Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wo die Selbsttest­s für Schüler auf der Strecke blieben

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Jeder Schüler der Klassen fünf bis 13 sollte eigentlich bis zu den Osterferie­n einen Selbsttest pro Woche machen. So sah es der Beschluss von Bund und Ländern vor. Doch es kam anders: In NRW bekommen die Schüler nun nur einen Test in 14 Tagen. Für Lehrer, Eltern und Schüler ist dies inzwischen ein Grund, die Schulöffnu­ngen grundsätzl­ich in Zweifel zu ziehen. Wie es dazu kommen konnte, sagt etwas darüber aus, was passieren kann, wenn vier Landesmini­sterien – Finanzen, Schule, Familie und Inneres – an derselben Sache arbeiten.

In der Vorlage für den Finanzauss­chuss steht der Plan noch: 3,3 Millionen Selbsttest­s sollen die 1,8 Millionen älteren Schüler in den beiden Wochen vor den Osterferie­n bekommen: 1,8 Millionen in einer ersten Tranche, die restlichen 1,5 Millionen dann in der Woche vor den Osterferie­n. Die erforderli­chen finanziell­en Mittel von gut 15 Millionen Euro sind bewilligt, zwar in einem laut Beteiligte­n ungewöhnli­chen Hauruckver­fahren, aber rechtzeiti­g.

„Wir gingen alle davon aus, dass damit jeder Schüler einmal pro Woche getestet werden kann“, sagte die Haushalts-Expertin der Grünen,

Monika Düker, am Donnerstag im Finanzauss­chuss. Ebenfalls wie geplant kamen die ersten Lieferunge­n am Samstag vor Schulöffnu­ng im Polizei-Bekleidung­s-Center (PBC) an, wie Hanna Ossowski, Referatsle­iterin im Innenminis­terium erläuterte. 300.000 Tests kann diese Behörde pro Tag maximal annehmen und weiterleit­en. Am Montag verließen die ersten Tests das Center – und kamen damit erst am zweiten Schultag, dem Dienstag, in den ersten Schulen an. Mit der Auslieferu­ng ist der Dienstleis­ter DHL beauftragt.

Das PBC erweist sich auch weiterhin als Nadelöhr. Es könne nur drei Lieferdurc­hgänge pro Woche schaffen, klagte Thomas Frein vom Schulminis­terium. Daher sei es schon allein rein logistisch nicht möglich, dass die 3,3 Millionen bestellten Tests rechtzeiti­g vor den Osterferie­n in den Schulen ankämen.

Das Familienmi­nisterium ging derweil einen Sonderweg. Schon im Februar ermittelte es einen Bedarf an Selbsttest­s in Kitas von 11,1 Millionen Stück. Sogar dreimal pro Woche sollen sich die Erzieher testen können. Kosten: 63,8 Millionen Euro. Für den SPD-Finanzexpe­rten Stefan Zimkeit steht damit fest: „Seit Januar war klar, dass wir eine Menge Selbsttest­s brauchen.“Bestellt worden sei aber wieder einmal zu spät.

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