Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Erfolgsserie soll fortgeschrieben werden
Handball: Nach dem ausgefallenen Spiel in Flensburg empfängt der Bergische HC Samstag die HSG Nordhorn-Lingen.
SOLINGEN/WUPPERTAL Der Mannschaftsbus stand bereit, einige Spieler wollten gerade einsteigen, da kam aus Flensburg die Nachricht: Das Bundesliga-Duell musste abgesagt werden. „Das war natürlich keine schöne Situation, und es ist auch ärgerlich, weil wir uns gerade auf den Gegner vorbereitet hatten“, beschreibt Sebastian Hinze die Lage am Dienstagmittag. „Aber solche Dinge sind in diesen Zeiten nicht zu vermeiden. Es ist, wie es ist.“So reagierte der Coach, schob am Mittwoch ein Athletiktraining ein und ging selbst zügig zur Vorbereitung auf den nächsten Kontrahenten über. Die HSG Nordhorn-Lingen kommt bereits am Samstag (18.15 Uhr) in die Wuppertaler Unihalle.
„Es ist ein Team, das mit Härte einiges wettmacht“
Yannick Fraatz BHC-Rechtsaußen
Zumindest einen kleinen Vorteil gewinnt Hinze der Absage auch ab: „Für Max Darj, der mit Schweden an drei Tagen in Folge aktiv war, kommen ein paar Tage Pause vielleicht auch gerade richtig. Ansonsten hätten wir sicher lieber gespielt.“Ob der Coach den vorbereiteten Matchplan beim Nachholspiel noch nutzen kann? „Einiges sicherlich, aber es kommt auch stark darauf an, wann wir nun nach Flensburg fahren.“Der Termin ist derzeit noch offen.
Zunächst gilt der Fokus der HSG Nordhorn-Lingen, die sich mit 9:31-Punkten auf dem 18. Tabellenplatz im Abstiegskampf befindet. „Es ist unser Anspruch, dieses Heimspiel zu gewinnen“, stellt Hinze klar. Während der BHC seine jüngsten drei Partien überzeugend gewann, läuft es bei der HSG 2021 noch nicht rund. Die Truppe wartet noch auf ihren ersten Sieg, unterlag zuletzt vier Mal recht klar. „In Hannover und Erlangen waren sie gar nicht so weit weg“, findet der Trainer. „Aber sie haben es defensiv nicht so hinbekommen wie noch in der Hinrunde.“
Ein Faktor dabei ist der Ausfall von Georg Pöhle im Innenblock. „Er ist da schon die klare Nummer eins.
Wenn er fehlt, merkt man das“, sagt Sebastian Hinze, der Pöhles Rückkehr am Samstag zumindest einkalkuliert.
Grundsätzlich präsentieren sich die Nordhorner in dieser Saison deutlich stabiler als in der vorigen, in der sie als abgeschlagener Letzter wohl nur durch den coronabedingten Abbruch gerettet wurden. „Sie greifen sehr speziell an und haben mit Dominik Kalafut einen überragenden Offensiv-Kreisläufer.“Dazu kommen in Robert Weber und Pavel Mickal starke Außen. „Es ist schon viel, auf das wir uns vorbereiten müssen. Wenn wir unseren Job nicht machen, werden wir ein Problem haben – wie gegen jeden Gegner in der Bundesliga.“
Das weiß auch Yannick Fraatz, für den die Partie gegen seinen Heimatverein eigentlich ein besonderes sein könnte. „Aber es hat sich zu einem normalen Bundesligaspiel entwickelt“, sagt Fraatz. „Das liegt zum einen daran, dass viele Spieler, mit denen ich zu meiner aktiven Zeit dort gut klar gekommen bin, inzwischen nicht mehr für den Club spielen. Zum anderen war ich auch etwas enttäuscht, dass ich beim ersten Auftritt mit dem BHC in Nordhorn von keinem Vereinsvertreter begrüßt wurde – mit Ausnahme der Mannschaft natürlich.“
Fraatz’ Respekt vor der HSG ist indes groß. „Es ist ein Team, das mit Härte einiges wettmacht. Im Abstiegskampf ist das völlig normal, aber wir müssen das unbedingt annehmen.“Ob Fraatz auf der rechten
Außenbahn zum Einsatz kommt, weiß Hinze noch nicht. Doch freilich ist auch dem Coach die unglaubliche Trefferquote des Linkshänders aufgefallen. Von 30 Würfen brachte er 29 im Tor unter. „Er springt viel mehr aus als vorher“, beschreibt Hinze das Erfolgsrezept. „Das heißt, er wartet länger mit dem Wurf und hat so durch seine langen Arme viele Möglichkeiten.“
Im Training habe der Cheftrainer sogar schon mal beim abschließenden Wurftraining geflachst. „Yannick kann schon in die Kabine gehen, der hat ja keine Fehlwürfe“, erinnert sich Fraatz an den Scherz von Hinze. Den würde der 21-Jährige ohnehin nicht beherzigen. „Ich nehme nach dem Training immer noch ein paar Extra-Würfe. Denn ich weiß auch, dass ich nicht mein Leben lang eine Quote von mehr als 90 Prozent haben werde. So schön das auch wäre.“