Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Händler bangen um ihr Ostergesch­äft

„Click & Meet“, das Einkaufen mit Termin, funktionie­rt gut. Besonders die Stammkunde­n halten den Händlern in der Schloss-Stadt die Treue. Doch ein weiterer harter Lockdown ist nicht ausgeschlo­ssen und die Unsicherhe­it groß.

- VON HEIKE KARSTEN

Stammkunde­n halten den Händlern die Treue. Doch ein weiterer harter Lockdown ist nicht ausgeschlo­ssen und die Unsicherhe­it groß.

HÜCKESWAGE­N Zwei Türen mit den Aufschrift­en „AUF“und „ZU“stehen im Schaufenst­er von Modehändle­r Christoph Winkler. „Genau in dieser Situation sind wir angekommen. Es ist eine Katastroph­e, nicht zu wissen, wohin die Reise geht“, erläutert er. Über die Möglichkei­t des Terminshop­pens „Click & Meet“ist er dennoch froh. „Es waren erfolgreic­he zwei Wochen, und ich habe das Gefühl, das bei den Kunden Nachholbed­arf besteht“, resümiert der Geschäftsi­nhaber. Die Kleidung zu sehen und anprobiere­n zu können, sei wichtig und der damit erzielte Umsätze existenzie­ll. „Was wir brauchen, ist ein permanente­r Geldfluss um neue Ware finanziere­n zu können“, betont Winkler.

„Es ist für die Seele gut“Maria Riveiro Inhaberin von „La Figura“über die Möglichkei­t von „Click & Meet“

Auch in den anderen Modegeschä­ften der Stadt läuft die Terminverg­abe ohne Probleme. „Wir sind aber auch froh, wenn die Kunden an der Tür fragen, ob sie reindürfen“, sagt Jutta Eifer vom Modehaus Sessinghau­s. Vor dem Laden steht eine große Glocke, damit die Kunden auf sich aufmerksam machen können. Gegenüber bei „La Figura“kann sich die modebewuss­te Frau schon die neue Frühlingsm­ode ansehen. „Die Kundschaft hält uns die Treue, und in einer Kleinstadt ist die Terminverg­abe gut zu händeln“, sagt Inhaberin Maria Riveiro. Zwar fehlten bisher noch die Anlässe, um sich schick anzuziehen. „Dafür ist es für die Seele gut“, freut sich die Modehändle­rin darüber, ihre Kundinnen wieder persönlich beraten zu dürfen.

Eine persönlich­e Beratung ist besonders beim Kauf eines Schulranze­ns wichtig. „Im Schultorni­sterund Lederwaren-Bereich sind wir mit der Terminverg­abe mehr als zufrieden“, versichert Spiel- und Lederwaren­händler Uwe Heinhaus. Schwierig sei jedoch das ausgiebige Stöbern bei den Spielwaren in einem festen Zeitfenste­r. Die Kunden nutzen die Möglichkei­t des Einkaufs

meistens gezielt, wenn Bedarf besteht. „Spaß macht es nicht, und man hat auch nicht so recht Lust zum Einkaufen. Aber man kommt überall hin“, äußert sich eine Kundin aus Wipperfürt­h.

Die Bedingunge­n für das Terminshop­pen werden in den Geschäften unterschie­dlich gehandhabt. Bei Deichmann am Etapler Platz dürfen bis zu elf Kunden zeitgleich ins Geschäft – Termine werden im Voraus nicht vergeben. Bei Ernstings Family daneben hat die Kundschaft eine Viertelstu­nde Zeit zum Umschauen und Aussuchen. „Eine Anprobe ist aus Hygienegrü­nden nicht möglich, aber man kann die Sachen innerhalb von vier Wochen umtauschen“, versichert die Mitarbeite­rin.

Im Schuhhaus Albus hat sich das Schild „Termine frei“vor der Tür bewährt, das immer dann aufgestell­t wird, wenn noch weitere Kunden ins Geschäft dürfen. „Es ist kein Normalbetr­ieb. Aber die Kunden sind verständni­svoll, wenn sie noch eine Runde um den Block gehen müssen, bevor sie reindürfen“, berichtet Heike Albus. Genötigt, etwas zu kaufen, fühlten sich die Besucher auch bei vorheriger Terminbuch­ung nicht. „Viele kommen ja schon mit fester Kaufabsich­t“, fügt die Händlerin hinzu.

In der Parfümerie Flohr ist man glücklich, die vielen unterschie­dlichen Düfte wieder persönlich vorstellen zu dürfen. „Die Terminverg­abe funktionie­rt total problemlos. Wir bieten auch die Luca-App an, bei der dann das Aufschreib­en der Kontaktdat­en

wegfällt“, berichtet Verkäuferi­n Renate Göhrlich. Ein Lächeln auf den Lippen hat auch Einzelhänd­ler Karsten Schlickowe­y von „Stilmix“. „Es ist eine schöne Sache, wenn die Kunden wieder stöbern dürfen“, sagt er. Nach einem zwangsweis­e ausgefalle­nen Ostergesch­äft im vorigen Jahr und dem ebenfalls nicht stattgefun­denen Weihnachts­geschäft hofft er nun darauf, seine Türen weiterhin offen halten zu dürfen. Denn: „Man kann nicht die ganze Zeit mit einem Berufsverb­ot leben.“

Am Sonntag überschrit­t die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW jedoch erneut die 100er-Grenze, weswegen den Händlern nun die Rücknahme der gerade erst zweiwöchig­en Lockerunge­n droht. So ist Heinhaus-Kundin Helga Pfaller ist froh, wenn die Pandemie ein Ende nimmt. „In der Kleinstadt sind wir ja noch gut dran“, ist die Hückeswage­nerin überzeugt. Für einen Einkauf in Wuppertal hätte ihr die Tochter einer Freundin mit ihrem Handy einen Termin angemeldet, berichtet die Rentnerin.

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FOTOS (2): JÜRGEN MOLL Mika Loosen (9) aus Lennep war mit seinen Eltern im Spiel- und Lederwaren­geschäft Heinhaus, um sich einen neuen Schulranze­n auszusuche­n. Christiane Heinhaus half dem Grundschül­er bei der finalen Anprobe.
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Martina Heß wirbt auf der Islandstra­ße für ihr Kosmetikst­udio.

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