Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ausnahmege­nehmigung für die „Zero-Residual-Spritzen“

„Machen! Wenn es vertretbar ist, macht es!“Ministerpr­äsident Armin Laschet ebnet Weg für die speziellen Spritzen. „Das ist der Durchbruch“, heißt es.

- VON KATHRIN KELLERMANN

WERMELSKIR­CHEN Wäre Wermelskir­chen das gallische Dorf aus den „Asterix und Obelix“-Comics, „würden wir heute ein Wildschwei­n grillen und ein Fest feiern“, sagt Dr. Hans-Christian Meyer gutgelaunt. Denn: Ab sofort darf der Impfarzt sieben Dosen aus einem Vial mit Biontech-Impfstoff ziehen und dafür auch die speziellen „Zero-Residual-Spritzen“nutzen, wegen denen seit Wochen ein Streit mit dem Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) tobte (wir berichtete­n). Jetzt sprang Ministerpr­äsident Armin Laschet dem Wermelskir­chener Arzt zur Seite, verkündete in der ARD-Sendung „Maischberg­er – die Woche“: „Bei der Frage, wie viele Spritzen darf man ziehen? Es gibt ja einen in Bergisch Gladbach, der sieben aus einer Ampulle zieht. Da haben wir gesagt: Machen! Wenn Ihr es könnt, wenn es verantwort­bar ist, macht es. Nicht immer rückfragen, nicht die ganze Bürokratie immer.“Im Zweifel könne ein Arzt, mit dem Eid des Hippokrate­s ausgestatt­et, das besser beurteilen als ein Beamter, so Meinung des Ministerpr­äsidenten, der damit offenbar den Einsatz der Spritzen gutgeheiße­n hatte. Zumindest wurde es im Kreis so verstanden. Und tatsächlic­h: „Wir haben ein Schreiben vom MAGS bekommen, das uns die Ausnahmege­nehmigung für den Einsatz der Spritzen im Impfzentru­m in Bergisch Gladbach gestattet“, sagt Kreissprec­herin Birgit Bär.

„Das ist ein toller Erfolg. Und ich bin so unfassbar dankbar für unseren Dr. Meyer und sein wahnsinnig­es Engagement, das er jeden Tag zeigt“, sagt Bürgermeis­terin Marion Lück begeistert. Auch Landtagsab­geordneter Rainer Deppe ist voll des Lobes über den Arzt: „Wenn er die Spritzen nicht aufgetan und uns überzeugt hätte, hätten wir gar nichts von der Möglichkei­t gewusst und der Kreis hätte die Spritzen gar nicht bestellen können“, sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion.

Sowohl er als auch Landrat Stephan Santelmann und Bundestags­abgeordnet­er Dr. Hermann-Josef Tebroke hatten die Aussagen des Ministerpr­äsidenten als positives Signal für den Einsatz der Null-RestSpritz­en gewertet: „Wir denken: der Durchbruch ist geschafft“, freuten sich alle drei. „Wir danken Armin Laschet für diese klare Äußerung und für das Vertrauen in die Menschen vor Ort. Fast vier Wochen nahezu tägliches Bemühen, Gespräche, Argumentat­ion

haben heute zum Erfolg geführt. Wir sind erleichter­t“, schreiben die Politiker in einem gemeinsame­n Statement.

Das Ministeriu­m, das den Einsatz der Zero-Residual-Spritzen am 20. Februar untersagt hatte, reagierte hingegen deutlich verschnupf­ter: „Die Einhaltung gesetzlich­er Regelungen, die dem Schutz der Bevölkerun­g dienen, ist bei der Durchführu­ng der Impfungen unabdingba­r“, heißt es aus dem Ministeriu­m. Es würden Zertifikat­e fehlen, die Spritzen hätten nicht erworben werden dürfen, aber da Spritzen gleicher Art des EU-Bevollmäch­tigten rechtmäßig im Verkehr seien und zwar „nicht formal, aber hinsichtli­ch der Beschaffen­heit eine Übertragba­rkeit vermutet werden kann, hat das MAGS keine Bedenken gegen die eigenveran­twortliche Verwendung

der vom Rheinisch-Bergischen Kreis bereits erworbenen Spritzen. Das hat das MAGS dem Rheinisch-Bergischen Kreis heute mitgeteilt“, schreibt Pressespre­cher Carsten Duif auf Anfrage.

Sprich: Impfarzt Dr. Hans-Christian Meyer darf die Spritzen nutzen – auf eigene Verantwort­ung. Dass das Ministeriu­m so in Deckung geht, macht den Arzt wütend: „Da würde es mich mal brennend interessie­ren, was Ministerpr­äsident Laschet dazu sagt“, so Dr. Meyer, der sich bis dahin an Laschets Appell hält: „Machen! Wenn es vertretbar ist, macht es!“Juristisch sei die Angelegenh­eit in der Prüfung, aber noch wichtiger sei, dass mehr Menschen geimpft werden können, als bisher möglich war. „Deshalb impfen wir“, sagt er Nachfrage. „Schwanz einziehen gibt es nicht.“

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FOTO: KEL Ausnahmege­nehmigung vom MAGS: Dr. Hans-Christian Meyer darf die speziellen Spritzen nutzen.

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