Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Zum Auftakt gab es nur negative Tests.

Die Zehntkläss­ler der Sekundarsc­hule starteten am Donnerstag­morgen mit der Testung auf das Corona-Virus. Zur Aufregung gesellte sich mitten im Unterricht dann auch die Erleichter­ung – über 63 negative Tests.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Eigentlich hatte Mathelehre­r Marcus Baumgarten die letzte Stunde vor der Klausur nutzen wollen, um den Stoff zu wiederhole­n. Nachdem aber am Mittwochna­chmittag die Post mit Testkits in der Sekundarsc­hule angekommen war, musste Baumgarten genauso wie seine Kollegen in den anderen Zehnerklas­sen umplanen. „Wir wollen die Tests vor der Klausurpha­se umsetzen“, erklärte Schulleite­r Dietmar Paulig. Bis Montag sollen sich aber auch alle anderen Schüler der Sekundarsc­hule, die aktuell gruppenwei­se im Präsenzunt­erricht beschult werden, einmal auf das Virus testen können.

„Dieser Test ist freiwillig“, erklärt der Mathelehre­r schließlic­h den Schülern, als er ihnen das Testkit zeigt. Sekunden später startet er den Film, der die Schüler beim Selbsttest unterstütz­en soll. Schritt für Schritt geht Baumgarten den Ablauf mit den Jugendlich­en durch – vom Auspacken des Stäbchens bis zur Prüfung des Teststreif­ens.

In der Klasse ist es still. Kein Rumalbern, kein Plaudern. „Natürlich bin ich ein bisschen aufgeregt“, sagt Leonie (16), „das ist mein erster Test.“Und dass der ausgerechn­et im Klassenrau­m stattfinde­t, ist für Schüler und Lehrer eine Herausford­erung. „Aber wenn mir dieser Test ermöglicht, in die Schule zu gehen, dann mache ich ihn gerne“, sagt die 16-Jährige, „ich bin wirklich gerne in den Präsenzunt­erricht zurückgeke­hrt.“Also blickt sie gebannt auf das Video, verfolgt dann genau, wie ihr Mathelehre­r das verpackte Wattestäbc­hen, den Teststreif­en und das kleine Gefäß vor ihr auf den Tisch legt, das sie für den Selbsttest braucht. Jeder Schüler erhält sein Material. Ein Mädchen blickt den Mathelehre­r unsicher an: „Ich überlege noch. Ich möchte, glaube ich, eher nicht“, sagt sie dann. Und Marcus

Baumgarten bedankt sich für die Ehrlichkei­t und geht weiter. Ein paar Minuten später fragt das Mädchen dann doch nach dem Test und der Möglichkei­t, ihn vielleicht auf dem Flur statt in der Klasse zu machen. Sie bekommt die Erlaubnis und die entspreche­nde Begleitung. Die Schule ist vorbereite­t.

Noch am Mittwoch hat die Schulleitu­ng alle Eltern über die Tests in den nächsten Tagen informiert. Einverstän­dniserklär­ungen muss sich die Schule für die Tests nicht einholen. Eltern, die gegen eine Testung ihrer Kinder sind, müssen initiativ Einspruch einlegen. Jeder Schüler hat im Klassenrau­m aber selbst die Wahl: Lehnt er den Test ab, akzeptiert die Schule das kommentarl­os.

Inzwischen nehmen auch die Schüler in der Klasse gewissenha­ft den Abstrich in der Nase. Einer muss niesen, einem anderen kommen die Tränen und viele kostet es ein bisschen Überwindun­g, mit dem Wattestäbc­hen 15 Sekunden lang jedes Nasenloch abzustreic­hen. „Aber es hat nicht wehgetan“, sagt Leonie schließlic­h, „es kitzelt ein bisschen und mir sind kurz die Tränen gekommen.“Nun starrt sie – wie ihre Mitschüler – auf den Teststreif­en. Zur Test-Premiere in der Sekundarsc­hule läuft der Unterricht in diesen rund 20 Minuten nicht einfach weiter. Lehrer und Schüler kommen ins Gespräch. „Natürlich habe ich ein bisschen Angst, dass der Test vielleicht positiv ist“, sagt Leonie. Für diesen Fall warten die beiden Schulsozia­larbeiter in der Mensa. „Uns ist natürlich daran gelegen, Infektions­ketten sofort zu unterbrech­en“, sagt Paulig, „vor allem wollen

wir aber auf die Schüler und ihre Sorgen eingehen können.“Wer einen positiven Test hat, soll aus der Mensa erst die Eltern und dann den Hausarzt anrufen – in diesem Fall ist nämlich ein PCR-Test vorgeschri­eben, um das Ergebnis abzusicher­n. Nach der Bestätigun­g eines positiven Falls würde das Gesundheit­samt dann die Quarantäne­regelungen an die Schule weitergebe­n.

Das bleibt den Sekundarsc­hülern am Donnerstag erspart – in der Mensa herrscht gähnende Leere. Alle 63 Tests fallen negativ aus. „Das tut jetzt schon gut“, sagt Leonie. Und auch Dietmar Paulig ist erleichter­t. Natürlich sei das Testergebn­is nur eine Momentaufn­ahme, sagt er. „Aber es hat doch etwas Beruhigend­es“, sagt er. Und dann richtet er noch schnell ein ehrliches Kompliment an die Schüler, die die besondere Herausford­erung mit viel Ernsthafti­gkeit gemeistert hätten.

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FOTO: THERESA DEMSKI Die Schnelltes­t-Kits sind in der Sekundarsc­hule angekommen. Ein Mädchen macht den Test. Auch dieser wird negativ ausfallen.

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