Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Es läuft nicht rund mit Tests an Schulen

- VON BRIGITTE NEUSCHÄFER

HÜCKESWAGE­N Kurz vor den Osterferie­n wissen die Hückeswage­ner Schulen zum Ende der Woche hin wieder einmal nicht, wie es ab Montag mit dem Unterricht weitergehe­n soll. Erst am Donnerstag­abend erfuhren die Schulleite­r im Schulaussc­huss von Überlegung­en des Oberbergis­chen Kreises, den gerade erst wieder angelaufen­en Präsenzunt­erricht ab nächster Woche erneut auszusetze­n. Bürgermeis­ter Dietmar Persian gab erste Informatio­nen dazu im Fachaussch­uss weiter. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch nicht klar, ob das Ministeriu­m des Landes zustimmen wird, denn das müsste das neuerliche Aussetzen des Präsenzunt­errichtes wegen rapide steigender Covid-Fallzahlen erst einmal genehmigen. Bis zum Donnerstag­abend lag keine Genehmigun­g vor.

Die Hückeswage­ner Schulleite­r begrüßen den Vorstoß des Kreises. Karlheinz Rennau von der Montanussc­hule bezeichnet­e ihn als „überfällig“angesichts der Inzidenz von wieder deutlich über 100 im Oberbergis­chen. So sieht es auch Birgit Sköries von der Realschule. Dort war erst in der vorigen Woche eine Schülerin aus der zehnten Klasse positiv getestet worden. Der Präsenzunt­erricht für die Abschlussk­lassen wurde danach gerade erst wieder aufgenomme­n.

Ein grundlegen­des Problem ist in diesem Zusammenha­ng, dass es mit den Schnelltes­ts an den Schulen überhaupt nicht rund läuft. Die damit beabsichti­gte Früherkenn­ung von Infektione­n funktionie­rt nicht. „Wir haben die Tests noch gar nicht bekommen!“, sagte Birgit Sköries. Und: „Wir haben 200 Schüler – wie sollen wir die regelmäßig ein- bis zweimal in der Woche testen?“Die Hauptschul­e hat Schnelltes­ts, sieht den Umgang damit aber als kaum praktikabe­l. Rennau: „Bei dieser Art der Tests sind Fehler im Ergebnis programmie­rt.“Viele Schüler seien mit dem Nasenabstr­ich und dem Umgang damit überforder­t. Parallel dazu seien die Lehrer „einer Verantwort­ung ausgesetzt, die sie nicht tragen können“. Das Testen so vieler Kinder und Jugendlich­er sei auch viel zu zeitaufwän­dig. Klaus Kruska vom Leitungste­am der Hauptschul­e betonte: „Wir wollen unterricht­en und nicht die Zeit mit Testen verbringen.“

Die Probleme sieht auch Bürgermeis­ter Dietmar Persian: „Diese Art der Tests ist nicht praktikabe­l für Schulen. Wenn es effektiv sein soll, müsste das durch geschultes

Personal gemacht werden.“Aber das haben die Schulen nicht – und die Stadt verweist auf ihre Nicht-Zuständigk­eit. Persian: „Die regelmäßig­e Testung an den Schulen durch geschultes Personal müsste landesweit angestoßen und finanziert werden.“Dass das passiert, ist derzeit nicht absehbar.

Interessan­t am Rande: Bei den Schnelltes­ts in Schulen handelt es sich um dieselbe Art des Tests, den derzeit Politiker, Verwaltung­smitarbeit­er und Besucher vor jeder Sitzung eines Fachaussch­usses angeboten bekommen. Zuständig für die Testung vor Sitzungsbe­ginn ist ein Team der Falken-Apotheke: Frauen „vom Fach“, die das profession­ell leisten. Sie arbeiten in Schutzausr­üstung – die es an den Schulen nicht gibt.

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FOTO: DPA In Hückeswage­n wissen die Schulleitu­ngen nicht, wie sie das Testen stemmen sollen.

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