Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bürger protestier­en gegen Eifgen-Pläne

Ursula Bauer und René Kaleck lehnen die Pläne der Stadt für das Eifgental entschiede­n ab: Das Areal rund um das alte Freibad dürfe nicht verkauft werden, um dort Büroräume und Gastronomi­e zu schaffen. Sie fordern mehr Widerstand.

- VON THERESA DEMSKI

Ursula Bauer und René Kaleck lehnen die Pläne der Stadt für das Eifgental entschiede­n ab, das Areal zu verkaufen.

WERMELSKIR­CHEN „Hören Sie mal hin“, sagt Ursula Bauer und legt den Finger über die Lippen. „Hier singen die Vögel“, ergänzt sie dann und deutet auf die Wiese am alten Freibad, auf die Bäume, das Gewässer und den angrenzend­en Wald. Und dabei soll es bleiben, wenn es nach Ursula Bauer und René Kaleck geht. Die beiden eint der Wunsch, das Eifgental und seine Natur zu schützen. Und deswegen haben sie die Pläne der Stadt, das Areal zu verkaufen und die Idee eines Investors, genau an dieser Stelle Büroräume und Gastronomi­e zu schaffen, erschrocke­n – und empört. „Mir erschließt sich nicht, dass ausgerechn­et in dieser Idylle Büros im großen Stil entstehen sollen“, sagt Ursula Bauer und verweist auf das Rhombus-Gelände, für das es doch ganz ähnliche Pläne gebe. „Sollen sich die Investoren doch dort anschließe­n“, sagt sie, „und das Eifgen in Ruhe lassen.“

Das Tal ist der Seniorin wohl vertraut – nicht nur, weil ihr Mann hier lange Jagdpächte­r war, sondern weil sie auch selbst mit Pferd und als Spaziergän­gerin seit Jahrzehnte­n hier unterwegs ist. „Wir dürfen die Natur nicht immer weiter zurückdrän­gen“, sagt sie und erinnert an den Schutzstat­us, den die Natur entlang des Eifgens besitze. Wenn Büros und Gastronomi­e gebaut würden, wachse auch der Bedarf an Parkplätze­n. „Hier wird es am Wochenende ohnehin schon eng“, sagt Ursula Bauer, „erst recht, wenn das Wetter schön ist, Fußball gespielt wird und eine Kulturvera­nstaltung im Haus Eifgen stattfinde­t.“Sie fragt: Wo sollen die ganzen Autos parken? Zumal dieser Ort doch eigentlich der Natur gehöre, den Tieren und auch den Wanderern. „Nur, weil es für die Stadt der günstigste Weg ist, die alten Gebäude loszuwerde­n, dürfen doch nicht alle dazu nicken“, sagt sie.

René Kaleck versteht den Ärger von Ursula Bauer gut. „Mir erschließt sich auch nicht, welchen Mehrwert so ein Konzept für uns Wermelskir­chener haben soll“, sagt

er, „es ärgert mich, wenn uns vorgegauke­lt wird, die Pläne würden für uns umgesetzt.“Die Wermelskir­chener würden das Eifgen als das schätzen, was es ist, sagt er und erzählt von den ausgedehnt­en Spaziergän­gen mit dem Hund, von Begegnunge­n mit Naturfreun­den und bergischer Idylle. Dazu passe kein kommerziel­ler Betrieb mitten in der Natur. „Wir können doch nicht einfach riesige Glaskästen hier hin setzen und davon ausgehen, dass diese Idee funktionie­rt“, sagt Kaleck, „außerdem haben wir genug Restaurant­s hier.“Und dann erinnert er an das Haus Eifgen: Dort solle die Stadt Unterstütz­ung anbieten, statt ein paar Meter weiter große Pläne zu schmieden, fordert er.

Während er spricht, gesellt sich Claus Füllhase zu den beiden. Er sei früher Bademeiste­r im Freibad gewesen, erzählt er. Und er verfolge

das Schicksal des Areals seit Jahrzehnte­n, habe Ideen und Projekte kommen und gehen sehen. Ihm liege dieses Fleckchen Erde am Herzen. Die Pläne für Verkauf und Neugestalt­ung, lehne er komplett ab, sagt Füllhase. Und dann verweist er auf den Fledermaus­turm, den er hier unten am Parkplatz pflegt und hegt. „Hier haben viele Tiere ein Zuhause“, sagt er und ergänzt dann:

„Und natürlich der Schmied.“Füllhase deutet auf die beiden Backsteinh­äuser: „Das kann die Stadt ja nicht einfach ignorieren.“

Und wie soll es am alten Freibad, das mehr und mehr verfällt, weitergehe­n? „Das Gebäude sollte abgerissen werden, die Stadt sollte sich endlich für die Pflege des Areals verantwort­lich fühlen, dann könnten ein paar Bänke hier aufgestell­t werden“, sagt Ursula Bauer. Und wenn Juan Manual Herrera Luzón, Mieter der alten Schmiede, das Eifgen irgendwann aus eigenem Willen verlassen wolle, dann könnte dort ein Museum für bergisches Handwerk entstehen. „So könnten wir auch die Tradition wirklich pflegen“, sagt Ursula Bauer.

Im Mai soll die Politik über den möglichen Verkauf des Areals entscheide­n. „Ich verstehe nicht, warum jetzt der Protest nicht lauter ausfällt“, sagt Ursula Bauer, „es ist seltsamer Weise sehr ruhig“. Und deswegen sei sie nun an die Öffentlich­keit gegangen: Sie wünsche sich, dass Politik und Bürgerscha­ft „erkennen, was hier auf dem Spiel steht und sich wehren“. Das Eifgental sei ein Kleinod und wenn es weiterhin so bleiben solle, müssten sich die Wermelskir­chener dafür auch einsetzen.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Ursula Bauer und René Kaleck sind über die geplante Bebauung der Stadt im Eifgental verärgert. Die Natur soll Natur bleiben.

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