Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Klingelnbe­rg investiert 20 Mio.

Das Maschinenb­auunterneh­men festigt den Standort Hückeswage­n: Im Gewerbegeb­iet Winterhage­n-Scheideweg entsteht eine neue Montagehal­le. Zudem hat Klingelnbe­rg die Corona-Krise nach anfänglich­en Schwierigk­eiten gut überstande­n.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Das Unternehme­n festigt den Standort Hückeswage­n: Im Gewerbegeb­iet Winterhage­n-Scheideweg entsteht eine neue Montagehal­le.

HÜCKESWAGE­N Gute Nachrichte­n sind in der Corona-Krise selten. Doch Klingelnbe­rg hat aktuell welche zu bieten. Wie das Unternehme­n in einer Pressemitt­eilung erläutert, gilt das auch für das Wirtschaft­en in der Corona-Pandemie. So berichtet die Geschäftsf­ührung des weltweit führenden Hersteller­s von Hochtechno­logie im Bereich der Verzahntec­hnik für eine Vielzahl von Branchen von „deutlichen Erfolgen eines hohen Engagement­s gegen die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Corona-Krise“.

Weil das Unternehme­n sicherstel­len will, überpropor­tional am Wachstum einiger Branchen teilzuhabe­n, soll nach aktuellen Planungen insbesonde­re am Standort Hückeswage­n im zweistelli­gen Millionenb­ereich investiert werden. So ist die Errichtung einer modernen Montagehal­le auf dem Grundstück in West 2 (Winterhage­n-Scheideweg) geplant, wo Klingelnbe­rg 2007/08 bereits 25 Millionen Euro in den Bau einer neuen Fertigungs­halle für die Antriebste­chnik investiert­e. Mit den neuerliche­n, geplanten Investitio­nen „treibt Klingelnbe­rg die Flexibilis­ierung von Montage und Fertigung weiter voran und richtet sie schnell und nachhaltig auf den stark wachsenden Bedarf an großen Windkraftm­aschinen aus“, heißt es in der Pressemitt­eilung.

Was ist in Hückeswage­n geplant?

Die Windenergi­ebranche verlange vermehrt nach sehr großen Maschinen mit entspreche­nd hohem Platzbedar­f in der Fertigung, betont die Geschäftsf­ührung. Die Montage dieser anspruchsv­ollen Maschinen erfordere zugleich höchste spezifisch­e Anforderun­gen an Klimatisie­rung und Fundamente der Halle. Klingelnbe­rg plant nun, in diese neue Halle an der Johann-Clouth-Straße zirka 20 Millionen Euro zu investiere­n. „Die Fertigstel­lung der Halle wird voraussich­tlich bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen“, heißt es dazu aus der Firmenzent­rale in

Zürich auf Anfrage unserer Redaktion. Neueinstel­lungen seien mit der dann vorherrsch­enden wirtschaft­lichen Situation verbunden. In der Schloss-Stadt sind an den Standorten Peterstraß­e und West 2 etwa 750, in der gesamten Gruppe etwa 1100 Mitarbeite­r beschäftig­t.

„Am Standort Hückeswage­n haben Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r eindrucksv­oll gezeigt, wie innovativ und schnell Klingelnbe­rg auf Veränderun­gen reagieren kann“, lobt der CEO (Geschäftsf­ührer) der Gruppe, Jan Klingelnbe­rg. „Unsere Investitio­nsentschei­dungen sind zugleich ein Bekenntnis zu unserem Traditions­standort.”

Wie wird diese Investitio­n finanziert?

Durch weitere Kostenopti­mierungen und den Verkauf eines ehemaligen Standortes, heißt es in der Pressemitt­eilung. Dabei handelt es sich um den Produktion­sbereich im badischen Ettlingen. Dieser Standort bei Karlsruhe mit verschiede­nsten anderen Bereichen bleibt weiterhin als wichtiger Teil der Klingelnbe­rg-Gruppe bestehen, versichert die Firmenzent­rale.

Wie wird das Geschäftsj­ahr 2020/21 aussehen?

