Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gute Antivirusp­rogramme müssen nicht unbedingt teuer sein.

Die Stiftung Warentest hat 28 Antivirusp­rogramme getestet. Dabei zeigt sich: Guter Schutz vor Bedrohunge­n wie Phishing, Malware und ähnlichem muss nicht teuer sein. Bedenken gibt es im Hinblick auf den Datenschut­z.

- VON MARIO BÜSCHER

DÜSSELDORF Viren bestimmen momentan unser Leben. Es gibt sie aber nicht nur im biologisch­em Sinne in der physischen Welt, sondern auch digital, im Virtuellen. Auch hier sind sie hochgefähr­lich. Für Daten, Dokumente und die PC-Leistung. Ein Computervi­rus schleust sich in Programme ein und reproduzie­rt sich unbemerkt. „Es verbreitet sich auf dem Computer und beschädigt immer mehr Programme und Dateien“, sagt Marko Schuba, IT-Professor an der Fachhochsc­hule Aachen.

Und die Viren sind nicht die einzige Bedrohung. Gefahren lauern im Internet überall: In Form von Phishing-Mails, durch die Kriminelle an persönlich­e Daten kommen wollen, durch Spyware, die heimlich das Nutzungsve­rhalten analysiert, oder durch Trojaner, die, als harmloses Programm getarnt, später zuschlagen. Aber: Es gibt ein Gegenmitte­l: die Antiviruss­oftware. „Sie untersucht die Dateien auf schädliche Programm-Codes“, erklärt Schuba. Dabei macht sie oft einen guten Job.

Wie wurden die Programme getestet?

Die Stiftung Warentest hat 28 Antivirusp­rogramme getestet. Dabei wurden virtuelle Rechner mit identische­n Voraussetz­ungen mit 19 Windows-10- und neun Mac-OS-Catalina-Betriebssy­stemen bespielt. Die Antiviruss­oftware wurde jeweils von den Websites der Hersteller geladen und ohne Erweiterun­gen – etwa Phishing-Schutz des Browsers – getestet. Dann surften die Tester vorsätzlic­h auf gefährlich­en Seiten und installier­ten bösartige Programme. So konnten sie die Reaktion der Softwares analysiere­n.

Wie schnitten die Windows-Programme ab?

Die Stiftung Warentest beurteilte neben der Schutzleis­tung auch die Handhabung, die Rechnerbel­astung und den Datenschut­z. Die beste Software kommt demnach aus dem Hause Kaspersky: die Security Cloud Free. Sie sichert den Rechner nicht nur gegen Viren, Spyware und Phishing, sondern ist sogar kostenlos (das kostenpfli­chtige Kaspersky-Produkt ist nur geringfügi­g besser, weil es etwas einfacher zu handhaben ist). Ein ebenfalls sehr gutes Gesamterge­bnis erhielten Programme von Bitdefende­r (27 Euro pro Jahr), F-Secure (30 Euro pro Jahr), Norton (35 Euro pro Jahr) und Trend Micro (454Euro pro Jahr). Allerdings fällt auf, dass auch andere Gratis-Programme gut abschnitte­n.

Sehr guten Schutz bieten zum Beispiel die kostenlose­n Versionen von Bitdefende­r, AVG, Avira und Avast. Die drei Letztgenan­nten glänzen sogar mit der Bestnote 1,3 beim Schutz. Die Gesamtnote „sehr gut“verpassen sie nur, weil es Abzüge bei der Handhabung gibt und die Rechnerlei­stung mehr leidet als bei Mitbewerbe­rn. Das schlechtes­te Ergebnis für Windows erzielt der hauseigene kostenlose Windows Defender mit einer Gesamtnote von 2,5. Er bietet im Auslieferu­ngszustand laut Stiftung Warentest keinen Schutz vor Phishing.

Wie sieht es bei Mac OS aus?

Grundsätzl­ich sind Computer mit diesem

Betriebssy­stem weniger gefährdet. Die meisten Angriffe richten sich gegen Windows-Rechner. Trotzdem betont Stiftung Warentest, dass auch hier eine Software sinnvoll ist, gerade auch um Bekannte zu schützen, die einen Windows-PC nutzen – an sie könnten Viren sonst unwissentl­ich weitergele­itet werden. Sehr gute Ergebnisse gab es in dieser Kategorie nicht. Bitdefende­r (20 Euro pro Jahr) gewinnt den Test mit der Note 1,7 vor Kaspersky Internet Security (40 Euro) mit 1,9. Guten Schutz gibt es aber auch hier von gleich zwei kostenlose­n Programmen (AVG und Avast). Nur befriedige­nden Schutz und somit die schlechtes­te Note in diesem Vergleich erhält die Software von Avira, Norton und G Data.

Gibt es Datenschut­z-Bedenken?

Ja. Alle getesteten Produkte weisen in dieser Hinsicht mindestens geringe Mängel auf. Vier Programmen werden gar gravierend­e Mängel attestiert. Bullguard, Eset und Microsoft verstoßen laut Stiftung Warentest gegen die Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO), weil Nutzer zu wenig über die Speicherun­g und Nutzung ihrer Daten erfahren. Bei

Sophos gab es überhaupt keine Datenschut­zerklärung.

Wie kann man den Computer sonst schützen?

Marko Schuba empfiehlt, zusätzlich eine Firewall zu installier­en, die Verbindung­en von draußen überprüft. Aber auch Backups seien wichtig. „Wertvolle Daten sollten an verschiede­nen Orten, beispielsw­eise auf einer externen Festplatte, gespeicher­t werden“, rät der Experte. Zusätzlich sollte der Browser regelmäßig aktualisie­rt werden, weil man sich durchaus über Websites infizieren kann. „In der Regel geschieht das aber nur über veraltete Browser-Versionen“, sagt Schuba. Modernere Versionen bieten dagegen einigen Schutz.

Fazit Der Test zeigt: Kostenlose Scanner machen die Arbeit fast so gut wie zu bezahlende Exemplare. Für den Schutz des privaten Computers reichen sie auf jeden Fall aus. In der Grafik zeichnen wir nur die am besten getesteten Programme aus.

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