Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mans drängt weiter auf mehr Polizeipräsenz
Radevormwald gilt bei der Polizei als sichere Stadt, selbst für eine ländliche Kommune. Dennoch ist die Kriminalität 2020 angestiegen.
Radevormwald gilt bei der Polizei als sichere Stadt, selbst für eine ländliche Kommune. Dennoch ist die Kriminalität 2020 angestiegen.
„Ich bin absolut der Meinung, dass wir das in Rade brauchen“Johannes Mans Bürgermeister
RADEVORMWALD Diese Zahl klingt nicht gut: Elf Prozent mehr Straftaten hat es im Jahr 2020 in Radevormwald im Vergleich zum Jahr 2019 gegeben. Das wurde jüngst bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik des Oberbergischen Kreises mitgeteilt. Bestätigt fühlen können sich damit jene, die mehr Polizeipräsenz in der Stadt fordern. Zu denen
gehört auch der Chef im Rathaus, Johannes Mans. In einem Brief an NRW-Innenminister Herbert Reul hatte der Bürgermeister gebeten, dass für das Sicherheitsgefühl der Bürger in der Bergstadt eine größere Präsenz der Polizeibeamten vor Ort nötig sei.
Bei nächster Gelegenheit, so kündigt Mans an, werde er den Minister auf diesen Punkt wieder ansprechen. Reul wird voraussichtlich bei der geplanten Gedenkfeier für die Opfer des Eisenbahnunglücks von Dahlerau anwesend sein, das sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt.
„Ich bin absolut der Meinung, dass wir in Radevormwald mehr Polizeipräsenz brauchen“, bekräftigt der Bürgermeister. Auch wenn den Zahlen nach die Kriminalität seit Jahren rückläufig sei, ändere dies nichts an der Tatsache, dass die Menschen vor Ort jemanden bräuchten, der für den Fall der Fälle bereit stehe. Der Bezirksdienst an der Kaiserstraße 92 bietet derzeit zwei Mal pro Woche für die Bürger Sprechzeiten an: dienstags von 10 bis 11 Uhr und donnerstags von 17 bis 18 Uhr.
Doch wie sieht man das bei der Polizei selbst? Michael Tietze, Hauptkommissar und Sprecher der oberbergischen Polizeibehörde, kennt dieses Thema gut. Und er verweist darauf, dass die reine Präsenz der Bezirksbeamten in der Polizeiwache vor Ort nicht unbedingt der entscheidende Faktor ist. „Die Kollegen der Wache in Wipperfürth sind ja mit der Streife regelmäßig unterwegs“, erklärt er. Zudem sei, wenn man die Statistik der Verbrechen
in Radevormwald mit denen anderer Städte vergleiche, die Stadt im Nordkreis ein Hort der Sicherheit. Tatsächlich sind Gummersbach, Waldbröl und Wiehl bei den Kriminalitätszahlen weiter oben angesiedelt. Die in dieser Hinsicht beschaulichste Kommune im Kreis ist Morsbach tief im Süden.
Dennoch räumt Tietze ein, dass in den Zeiten der Corona-Pandemie manche Straftaten, vor allem Trickbetrug, deutlich zugenommen haben. Senioren sind ein bevorzugtes Ziel der Ganoven geworden, ihnen wird inzwischen nicht nur mit dem Enkeltrick Angst gemacht, sondern auch mit angeblichen Impfterminen, mit Mitteln gegen Corona oder mit angeblich plötzlich schwer am Virus erkrankten Verwandten, die dringend Geld benötigen.
Gegen solche Maschen hilft vor allem Aufklärung der möglichen Opfer. Wegen der Corona-Pandemie konnten allerdings nicht alle Informationsveranstaltungen wie geplant durchgeführt werden. „Das Interesse an seniorenspezifischen Vortragsangeboten befand sich bis zum ersten Lockdown auf Vorjahresniveau“, heißt es in der Kriminalitätsstatistik. „Viele bereits geplante Veranstaltungen mussten im Anschluss allerdings abgesagt werden. Lediglich sieben Veranstaltungen konnten unter Beachtung der Pandemieschutzvorkehrungen durchgeführt werden. In dieser Zeit geschaffene Möglichkeiten wie Onlineangebote und Telefonberatungen fanden leider verhältnismäßig wenig Anklang“, heißt es weiter.
Wer in der aktuellen Kriminalitätsstatistik des Kreises blättert und sich die Zahlen zu Rade anschaut, dem fällt es schwer, einen deutlichen Trend zu erkennen, ausgenommen den Rückgang bei Diebstählen und Einbrüchen, der teilweise der Corona-Pandemie zuzuschreiben ist, denn mehr Menschen sind daheim.
Was häusliche Gewalt angeht, über deren Anwachsen viele Experten besorgt sind, hat sich zum Glück im Oberbergischen Kreis kein Trend nach oben gezeigt. „Bei einer fast konstanten Zahl an Vorgängen gegenüber 2019 sind die Beratungen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt deutlich gestiegen“, heißt es in der Statistik. „Das spiegelt sich auch in der höheren Zahl der Kontaktaufnahmen mit den oberbergischen Jugendämtern wider.“