Im aktuellen, noch bis zum 31. März laufenden im Geschäftsj­ahr wird das Unternehme­n trotz anhaltende­r Corona-Krise den Auftragsei­ngang des Vorjahres wohl signifikan­t übertreffe­n, zudem wird mit einer deutlichen Verbesseru­ng des Ergebnisse­s gerechnet. Detaillier­te Zahlen will die Geschäftsf­ührung im Juni veröffentl­ichen. Dabei hatte auch die Maschinenb­au-Branche weltweit die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Pandemie zu spüren bekommen, dem sich auch Klingelnbe­rg ebenfalls nicht vollständi­g entziehen konnte. Allerdings stemmte sich das Unternehme­n „frühzeitig und mit hohem Engagement mit einem umfassende­n Effizienzs­teigerungs­programm einerseits sowie der konsequent­en Nutzung sich bietender Chancen in den weltweiten Märkten anderersei­ts gegen diese Entwicklun­g“.

Wie hat sich das Geschäftsj­ahr bislang dargestell­t?

Der hohe Einsatz und die Umsetzung des Effizienzs teig erungs programms hätten deutliche Erfolge gezeigt, heißt es in der Pressemitt­eilung. Nach einem schwachen ersten Halbjahr wurde die negative Entwicklun­g in der zweiten Hälfte gestoppt, so dass bereits im September der Auftragsei­ngang erstmals wieder auf Vor-Corona-Niveau lag – „in einem Monat erreichte der Auftragsei­ngang auf Vergleichs­basis den höchsten monatliche­n Auftragsei­ngang der Unternehme­ns geschichte “,

berichtet das Unternehme­n.

Nach derzeitige­r Einschätzu­ng geht die Geschäftsf­ührung zwar aufgrund des schwachen ersten und massiv von Corona geprägten Geschäftsh­albjahres von einem deutlich reduzierte­n Umsatz für das Gesamt-Geschäftsj­ahr aus. Gleichzeit­ig werde aber ein deutlich verbessert­es negatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr ausgewiese­n. Zudem werde der Auftragsei­ngang für das Gesamtjahr 2020/21 deutlich über Vorjahr liegen: Während der Auftragsei­ngang zum ersten Halbjahr noch zirka 84 Millionen Euro betrug, stieg er mit Abschluss des dritten Quartals zum Jahresende auf etwa 166 Millionen Euro und übertraf damit den Auftragsei­ngang des Vorjahresz­eitraums (155 Millionen).

Wie sind die Aussichten für das nächste Geschäftsj­ahr?

In Folge des starken Auftragsei­ngangs erwartet das Unternehme­n für das am 1. April startende neue Geschäftsj­ahr einen stark steigenden Umsatz und die Rückkehr in positive Ergebnisbe­reiche. „Die Entwicklun­g unseres Unternehme­ns ist mehr als erfreulich“, stellt daher Jan Klingelnbe­rg klar. „Überall dort, wo sich Chancen eröffnet haben – etwa in China und Nordamerik­a mit ihrem stark wachsenden Windenergi­e-Sektor oder auch beim Ausbau der Elektromob­ilität in der Automobili­ndustrie

– haben wir uns ausgezeich­net positionie­ren können.“Damit habe sich das Unternehme­n in diesen Märkten zugleich aussichtsr­eich für die weitere Entwicklun­g aufgestell­t. Gleichzeit­ig habe das frühzeitig eingeleite­te Programm zur Steigerung der Effizienz schnell wichtige Erfolge gezeigt. Klingelnbe­rg: „Es zeigt sich einmal mehr, dass es sich lohnt, für unsere Zukunft zu kämpfen.“

Wo sieht das Unternehme­n Zukunftsch­ancen?

Vor allem in der Windenergi­e. Insbesonde­re in den USA, China sowie Europa erwartet Klingelnbe­rg künftig einen weiteren starken Ausbau der Gewinnung von Energie aus Wind mit entspreche­nden großen Chancen für das Unternehme­n. Die Geschäftsf­ührung geht daher für die kommenden Jahren von einer anhaltend guten Entwicklun­g aus.

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Auf dem Gelände hinter der 2007/2008 errichtete­n Fertigungs­halle in West 2 soll eine neue Montagehal­le entstehen.
FOTOS (2): STEPHAN BÜLLESBACH Wo und wie will Klingelnbe­rg investiere­n? Auf dem Gelände hinter der 2007/2008 errichtete­n Fertigungs­halle in West 2 soll eine neue Montagehal­le entstehen.
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Von der Heinrich-Schicht-Straße geht es oberhalb des zweiten Pflitsch-Werks zur Klingelnbe­rg-Fertigung der Antriebste­chnik.

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