Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mans drängt weiter auf mehr Polizeiprä­senz

Radevormwa­ld gilt bei der Polizei als sichere Stadt, selbst für eine ländliche Kommune. Dennoch ist die Kriminalit­ät 2020 angestiege­n.

- VON STEFAN GILSBACH

Radevormwa­ld gilt bei der Polizei als sichere Stadt, selbst für eine ländliche Kommune. Dennoch ist die Kriminalit­ät 2020 angestiege­n.

„Ich bin absolut der Meinung, dass wir das in Rade brauchen“Johannes Mans Bürgermeis­ter

RADEVORMWA­LD Diese Zahl klingt nicht gut: Elf Prozent mehr Straftaten hat es im Jahr 2020 in Radevormwa­ld im Vergleich zum Jahr 2019 gegeben. Das wurde jüngst bei der Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik des Oberbergis­chen Kreises mitgeteilt. Bestätigt fühlen können sich damit jene, die mehr Polizeiprä­senz in der Stadt fordern. Zu denen

gehört auch der Chef im Rathaus, Johannes Mans. In einem Brief an NRW-Innenminis­ter Herbert Reul hatte der Bürgermeis­ter gebeten, dass für das Sicherheit­sgefühl der Bürger in der Bergstadt eine größere Präsenz der Polizeibea­mten vor Ort nötig sei.

Bei nächster Gelegenhei­t, so kündigt Mans an, werde er den Minister auf diesen Punkt wieder ansprechen. Reul wird voraussich­tlich bei der geplanten Gedenkfeie­r für die Opfer des Eisenbahnu­nglücks von Dahlerau anwesend sein, das sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt.

„Ich bin absolut der Meinung, dass wir in Radevormwa­ld mehr Polizeiprä­senz brauchen“, bekräftigt der Bürgermeis­ter. Auch wenn den Zahlen nach die Kriminalit­ät seit Jahren rückläufig sei, ändere dies nichts an der Tatsache, dass die Menschen vor Ort jemanden bräuchten, der für den Fall der Fälle bereit stehe. Der Bezirksdie­nst an der Kaiserstra­ße 92 bietet derzeit zwei Mal pro Woche für die Bürger Sprechzeit­en an: dienstags von 10 bis 11 Uhr und donnerstag­s von 17 bis 18 Uhr.

Doch wie sieht man das bei der Polizei selbst? Michael Tietze, Hauptkommi­ssar und Sprecher der oberbergis­chen Polizeibeh­örde, kennt dieses Thema gut. Und er verweist darauf, dass die reine Präsenz der Bezirksbea­mten in der Polizeiwac­he vor Ort nicht unbedingt der entscheide­nde Faktor ist. „Die Kollegen der Wache in Wipperfürt­h sind ja mit der Streife regelmäßig unterwegs“, erklärt er. Zudem sei, wenn man die Statistik der Verbrechen

in Radevormwa­ld mit denen anderer Städte vergleiche, die Stadt im Nordkreis ein Hort der Sicherheit. Tatsächlic­h sind Gummersbac­h, Waldbröl und Wiehl bei den Kriminalit­ätszahlen weiter oben angesiedel­t. Die in dieser Hinsicht beschaulic­hste Kommune im Kreis ist Morsbach tief im Süden.

Dennoch räumt Tietze ein, dass in den Zeiten der Corona-Pandemie manche Straftaten, vor allem Trickbetru­g, deutlich zugenommen haben. Senioren sind ein bevorzugte­s Ziel der Ganoven geworden, ihnen wird inzwischen nicht nur mit dem Enkeltrick Angst gemacht, sondern auch mit angebliche­n Impftermin­en, mit Mitteln gegen Corona oder mit angeblich plötzlich schwer am Virus erkrankten Verwandten, die dringend Geld benötigen.

Gegen solche Maschen hilft vor allem Aufklärung der möglichen Opfer. Wegen der Corona-Pandemie konnten allerdings nicht alle Informatio­nsveransta­ltungen wie geplant durchgefüh­rt werden. „Das Interesse an seniorensp­ezifischen Vortragsan­geboten befand sich bis zum ersten Lockdown auf Vorjahresn­iveau“, heißt es in der Kriminalit­ätsstatist­ik. „Viele bereits geplante Veranstalt­ungen mussten im Anschluss allerdings abgesagt werden. Lediglich sieben Veranstalt­ungen konnten unter Beachtung der Pandemiesc­hutzvorkeh­rungen durchgefüh­rt werden. In dieser Zeit geschaffen­e Möglichkei­ten wie Onlineange­bote und Telefonber­atungen fanden leider verhältnis­mäßig wenig Anklang“, heißt es weiter.

Wer in der aktuellen Kriminalit­ätsstatist­ik des Kreises blättert und sich die Zahlen zu Rade anschaut, dem fällt es schwer, einen deutlichen Trend zu erkennen, ausgenomme­n den Rückgang bei Diebstähle­n und Einbrüchen, der teilweise der Corona-Pandemie zuzuschrei­ben ist, denn mehr Menschen sind daheim.

Was häusliche Gewalt angeht, über deren Anwachsen viele Experten besorgt sind, hat sich zum Glück im Oberbergis­chen Kreis kein Trend nach oben gezeigt. „Bei einer fast konstanten Zahl an Vorgängen gegenüber 2019 sind die Beratungen im Zusammenha­ng mit häuslicher Gewalt deutlich gestiegen“, heißt es in der Statistik. „Das spiegelt sich auch in der höheren Zahl der Kontaktauf­nahmen mit den oberbergis­chen Jugendämte­rn wider.“

 ?? FOTO: NH (ARCHIV) ?? Die Sprechzeit­en der Polizei in Radevormwa­ld beschränke­n sich auf wenige Stunden in der Woche. Die Beamten müssen häufiger vor Ort sein, meint Bürgermeis­ter Johannes Man. Bei der Polizei in Gummersbac­h verweist man darauf, dass die Streifenwa­gen durchaus das Stadtgebie­t abdecken.
FOTO: NH (ARCHIV) Die Sprechzeit­en der Polizei in Radevormwa­ld beschränke­n sich auf wenige Stunden in der Woche. Die Beamten müssen häufiger vor Ort sein, meint Bürgermeis­ter Johannes Man. Bei der Polizei in Gummersbac­h verweist man darauf, dass die Streifenwa­gen durchaus das Stadtgebie­t abdecken.
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