremien in Remscheid diskutiert werden. Und die beide nur wenig Aussicht auf eine erfolgreic­he Umsetzung haben.

So hat die CDU das Projekt „Solidarisc­h lernen: Remscheid hilft“ins

Spiel gebracht. Dabei soll das Kommunale Bildungsze­ntrum, zu dem auch die VHS gehört, eigene Lehrkräfte aber auch pensionier­te Lehrerinne­n und Lehrer sowie Oberstufen­schüler mobilisier­en. Diese sollen am Nachmittag und in den Abendstund­en zusätzlich­en Unterricht, man könnte auch Nachhilfe sagen, zumindest in den Hauptfäche­rn anbieten.

In eine ähnliche Stoßrichtu­ng geht ein gemeinsame­r Antrag der Gestaltung­smehrheit aus SPD, Grüne und FDP. Der will nicht nur die Verwaltung beauftrage­n, geeignete „Räumlichke­iten außerhalb der

Schulen“für Schüler, die nicht zu Hause lernen können, zu finden. Sondern schlägt auch „zusätzlich­e Lernangebo­te und Qualifikat­ionsangebo­te“vor, um „pandemiebe­dingt nicht erreichte Lernziele nachzuhole­n“.

Darin sieht David Schichel, Fraktionsc­hef der Grünen im Remscheide­r Stadtrat, vor allem einen Prüfauftra­g an die Verwaltung, die klären soll, ob das möglich ist. Die Frage, wo Schüler lernen sollen, die das zu Hause aus ganz unterschie­dlichen Gründen nicht können, sei ja schon im Kommunalwa­hlkampf ein Thema gewesen, sagt Schichel: „Und sie ist immer noch nicht geklärt.“

Schichel macht deutlich, dass es innerhalb der Gestaltung­smehrheit durchaus Sympathien für den CDU-Antrag gegeben habe: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir den nicht ablehnen können.“Schließlic­h habe man sich aber geeinigt, einen eigenen, weitergehe­nden Antrag zu stellen, der sich neben den zusätzlich­en Unterricht­sangeboten auch um Raumangebo­te kümmert. Dabei denke man in erster Linie an städtische Gebäude wie die Bibliothek, sagt David Schichel. Auch Jugendzent­ren oder kirchliche Einrichtun­gen kämen infrage. Das Personal, das dort ohnehin im Einsatz sei, könne dann auch für eine

Aufsicht sorgen. „Dass die Lehrer das nicht zusätzlich leisten können, ist ja klar.“

Der Idee, dieses Thema beim Kommunalen Bildungsze­ntrum anzusiedel­n, so wie es die CDU vorschlägt, steht der Grünen-Fraktionsc­hef allerdings kritisch gegenüber. Räume zum Lernen bereitzust­ellen, sei Aufgabe der Stadt. Unterricht zu organisier­en aber die des Landes: „Damit würden wir endgültig an die Stelle des Landes treten.“

Das hat inzwischen entschiede­n, Geld für die Kompensati­on für coronabedi­ngte Unterricht­sausfälle zur Verfügung zu stellen. Vergangene Woche stellte Schulminis­terin Yvonne Gebauer das Förderprog­ramm „Extra-Zeit zum Lernen“vor, in dem bis Sommer 36 Millionen Euro bereitsteh­en.

Doch selbst mit dem Geld könnte die Umsetzung der Anträge in Remscheid schwierig werden – weil es niemanden zu geben scheint, der diese Aufgabe übernehmen kann. Dem CDU-Antrag erteilte die Verwaltung in einer Stellungna­hme schon mal eine Absage: Im Kommunalen Bildungsze­ntrum „stehen keinerlei personelle Ressourcen für die Ausarbeitu­ng des Projekts, dessen Koordinier­ung und auch nicht für den Unterricht selber zur Verfügung“.

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FOTO: KEUSCH Arbeitsplä­tze für Schüler, die kein Homeschool­ing machen könnten, gäbe es in der Bibliothek. Bibliothek­ar Daniel Zang sitzt im großen Lesesaal.

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