Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Klingelnberg investiert 20 Mio.
Das Maschinenbauunternehmen festigt den Standort Hückeswagen: Im Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg entsteht eine neue Montagehalle. Zudem hat Klingelnberg die Corona-Krise nach anfänglichen Schwierigkeiten gut überstanden.
Das Unternehmen festigt den Standort Hückeswagen: Im Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg entsteht eine neue Montagehalle.
HÜCKESWAGEN Gute Nachrichten sind in der Corona-Krise selten. Doch Klingelnberg hat aktuell welche zu bieten. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung erläutert, gilt das auch für das Wirtschaften in der Corona-Pandemie. So berichtet die Geschäftsführung des weltweit führenden Herstellers von Hochtechnologie im Bereich der Verzahntechnik für eine Vielzahl von Branchen von „deutlichen Erfolgen eines hohen Engagements gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise“.
Weil das Unternehmen sicherstellen will, überproportional am Wachstum einiger Branchen teilzuhaben, soll nach aktuellen Planungen insbesondere am Standort Hückeswagen im zweistelligen Millionenbereich investiert werden. So ist die Errichtung einer modernen Montagehalle auf dem Grundstück in West 2 (Winterhagen-Scheideweg) geplant, wo Klingelnberg 2007/08 bereits 25 Millionen Euro in den Bau einer neuen Fertigungshalle für die Antriebstechnik investierte. Mit den neuerlichen, geplanten Investitionen „treibt Klingelnberg die Flexibilisierung von Montage und Fertigung weiter voran und richtet sie schnell und nachhaltig auf den stark wachsenden Bedarf an großen Windkraftmaschinen aus“, heißt es in der Pressemitteilung.
Was ist in Hückeswagen geplant?
Die Windenergiebranche verlange vermehrt nach sehr großen Maschinen mit entsprechend hohem Platzbedarf in der Fertigung, betont die Geschäftsführung. Die Montage dieser anspruchsvollen Maschinen erfordere zugleich höchste spezifische Anforderungen an Klimatisierung und Fundamente der Halle. Klingelnberg plant nun, in diese neue Halle an der Johann-Clouth-Straße zirka 20 Millionen Euro zu investieren. „Die Fertigstellung der Halle wird voraussichtlich bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen“, heißt es dazu aus der Firmenzentrale in
Zürich auf Anfrage unserer Redaktion. Neueinstellungen seien mit der dann vorherrschenden wirtschaftlichen Situation verbunden. In der Schloss-Stadt sind an den Standorten Peterstraße und West 2 etwa 750, in der gesamten Gruppe etwa 1100 Mitarbeiter beschäftigt.
„Am Standort Hückeswagen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eindrucksvoll gezeigt, wie innovativ und schnell Klingelnberg auf Veränderungen reagieren kann“, lobt der CEO (Geschäftsführer) der Gruppe, Jan Klingelnberg. „Unsere Investitionsentscheidungen sind zugleich ein Bekenntnis zu unserem Traditionsstandort.”
Wie wird diese Investition finanziert?
Durch weitere Kostenoptimierungen und den Verkauf eines ehemaligen Standortes, heißt es in der Pressemitteilung. Dabei handelt es sich um den Produktionsbereich im badischen Ettlingen. Dieser Standort bei Karlsruhe mit verschiedensten anderen Bereichen bleibt weiterhin als wichtiger Teil der Klingelnberg-Gruppe bestehen, versichert die Firmenzentrale.
Wie wird das Geschäftsjahr 2020/21 aussehen?
Im aktuellen, noch bis zum 31. März laufenden im Geschäftsjahr wird das Unternehmen trotz anhaltender Corona-Krise den Auftragseingang des Vorjahres wohl signifikant übertreffen, zudem wird mit einer deutlichen Verbesserung des Ergebnisses gerechnet. Detaillierte Zahlen will die Geschäftsführung im Juni veröffentlichen. Dabei hatte auch die Maschinenbau-Branche weltweit die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen, dem sich auch Klingelnberg ebenfalls nicht vollständig entziehen konnte. Allerdings stemmte sich das Unternehmen „frühzeitig und mit hohem Engagement mit einem umfassenden Effizienzsteigerungsprogramm einerseits sowie der konsequenten Nutzung sich bietender Chancen in den weltweiten Märkten andererseits gegen diese Entwicklung“.
Wie hat sich das Geschäftsjahr bislang dargestellt?
Der hohe Einsatz und die Umsetzung des Effizienzs teig erungs programms hätten deutliche Erfolge gezeigt, heißt es in der Pressemitteilung. Nach einem schwachen ersten Halbjahr wurde die negative Entwicklung in der zweiten Hälfte gestoppt, so dass bereits im September der Auftragseingang erstmals wieder auf Vor-Corona-Niveau lag – „in einem Monat erreichte der Auftragseingang auf Vergleichsbasis den höchsten monatlichen Auftragseingang der Unternehmens geschichte “,
berichtet das Unternehmen.
Nach derzeitiger Einschätzung geht die Geschäftsführung zwar aufgrund des schwachen ersten und massiv von Corona geprägten Geschäftshalbjahres von einem deutlich reduzierten Umsatz für das Gesamt-Geschäftsjahr aus. Gleichzeitig werde aber ein deutlich verbessertes negatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr ausgewiesen. Zudem werde der Auftragseingang für das Gesamtjahr 2020/21 deutlich über Vorjahr liegen: Während der Auftragseingang zum ersten Halbjahr noch zirka 84 Millionen Euro betrug, stieg er mit Abschluss des dritten Quartals zum Jahresende auf etwa 166 Millionen Euro und übertraf damit den Auftragseingang des Vorjahreszeitraums (155 Millionen).
Wie sind die Aussichten für das nächste Geschäftsjahr?
In Folge des starken Auftragseingangs erwartet das Unternehmen für das am 1. April startende neue Geschäftsjahr einen stark steigenden Umsatz und die Rückkehr in positive Ergebnisbereiche. „Die Entwicklung unseres Unternehmens ist mehr als erfreulich“, stellt daher Jan Klingelnberg klar. „Überall dort, wo sich Chancen eröffnet haben – etwa in China und Nordamerika mit ihrem stark wachsenden Windenergie-Sektor oder auch beim Ausbau der Elektromobilität in der Automobilindustrie
– haben wir uns ausgezeichnet positionieren können.“Damit habe sich das Unternehmen in diesen Märkten zugleich aussichtsreich für die weitere Entwicklung aufgestellt. Gleichzeitig habe das frühzeitig eingeleitete Programm zur Steigerung der Effizienz schnell wichtige Erfolge gezeigt. Klingelnberg: „Es zeigt sich einmal mehr, dass es sich lohnt, für unsere Zukunft zu kämpfen.“
Wo sieht das Unternehmen Zukunftschancen?
Vor allem in der Windenergie. Insbesondere in den USA, China sowie Europa erwartet Klingelnberg künftig einen weiteren starken Ausbau der Gewinnung von Energie aus Wind mit entsprechenden großen Chancen für das Unternehmen. Die Geschäftsführung geht daher für die kommenden Jahren von einer anhaltend guten Entwicklung aus.